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Digital vernetzt. Die vom Tagesspiegel und den Potsdamer Neuesten Nachrichten organisierte Konferenz stieß auf reges Interesse. Gemäß dem Thema twitterten viele Teilnehmer Zitate vor Ort.

© Manfred Thomas

Brandenburg: Digitale Fachkräfte gesucht

Diskussion auf der Konferenz „Digitale Zukunft @brandenburg“ zum Verhältnis von Mensch und Technik

Von Sarah Kugler

Potsdam - Die digitale Entwicklung im Land Brandenburg hängt nicht nur von der richtigen Technik, sondern vor allem von gut ausgebildeten Fachkräften ab. Das verdeutlichte die von Tagesspiegel und den Potsdamer Neuesten Nachrichten organisierte Konferenz „Digitale Zukunft @brandenburg“ am Freitag. Fachleute aus Wirtschaft, Informatik und Bildung diskutierten mit etwa 200 Gästen im BlauArt Tagungshaus in Potsdam unter anderem, welche Chancen die Digitalisierung für kleine sowie mittlere Unternehmen bietet und wie sich Bildungs-, Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote an die Bedürfnisse einer digitalen Welt anpassen müssen.

Laut Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sei die Digitalisierung ist in fast allen Lebensbereichen des Landes längst Realität und Brandenburg mittendrin im Prozess. „Für uns geht es nun darum, das Verhältnis von Mensch und Maschine neu zu justieren“, sagte er. Bei der Vernetzung solle niemand auf der Strecke bleiben. 62 Prozent aller märkischen Haushalte hätten Zugang zu 50 Megabit pro Sekunde, was immerhin dafür ausreiche, Filme auf Netflix oder Amazon Prime zu sehen, wie Woidke scherzhaft anmerkte. Um hingegen ein Unternehmen ausreichend digital auszustatten, sei das nicht genug. Besonders in entlegenen Gebieten Brandenburgs, in denen „die privatwirtschaftlich organisierten Telekommunikationsunternehmen nicht in ausreichendem Maße für flächendeckende Hochleistungsnetze gesorgt haben“, sei das problematisch. „Deshalb wird Brandenburg gemeinsam mit dem Bund und den Kommunen in den kommenden Jahren 450 Millionen Euro in den weiteren Breitbandausbau stecken“, so der Ministerpräsident. Allein die Bereitstellung der technischen Voraussetzungen genüge aber nicht. Wie bereits die vom Land Brandenburg durchgeführte Studie Wirtschaft 4.0 zeigte, verlangt eine gut eingesetzte Digitalisierung von den Beschäftigten auch Prozesswissen und Kommunikationskompetenzen.

Weiterbildungsmaßnahmen sind also gefragt – bei den Arbeitnehmern, aber auch bei den Führungskräften. Das betonte Carsten Kampe vom Brandenburger Fachkräftemonitoring der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) am Freitag. „Wir müssen die Digitalisierung in die Köpfe der Chefs bringen“, sagte auch Tilo Jänsch, Geschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam. Nur dann könne sich ein Unternehmen erfolgreich digitalisieren. Wie Kampe sagte, bestehe ein akuter Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. „Es ist unglaublich wichtig, dass wir im Hinblick auf digitale Medien ausbilden.“ Das fange bereits in der Schule an – insbesondere bei den Lehrern. Dietmar Woidke lieferte am Freitag dazu den richtigen Schlagsatz: „Ich bin kein Digital Native“, sagt er und meint damit, nicht zu der Generation zu gehören, die mit der digitalen Welt aufgewachsen sind. Damit spricht er laut Sabine Frank, Leiterin der Regulierung des Verbraucher- und Jugendschutzes bei Google, vielen Eltern und Lehrern aus der Seele. „Es existiert eine große Zurückhaltung bei der Frage von Digitalisierung in den Schulen“, sagt sie am Freitag. Deswegen sei es wichtig, Möglichkeiten in dem Bereich mit den Erwachsenen und Kindern gemeinsam zu besprechen. „Die junge Generation kennt sich in dem Bereich oft schon viel besser aus“, so Frank. „Und es geht eben nicht immer nur ums Daddeln, sondern auch um das Gestalten von Projekten.“ Wie eine gute digitale Vernetzung im Schulbereich aussehen kann, zeigen etwa die Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam oder die Zukunftswerkstatt von Google, die unter anderem virtuelle Realitäten in Schulen bringt. Über solche Projekte hinaus sei es aber auch wichtig, Kinder früh für die digitale Welt zu begeistern. Das bedeute auch, frühzeitig mit dem Informatikunterricht zu beginnen, um ein Gesamtverständnis für die digitale Welt zu bekommen.

Laut Woidke ist die Schaffung von besten digitalen Bedingungen für Kinder und Jugendliche in Brandenburg ein großer Schwerpunkt. Medienbildung werde ab diesem Schuljahr erstmals als fachintegrative Aufgabe an den Schulen einbezogen. „Der kompetente Umgang mit digitaler Technik wie dem Smartphone hat sich zu einer neuen Kulturtechnik entwickelt“, so Woidke, der selbst allerdings Apps wie etwa Twitter nicht nutzt. Es sei wichtig, allen eine selbstbestimmte Informationsbeschaffung und Mediennutzung zu ermöglichen. Medienbildung müsse daher ein elementarer Bestandteil des Bildungswesens sein.

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