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Rechenhilfe. Pendeln kostet Zeit – und lohnt sich finanziell nicht in jedem Fall. Gibt es jedoch eine gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, kann ein Umzug aus einer teuren Innenstadt ins Grüne lohnen.

©  Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Die Kosten der Pendler

Online-Rechner des Verkehrsverbunds zeigt Wohn- und Mobilitätskosten für Brandenburg und Berlin

Potsdam/Berlin - Eine günstige Bleibe im Grünen statt einer immer teureren Wohnung in Potsdam oder Berlin – für viele Bewohner der Hauptstadtregion ist das eine verlockende Alternative, für andere schlicht eine finanzielle Notwendigkeit. Tatsächlich spüren mittlerweile auch die sogenannten Städte in der zweiten Reihe wie Lübben oder Rathenow den Druck, wie die rot-rote Landesregierung im vergangenen Jahr in ihrem Strategiepapier Stadtentwicklung und Wohnen festgestellt hatte. Doch ein gutes Geschäft ist der Umzug ins Grüne nicht unbedingt.

Ob sich ein Umzug finanziell lohnt, hängt schließlich nicht nur von den Wohnkosten, sondern auch von den Kosten für Mobilität ab. Weite Wege kosten Zeit – und Geld. Wie viel genau, kann man nun auf der Webseite des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) herausfinden. Der stellte am Mittwoch seinen Wohn- und Mobilitätskostenrechner vor – Womoko genannt. Für alle, die einen Umzug planen, sei es jetzt möglich, die Mobilitätskosten für die Pendelstrecken zu berechnen.

Bei den ersten Anwendungen wirken die Ergebnisse plausibel. So kann beispielsweise ein in der Potsdamer Innenstadt arbeitender Single theoretisch durch einen Umzug von Babelsberg nach Luckenwalde rund 200 für Wohnen sparen, zahlt aber insgesamt gut 300 Euro drauf, weil er wegen der schlechten Verbindung mit Bus und Bahn ein Auto bräuchte. Anders sieht es bei einem Umzug nach Brandenburg an der Havel aus: Dort ist das Wohnen ähnlich günstig wie in Luckenwalde, durch die direkte Verbindung mit dem Regionalexpress fallen aber die Kosten für ein Auto weg. Dank Entfernungspauschale bleibt am Ende ein Gewinn von mehr als 200 Euro monatlich. Je nach Ausgangspunkt könnte dementsprechend auch für Einpendler ein Umzug ins teurere Potsdam unter dem Strich eine gute Wahl sein.

Für den Womoko hat der VBB Daten zu den durchschnittlichen Immobilienkaufpreisen und Nettokaltmieten von einem spezialisierten Büro ermitteln lassen. Die Wohnnebenkosten beruhen auf Durchschnittswerten. Die Kosten für Autos werden unter Nutzung von Angaben des ADAC berechnet und beinhalten Anschaffungspreis, Werkstattkosten, Steuern und Wertverlust. Den Fahrzeugtyp kann man wählen, ebenso wie sich viele andere Einstellung individuell nachjustieren lassen. Die Kosten für Bus und Bahn werden über eine Schnittstelle zur Fahrplanauskunft des VBB abgefragt – je nach Lage des Wohn- und Arbeitsortes.

Als nächster Schritt soll auch der Rest des Landes Brandenburg in den Womoko einbezogen werden, wie Brandenburgs Staatssekretärin für Infrastruktur Ines Jesse sagte. Brandenburgs Landesregierung sieht in der Transparenz der Kosten vor allem eine Chance für Städte, die etwa eine Bahnstunde von Berlin entfernt liegen. Dort sind die Wohnkosten vergleichsweise günstig und die Fahrtzeit mit der Bahn – sofern vorhanden – überschaubar.

Momentan noch nicht auf der Agenda steht, die Logik des Rechners umzukehren, damit die Nutzer mit ihrem Budget nach einem Wohnort suchen können, den sie sich inklusive Fahrtkosten noch leisten können. Auf Nachfrage hieß es am Mittwoch, man nehme die Anregung auf.

Für den VBB ist der Womoko natürlich auch ein Marketinginstrument. „Der Rechner macht deutlich, dass an vielen Wohnlagen sogar Geld gespart werden kann, wenn man Bus und Bahn nutzt“, so VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel. Der Rechner helfe nicht nur bei der Wohnortentscheidung, er könne auch dazu beitragen, den Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. So gesehen sind auch die Kosten von bisher 150 000 Euro für den Womoko eine Investition: Bringt er dem VBB mehr als 150 Jahresabos für den Tarifbereich ABC für 992, sind die Kosten schon nach einem Jahr eingespielt.

www.vbb.de/womoko

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