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Übers Essen sprechen. Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD, r.) unterhält sich auf einer Pressefahrt mit Brandenburger Lebensmittelproduzenten, für die das Vermarkten regionaler Produkte Unternehmensstrategie ist.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Der Berliner Vorgarten

Brandenburgs Wirtschaftsminister besucht die Ernährungsindustrie

Freienbrink - Es hat gedauert. Doch inzwischen finden immer mehr Lebensmittel aus der Region den Weg in die hiesigen Supermärkte, aus dem Vorgarten Brandenburg nach Berlin. „Das Bewusstsein für Regionales nimmt zu“, sagte Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) am Mittwoch bei einer Pressefahrt. Das trage zum Wachstum der Ernährungswirtschaft im Land bei. Mit einem Umsatz von neun Milliarden Euro und 58 000 Beschäftigten werde schon heute jeder zehnte Euro hier erwirtschaftet.

„Die Leute setzen mehr auf regionale Produkte, und so etwas wie jetzt der Eier- Skandal trägt natürlich noch dazu bei“, bestätigte Hans Ulrich Schlender, Geschäftsführer für Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt bei der Gruppe Edeka-Minden-Hannover, einer von sieben deutschen Regionalgesellschaften der Handelskette. In Brandenburg betreibt sie unter anderem das Frische-Logistik-Zentrum von Edeka in Freienbrink südöstlich von Berlin. Es war eine Station der Tour. Von hier aus werden die 227 Filialen in Berlin und 167 Filialen in Brandenburg mit frischer Wurst und Fleisch beliefert. Edeka gilt als ein Vorreiter bei regionaler Ware in den Regalen. Aber auch hier geschah dies nicht im Selbstlauf, wie Regionaleinkäufer Marco Reh berichtete. Er wurde von Schlender vorgestellt als Mann „mit dem begehrtesten Job in ganz Edeka“, der sich jeden Tag durch Brandenburg verkoste. Doch als er damals 2009 anfing, habe er fast ein Jahr gebraucht, „es in den eigenen Apparat einzuspeisen“ und einen Überblick zu bekommen, was schon da sei, sagte Reh. Edeka sei ja eine Art Genossenschaft, mit selbstständig geführten Filialen. „Es gibt keinen Herrn Edeka, der nur auf einen Knopf drückt.“ Damals habe es hier 136 regionale Lieferanten gegeben, mit rund 2000 Produkten. „Heute sind es 300 Lieferanten und 3500 Produkte.“ Das bedeute allerdings nicht, dass man alle in jedem Supermarkt finde. „Da ist auch Honig dabei, der vom Imker in eine Filiale geliefert wird.“ Lebensmittel aus der Region machen, je nach Saison, „zwischen fünf und zehn Prozent“ am Umsatz aus. „Es wächst ständig.“

Die „größte Schwierigkeit“ bleibt nach seinen Worten die Logistik, besonders bei frischer, leicht verderblicher Ware. Das Auslieferungs- und Umschlaglager in Freienbrink, sonst nicht öffentlich zugänglich, belegt das eindrücklich. Die 8000 Quadratmeter große Halle, mehrere Fußballfelder groß, erinnert mit 106 Toren zum Be- und Entladen der Kühllaster an einen Flughafen. Drinnen wird bei Temperaturen um die zwei Grad Celsius die angelieferte Frischware angenommen, über ein robotergestützten Lagersystem gemäß den Bestellungen der einzelnen Filialen kommissioniert, um am nächsten Morgen ausgeliefert zu werden. Alles muss perfekt funktionieren. Jede Woche werden hier 1800 Tonnen Fleisch und Wurst umgeschlagen.

Ein Lieferant ist etwa das Gut Heesterberg aus Neuruppin. Vor der Kooperation habe man versucht, die Produkte in 15 eigenen Läden zu verkaufen, berichtet Geschäftsführerin Karoline Heesterberg. „Wir waren darin nicht gut. Jetzt können wir uns wieder auf das konzentrieren, was wir können.“

Kleinere Firmen haben es schwerer. Sie scheitern bislang noch oft an den komplizierten Dokumentationsverpflichtungen, die mit Listungen verbunden sind. Mit dem Projekt „Regiofood plus“ will die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde gemeinsam mit Erzeugern und Handel ein IT-System entwickeln, das kleinen Regionalproduzenten den Zugang zu den großen Ketten erleichtert. Thorsten Metzner

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