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Brandenburg: Das Chaos bleibt

S-Bahn: Kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht Vogelsänger fordert weitere Sofortmaßnahmen

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Potsdam/Berlin - Wenn sich am heutigen Freitag die Bahnverantwortlichen bei Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) zum Krisentreffen einstellen, ist das Wesentliche eigentlich bereits gesagt: Das Desaster bei der Berliner S-Bahn lässt sich kurzfristig nicht lösen. Und ob das Angebot mittelfristig erheblich besser wird, ist auch ungewiss.

Fahrgäste der S-Bahn müssen sich jedenfalls noch mindestens das ganze Jahr auf Einschränkungen im Betrieb einstellen. Dies hat die S-Bahn in dem neunseitigen Schreiben an Vogelsänger und an seine Berliner Kollegin, Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) mitgeteilt, das am Donnerstag vorgestellt worden ist.

Ursprünglich wollte die S-Bahn zum Jahresende wieder nach dem Normalfahrplan fahren. Gestern schaffte es das Unternehmen immerhin, den Betrieb wie angekündigt auf allen Strecken, auch nach Hennigsdorf (Oberhavel) und Strausberg (Märkisch-Oderland), wieder aufzunehmen – trotz des Schneeregens. Jetzt sind auch wieder Spandau, Hennigsdorf, Wartenberg und Strausberg Nord ans Netz angeschlossen.Die Züge seien meist pünktlich gewesen, sagte ein Bahn-Sprecher.

Bei der S7, die die Berliner Innenstadt mit dem Potsdamer Hauptbahnhof verbindet, kam es gestern jedoch immer wieder zu Verspätungen von bis zu einer halben Stunde. Ohnehin fährt die S7 derzeit nur im 20- statt im Zehn-Minutentakt. Ab Montag sollen die Züge zumindest zwischen Ahrensfelde und Charlottenburg wieder alle zehn Minuten fahren.

Vogelsänger forderte gestern indes weitere Sofortmaßnahmen. „Erstens muss der Verkehr stabilisiert werden, zweitens brauchen wir schnelle Entschädigungsregelungen und drittens müssen die Anschlüsse wieder passen“, sagte der Minister in Potsdam. Längerfristig habe der Bund eine „Grundsanierung“ vorzunehmen. Zu dem für heute in Potsdam geplanten Treffen mit der S-Bahn-Geschäftsführung hat Vogelsänger auch Vertreter aus brandenburgischen Kommunen geladen, die besonders von den Verkehrseinschränkungen betroffen sind.

Auf den meisten Linien fuhren die Züge – nach Angaben der S-Bahn – gestern zumindest alle 20 Minuten; nur auf dem Ring sowie auf einigen Abschnitten ist ein Zehn-Minuten-Verkehr vorgesehen. Der Einsatz von zusätzlichen Regionalzügen als Entlastung werde geprüft, sagte Friedemann Kunst, Chefplaner für den Verkehr bei der Berliner Senatsverwaltung.

Auch Junge-Reyer forderte Entschädigungen für Fahrgäste. Der S-Bahn werde der Senat allein im Januar von vereinbarten 19,2 Millionen Euro bei den Zuschüssen 12 bis 14 Millionen Euro abziehen, so die Senatorin gestern. „Zeitnah“ werde nun entschieden, wer nach Auslaufen des Verkehrsvertrags Ende 2017 den Betrieb übernehmen werde, kündigte sie an. Dann könnten auch neue Fahrzeuge bestellt werden, deren Entwicklung und Erprobung mit etwa fünf Jahren veranschlagt ist. Ein Fahrzeugkauf durch das Land Berlin sei aber nicht möglich, habe eine Prüfung ergeben, sagte Junge-Reyer. Der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Klaus-Dieter Scheurle, hatte die Bahn am Mittwoch aufgefordert, umgehend neue Züge zu beschaffen.

Zumindest die Forderung, Fahrgäste besser zu informieren, hat die S-Bahn teilweise erfüllt; insgesamt 80 Mitarbeiter zusätzlich sollen vorübergehend Auskünfte auf den Bahnsteigen geben.Klaus Kurpjuweit/Matthias Matern

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