zum Hauptinhalt

Brandenburg: Bürgermeisterwahl im Schatten der XY-Mafia

Korruptionsskandal wirkt sich auf Stimmabgabe in Neuruppin aus / Stichwahl am 6. Februar

Korruptionsskandal wirkt sich auf Stimmabgabe in Neuruppin aus / Stichwahl am 6. Februar Neuruppin - Die Beteiligung an der gestrigen Wahl eines neuen Bürgermeisters für Neuruppin betrug 39,63 Prozent. Sowohl das Rathaus der 80 Kilometer nordöstlich Berlins gelegenen Stadt als auch Wahllokale in den zahlreichen Ortsteilen meldeten am Nachmittag „guten Besuch“. Die Wahl war notwendig geworden, weil der bisherige Amtsinhaber Otto Theel von der PDS seit Herbst 2004 als Abgeordneter im brandenburgischen Landtag sitzt. Er hatte Neuruppin elf Jahre lang regiert. Kurz vor seinem Rückzug aus der Stadt Fontanes war der größte Brandenburger Korruptionsskandal bekannt geworden. Eine kriminelle Vereinigung – nach der Buchstabenkombination auf den Autokennzeichen der Drahtzieher „XY-Bande“ genannt – soll jahrelang beträchtliche Gewinne mit Drogenhandel, Menschenschmuggel, illegalem Glücksspiel und Bestechung gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 100 Verdächtige aus der Stadt. Acht Personen sitzen in Untersuchungshaft. Bis in die Stadtverwaltung und die Polizei reichte nach bisherigen Erkenntnissen der Einfluss der Mafia-Bande. Ein Ergebnis des Skandals zeigte sich gestern auf den Stimmzetteln. Die Wähler konnten sich nur zwischen PDS, SPD und einem unabhängigen Kandidaten entscheiden. Wegen völliger Zerstrittenheit verzichtete die CDU auf einen Kandidaten. Der ehemalige Stadtverordnete Olaf K., der für die Christdemokraten den Vorsitz im entscheidenden Haupt- und Finanzausschuss des Parlaments besetzte, gilt als Bandenchef. Gegen ihn und seinen Kumpanen soll der Prozess in den nächsten Wochen eröffnet werden. Zwischen den drei Kandidaten war ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet worden. Die PDS trat mit Kerstin Kroll an. Die Mutter von fünf Kindern und Sozialarbeiterin sitzt nach der Pleite eines Möbelladens auf einem Schuldenberg. Die SPD schickte den Bundestagsabgeordneten Ernst Bahr ins Rennen. Die größten Chancen wurden aber dem parteilosen Hotelier Jens-Peter Golde eingeräumt. Er war 1993 als Wirtschaftsdezernent abgewählt worden. Im ersten Wahlgang gestern erreichte keiner der drei Kandidaten die erforderliche Stimmenmehrheit, teilte die Wahlleitung am Abend mit. Ernst Bahr fehlten nur 23 Stimmen. Er kam auf einen Stimmenanteil von 49,80 Prozent. Golde konnte 35,46 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Auf Kerstin Kroll entfielen 12,76 Prozent. Die Neubesetzung des Bürgermeisteramtes wird erst in einer Stichwahl am 6. Februar entschieden. ste/dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false