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Unterricht an einer Grundschule in Frankfurt (Oder).

© dpa/Patrick Pleul

Brandenburgs Eltern reicht es: Offener Brief an Woidke wegen Bildungsmisere

In Bildungsvergleichen schneiden märkische Schüler schlecht ab. Der Landeselternrat fordert Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zum Eingreifen auf. Die Sprecherin will in den Landtag – für die CDU.

Brandenburgs Landeselternrat erhöht nach den jüngsten Pisa-Einbrüchen den Druck auf die Landesregierung, damit märkische Schülerinnen und Schüler endlich erfolgreicher lernen. In einem offenen Brief fordert das Gremium jetzt Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) „eindringlich“ auf, das Thema Schulbildung auf seinen Tisch zu ziehen „und jetzt zur Chefsache“ zu machen.

„Ein ‘Weiter so’ darf es nicht geben und ein Ausruhen auf den bisher getroffenen – aus unserer Sicht nicht ausreichenden Maßnahmen ebenso wenig“, heißt es in dem von Ulrike Mauersberger, der Sprecherin des Landeselternrates, unterzeichneten Schreiben.

Konkret werden darin unter anderem eine Absenkung der Zulassungsbeschränkungen für Lehramtsstudiengänge, mehr multiprofessionelle Teams und Schulpsychologen gefordert. Ein Psychologe für 8000 Kinder stelle keine hinreichende Versorgung dar, heißt es.

Das neu eingeführte, aber bisher freiwillige „Leseband“ an den Grundschulen müsse verpflichtend für Grundschulen und alle Klassen der Sekundarstufe I werden, „um jedem Kind – unabhängig vom Engagement einzelner Schulen und Lehrkräfte – die gleiche Chance auf Bildung zu ermöglichen“.

Ein inakzeptabel hoher Anteil unserer Schülerinnen und Schüler kann nicht richtig lesen, versteht Texte und Zusammenhänge nicht, rechnet schlecht und ist nicht in der Lage, das gelernte Wissen in den Alltag zu transferieren.

aus dem offenen Brief des Brandenburger Landeselternrats

Weiterhin werden „realistische Zahlen als Grundlage“ für den Umgang mit dem Lehrkräftemangel gefordert. Die Erstellung einer neuen, aktuellen und vor allem realistischen Lehrermodellrechnung, die Erhebung von aktuellen Zahlen zu Studenabbrechern im Lehramtsstudium in Brandenburg sowie eine Übersicht der in Rente oder Pension gehenden Pädagogen sei nötig, „um darauf aufbauend einen tatsächlichen Bedarf an Studienplätzen zu erheben und dann auch zur Verfügung zu stellen“.

Gesprächsangebot der Eltern

Der Landeselternrat signalisiert in dem Brief an Woidke Gesprächs- und Kooperationsbereitschaft. „Wir sind sehr an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert, aber ohne Ihre Unterstützung und ohne, dass Sie diesem Vorhaben Priorität einräumen, wird das nicht funktionieren“, laut das Fazit des Schreibens.

Im offenen Brief an Woidke beschreibt der Landeselternrat die Schulrealität schonungslos, nach dem die deutschlandweiten Pisa-Ergebnisse die vorherigen IQB-Länderbefunde für Brandenburgs Viert- und Neuntklässler erneut bestätigten.

„Ein inakzeptabel hoher Anteil unserer Schülerinnen und Schüler kann nicht richtig lesen, versteht Texte und Zusammenhänge nicht, rechnet schlecht und ist nicht in der Lage, das gelernte Wissen in den Alltag zu transferieren“, heißt es. Hinzu kämen Berichte von Eltern über massive Unterrichtsausfälle, Unterrichtseinheiten von fachfremden Lehrkräften über lange Zeiträume, übervolle Klassenräume und steigende Gewalt in Schulen, „um nur einige Beispiele zu nennen“.

Viele Forderungen gehen in die gleiche Richtung wie die der CDU, die Bildung zu einem Schwerpunktthema im Landtagswahlkampf 2024 machen will. „Es reicht“, hatte Spitzenkandidat, Partei- und Fraktionschef Jan Redmann letztes Wochenende unter Verweis auf die 30-jährige SPD-Verantwortung für das Bildungsressort bei der Aufstellung der Landesliste für die Brandenburg-Wahl in Potsdam erklärt.

Dazu passt, dass Elternrat-Sprecherin Mauersberger dort aufgestellt wurde, für die CDU für den Landtag kandidiert und mit Platz 17 auf der Liste einen durchaus aussichtsreichen Listenplatz hat. Ab einem CDU-Ergebnis von etwa 17 Prozent wäre sie drin im Landtag.

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