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Experten sind sich sicher: Der Brexit hätte Folgen für die deutsche Wirtschaft. Auch Unternehmen aus Brandenburg wären betroffen.

© dpa

Briten entscheiden über EU-Austritt: Brandenburger Wirtschaft fürchtet Brexit

Großbritannien ist für Berlin und Brandenburg ein wichtiger Handelspartner. Ein Ausstieg des Landes aus der EU könnte die Beziehungen erheblich erschweren, fürchtet die regionale Wirtschaft. Am Donnerstag wird abgestimmt.

Potsdam - Die Brandenburger Wirtschaft hofft auf den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union. "Das Land ist für Brandenburg ein wichtiger Handelspartner. Im Falle eines Brexit würde die EU ein politisches und wirtschaftliches Schwergewicht verlieren", sagte Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD). Ein Ausscheiden aus dem EU-Binnenmarkt würde auch den Außenhandel Großbritanniens mit der EU verteuern. "Ich setze darauf, dass die Briten in der EU bleiben", sagte er. Am 23. Juni wird in dem Land in einem Referendum über den möglichen Austritt aus der EU entscheiden.

Großbritannien steht nach Angaben des Landesamtes für Statistik auf Platz neun der Brandenburger Export-Partner. Im Vorjahr lieferten märkische Firmen Waren im Wert von einer halben Milliarde Euro aus, unter anderem elektronische Bauelemente, Kakao und Kakaoerzeugnisse und Kfz-Teile. Fast für die gleiche Summe gingen Waren und Leistungen von der Insel zurück in die Region - Luftfahrzeuge, Pkw oder Wohnmobile.

300 Brandenburger Firmen wären betroffen

Etwa 300 märkische Firmen unterhalten Geschäftsbeziehungen nach Großbritannien. 27 britische Unternehmen haben bislang zwischen Angermünde und Spremberg investiert, darunter der Triebwerkshersteller Rolls-Royce in Ludwigsfelde oder der Versicherer Direct Line in Teltow.

Die EU-Mitgliedschaft und der EU-Binnenmarkt vereinfachen grenzüberschreitende Aktivitäten der Unternehmen, sagte der zuständige Fachbereichsleiter der Industrie- und Handelskammer Potsdam, Jens Ullmann. Nur gemeinsam seien sie ein akzeptierter Partner für die USA, China oder Russland.

Brexit hätte für ostdeutsche Wirtschaft gravierendere Folgen

Bei einem Austritt würde nichts so bleiben, wie es war, sagte er. Alle in der EU geltenden Vereinbarungen für Großbritannien müssten auf den Prüfstand. "Das würde einige Zeit dauern und der Ausgang wäre ungewiss", sagte er. "Aber: Es würde sich auch nicht alles ändern. Keinesfalls von einem auf den anderen Tag."

Nach Ansicht des Präsidenten des Instituts für Wirtschaftsforschung (Halle), Reint E. Gropp, könnte der Austritt die Wirtschaft im Osten Deutschlands stärker treffen als im Westen. "Große Unternehmen sind eher abgesichert", sagte er. Kleine Firmen könnten sich nicht so leicht gegen Wechselkursveränderungen absichern. Deutsche Exporteure würden zwischen 2017 und 2019 bis zu 7 Milliarden Euro einbüßen, so eine Studie der Versicherungsagentur Euler Hermes. (dpa)

Gudrun Janicke

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