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Das große Geheul: Brandenburg erlässt eine Verordnung zum Umgang mit Wölfen

„Rotkäppchen ist schon ein Problem", sagt Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD). In Brandenburg ist nun auch der Abschuss von Wölfen erlaubt. Unter bestimmten Bedingungen.

22 Rudel, 180 Wölfe, sie sind längst vor den Toren Berlins. Treiben sich selbst in Brandenburgs Dörfern herum. Sogar die Rehe flüchten in die Siedlungen. Der Wolf – Canis lupus – kriegt sie. Zurück bleiben abgenagte Kadaver. So geschehen vor fast zwei Wochen tief in der Mark. Wo der Wolf Kälber, Schafe, Ziegen reißt. Wo Bauern sich medienwirksam um große Lagerfeuer tummeln, mit Fackel in der Hand Wolfswache halten.

Und die Politik, nicht nur in Brandenburg, hat ein tierisches Problem. Über Jahrhunderte waren sie fort, Elche, Wisente und eben Wölfe. Wilde Tiere, sie sind zurück, sagt der märkische Oberförster Jörg Vogelsänger. Als Umweltminister muss er handeln. Wölfe abschießen, fordern die Bauern. Bloß nicht, die Tiere sind streng geschützt, warnen Umweltverbände. Weil dem so ist und weil es mehr Wölfe werden, muss eine Verordnung her. Die regelt, was zu tun ist mit Problemwölfen, Wiederholungstätern, die es auf Lämmchen und Schafe abgesehen haben, sich in Dörfern herumtreiben, Menschen zu nahe kommen. Lektüre auch für Großstädter, die ihren Ausflug planen. Das Paragrafenwerk sieht ein Stufenprogramm vor: verscheuchen, vergrämen, töten.

Kampf gegen Problemwölfe mit der Drei-Phasen-Methode

Phase eins: Steine schmeißen, einen Stock schwingen, laut sein, „soweit die Wölfe hierbei nicht verletzt werden“. Das ist jetzt „Jedermannsrecht“.

Phase zwei: Jäger und sonstiges Fachpersonal stellen dem Wolf nach, feuern Gummigeschosse oder Warnschüsse ab, blenden das Tier oder drehen laut auf, „kleine Hautwunden oder Hämatome“ sind erlaubt. Aber erst wenn das Landesumweltamt ein Problemwolf-Attest ausgestellt hat, das Tier auffällig war.

Phase drei: Nichts hilft mehr. Problemwölfe mit aggressivem Verhalten werden „tierschutzgerecht“ abgeschossen. Erlaubt sind auch Fallen und Tele-Injektionsgeräte. Danach der Tod durch den Tierarzt, „sofern bei Welpen eine artgerechte Unterbringung“ nicht möglich ist. Und wenn das nächste Lamm erlegt ist, darf das Rudel dran glauben.

„Rotkäppchen ist schon ein Problem"

Bauern reicht das nicht, sie wollen Schutzgebiete – für sich und ihre Weidetiere. In denen Wölfe nichts zu suchen haben. Überhaupt der Tierschutz.

Oberförster Vogelsänger, der schon Wolfswache hielt, ist erst mal stolz. Brandenburg hat die erste Verordnung dieser Art, Amtskollegen aus anderen Bundesländern fragen schon nach. Denn der Wolf breitet sich aus. Mit ihm noch mehr. Oberförster Vogelsänger: „Rotkäppchen ist schon ein Problem. Kinder haben den ersten Kontakt mit dem Wolf über Rotkäppchen. Ängste sind vorhanden.“ Zeit für eine Verordnung.

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