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Out. Die Modemesse Bread & Butter war ein Großereignis für Berlin: Zweimal im Jahr lockte sie Aussteller aus der ganzen Welt nach Berlin. Zuletzt sank das Interesse jedoch merklich.

© dpa

Brandenburg: Aus der Mode gekommen

Nach der Absage der für Januar geplanten Messe meldet die Bread & Butter nun Insolvenz an. Ihr Chef Karl-Heinz Müller hat schon neue Pläne – diesmal ein wenig kleiner

Berlin/Potsdam - Die Unruhe um die Bread & Butter nimmt kein Ende. Am Mittwoch musste Karl-Heinz Müller für sein Unternehmen, die Bread & Butter GmbH & Co KG, Insolvenz anmelden. Erst am vergangenen Dienstag hatte der Messechef die Veranstaltung im ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof für Ende Januar kommenden Jahres abgesagt. Es hatten sich nur noch 200 Aussteller angemeldet – zu wenige, um die Messe kostendeckend durchzuführen, teilte Müller mit. Seine beiden Berliner Läden „14oz“ betrifft die Insolvenz allerdings nicht.

Zuvor hatte Karl-Heinz Müller in einem Brief an seine verbleibenden Aussteller freigestellt, ob sie ihre Zusage zurückziehen wollen. Auch stellte er seine Pläne für Südkorea in Frage. Im Herbst wollte er in Seoul seine Modemesse nach Asien exportieren. Da schon vor der Insolvenz die Finanzierung für die Veranstaltung wackelig war, dürfte dies wohl nun erst recht der Fall sein.

Viele seiner ehemaligen Aussteller haben sich auf einer der anderen Messen in Berlin eingemietet. Die beiden größten – die Panorama auf dem Messegelände und die Premium am Gleisdreieck – eröffnen im Januar neue Hallen. Auch die kleinere Messe Seek profitiert von der Absage der Bread & Butter und zieht in die Arena nach Treptow.

Die Modewoche steht also auch ohne Bread & Butter gut da. Allerdings vermuten viele Branchenkenner, dass das Aus der Bread & Butter sich negativ auf die Stimmung auswirken könnte. Immerhin hat die Messe bisher die meisten internationalen Besucher in die Stadt gebracht.

Lange galt die Bread & Butter als Leitmesse für ihr Segment Jeans und Streetwear. Es war zu erwarten, dass die Bread & Butter trotz eines zehnjährigen Mietvertrages nicht für immer die Anziehungskraft behalten würde, mit der sie im Sommer 2009 bei der ersten Messe auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof Einkäufer aus der ganzen Welt anzog: zu groß, zu etabliert und zu unbeweglich. Die einstige Nischenveranstaltung ist auch an ihrem eigenen Gigantismus gescheitert. Es wurden kommerzielle und beliebige Marken aufgenommen, die dem eigentlichen Konzept entgegenstanden, Aussteller ausschließlich aufgrund ihrer Anziehung als Trendsetter zuzulassen. Große Marken wie G-Star, die immer wichtige Zugpferde der Bread & Butter waren, stecken ihr Geld jetzt lieber in eigene Läden als in noch größere Messestände.

Dazu kommt, dass viele Modeunternehmen im Moment auf wackeligen Beinen stehen. Die Bread & Butter ist jedoch nicht in erster Linie ein Opfer dieser Entwicklungen, Karl-Heinz Müller hat seine Aussteller zu häufig mit eigenmächtigen Entscheidungen vor den Kopf gestoßen wie mit dem ersten Umzug nach Barcelona im Jahr 2005.

Der Potsdamer Insolvenzverwalter Christian Gar Brockdorff scheint Karl-Heinz Müller unterstützen zu wollen: „Mein Team und ich werden meine größtmögliche Unterstützung geben, um eine Sanierung und Fortführung der Gesellschaft sicherzustellen. Dies schließt die Durchführung des Events im Januar 2015 ein“, hieß es in der Pressemitteilung am Mittwoch.

Aufgeben will „Bread & Butter“-Erfinder Karl-Heinz Müller noch nicht. Seine neue Messe soll „Back to Street“ heißen. Mit wenigen Ausstellern will er in der Rochstraße in Mitte zur Fashion Week Zelte aufbauen und einen leeren Laden bespielen. In einem Brief an etwa 30 Firmen, geschrieben in der Nacht vor der Absage, schildert er, wie er sich das vorstellt: „Es wird eine richtige Blockparty. Hoffentlich schneit es, wir fahren Schlittschuh und spielen Eisstockschießen, wir bauen die schönsten Schneemänner, machen eine Schneeballschlacht und trinken Wodka an der Eisbar.“

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