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Ein Steg auf dem Trockenen? Ja! Der Seddiner See in Potsdam-Mittelmark leidet seit Längerem unter Wasserschwund.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Angespannte Wassersituation in Brandenburg: Kreise beschränken Wasserentnahme, Norden stärker betroffen als Süden

Brandenburg hat mit der Trockenheit zu kämpfen. Das zeigt sich auch an Seen und Flüssen. Regional ist das unterschiedlich. Wir geben einen Überblick.

Trotz des Regens der vergangenen Tage ist die Situation in Brandenburg in puncto Wasser angespannt. Experten sprechen von einer „Niedrigwassersituation“. Regional gibt es Unterschiede. So steht der Süden und Südwesten des Landes hinsichtlich seines Wasservorrates noch etwas besser da als der Norden und Osten. Das zeigt sich auch an den unterschiedlichen Reaktionen der Kreise. Sie erlassen Wasserentnahmeverbote und rufen die Menschen zum Wassersparen auf.

Fünf von 14 Landkreise sowie die kreisfreie Stadt Brandenburg an der Havel haben die Wasserentnahme bislang (Stand: Dienstag) untersagt beziehungsweise beschränkt – mit teils ganz unterschiedlichen Regelungen.

Der Norden und Osten

Zusammenfassend und leicht vereinfacht lässt sich sagen, dass vor allem Kreise im Norden und Osten, darunter die Uckermark, Barnim und Märkisch-Oderland, Entnahmeverbote erlassen haben. Hier darf kein Wasser aus Oberflächengewässern – also Seen, Flüssen, Gräben und Bächen – entnommen werden. In Märkisch-Oderland dürfen Kleinstmengen (unter zehn Liter pro Tag und Person) für den privaten Eigenbedarf sowie für die Entnahme von Wasser im Brandfall durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr entnommen werden.

In der Uckermark müssen laut der Verfügung sämtliche Anlagen, die zur technischen oder mechanischen Wasserentnahme geeignet sind, wie Pumpen und Schläuche, aus den Gewässern und Uferbereichen entfernt werden. Mit Handgefäßen darf man bislang weiter schöpfen. Auch landwirtschaftliche Betriebe, Gärtnereien und die Fischzucht dürfen Wasser nur nachts (zwischen 21 und 7 Uhr) entnehmen.

Der Süden und Südwesten

Im Süden sieht es anders aus – noch. Denn auch hier zeigt die Auskunftsplattform Wasser rote Kontrollpegelstellen an. Rot bedeutet: Die Warnstufe, also der vorgegebene Schwellenwert, der für jedes Gewässer einzeln festgelegt wird, ist unterschritten. Landesweit sind 16 der 26 Messstellen rot. So lag der Abflusswert der letzten sieben Tage, also der Wert, der anzeigt, wie viel Wasser pro Sekunde fließt, an der Messstelle Biehlen im südbrandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz am Dienstag bei 0,628 Kubikmeter. Die Warnstufe an dem Messstand in der Schwarzen Elster ist bei einem Abfluss von 0,9 Kubikmetern pro Sekunde erreicht.

Die südlichen und südöstlichen Landkreise haben bislang noch nicht die Wasserentnahme verboten. Die Kreise stimmen sich bei den Beschränkungen untereinander ab. Sarah Werner, Sprecherin des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, sagt aber: „Das Verbot wird in den nächsten Tagen kommen.“ Aus der Pressestelle des Kreises Dahme-Spreewald heißt es: Der Abfluss werde täglich beobachtet. Am Dienstag lag der Abflusswert der letzten sieben Tage bei 3,93 Kubikmetern pro Sekunde, die Warnstufe ist bei 4,5 Kubikmeter pro Sekunde unterschritten.

Die Niederschläge tragen leider nur sehr kurzfristig zu einer leichten Verbesserung bei.

Birigt Kusza, Leiterin der Unteren Wasserbehörde Potsdam-Mittelmark

Potsdam-Mittelmark hat Ende Juni die Entnahme mit Pumpen von Wasser aus Flüssen, Seen und Gräben zu Bewässerungszwecken untersagt. Die Mittelmärker dürfen ihre Gärten bis 8 Uhr und dann wieder ab 20 Uhr bewässern. Die Wasserhaushaltssituation sei weiterhin „extrem angespannt“, so die Leiterin der Unteren Wasserbehörde des Kreises, Birigt Kusza. „Schon seit Ende Mai sind die Durchflüsse in den Oberflächengewässern im extremen Niedrigwasserbereich. Die Niederschläge tragen leider nur sehr kurzfristig zu einer leichten Verbesserung bei.“ Mit den Einschränkungen soll den nachteiligen Auswirkungen auf den angespannten Wasserhaushalt entgegengewirkt werden. 

Lage wird angespannter

Auch im Havelland ist das Pumpen und Ableiten aus oberirdischen Gewässern verboten. Bewässert werden darf vor 10 und nach 19 Uhr. „Das Verbot gilt für alle“, sagte Kreissprecherin Caterina Rönnert. Es umfasst also auch landwirtschaftliche Betriebe.

In den nächsten Tagen und Wochen ist damit zu rechnen, dass auch in den restlichen Kreisen Entnahmeverbote erlassen werden und die Menschen zum Wassersparen aufgerufen werden. Aus Ostprignitz-Ruppin heißt es, der Kreis habe eine Allgemeinverfügung zur Einschränkung von Wasserentnahmen aus dem Oberflächen- und dem Grundwasser vorbereitet, um den stark angespannten Wasserhaushalt zu entlasten. Diese sei noch nicht in Kraft gesetzt worden.

„Die Speicher waren nach ein paar Tagen mit heftigen Regenfällen wieder relativ voll“, sagte Sprecherin Ulrike Gawande. Vor dem Hintergrund einer sich in den nächsten Wochen aufbauenden stabilen Hochdruckzone über Mitteleuropa werde aber erwogen, die Entnahme mit Pumpen aus Bächen, Flüssen, Seen und Gräben zu verbieten. Gärten sollen dann nur nach 20 Uhr bis 8 Uhr bewässert werden dürfen.

Warum ist die Lage so unterschiedlich?

Thomas Frey, Sprecher beim Landesamt für Umwelt, sagt, nicht jeder Regen zieht gleichmäßig über Brandenburg. Daher gebe es regional oft große Unterschiede. Seit Anfang Sommer könne man lokal von einer Niedrigwassersituation sprechen. In den Vorjahren traf diese Brandenburg aufgrund trockener Winter und Frühjahre teilweise schon deutlich früher.

Die letzten Tage seien extrem heiß gewesen, da hätten Schauer durch lokale Gewitter keinen großen Einfluss gehabt. „Das verdunstet sofort.“ Die Warnstufen seien für die Kreise eine Möglichkeit, auf die Trockenheit zu reagieren, mit Wasserentnahmeverboten, veränderter Steuerung der Wasserabgabe aus Speichern und Talsperren oder auch eine Anpassung der Stauhaltung.  

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