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Noch nicht fertig. Das ehemalige Heizhaus kann voraussichtlich erst im Frühjahr an die muslimische Gemeinde übergeben werden.

© Ronny Budweth

Biosphäre vorerst weiter genutzt: Gebetsraum für Muslime in Potsdam auf der Zielgeraden

Im ehemaligen Heizhaus wird noch immer saniert, bevor dort ein muslimischer Gebetsraum entstehen kann. Im Frühjahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Bislang beten viele Muslime in Potsdam weiter in der Biosphäre.

Potsdam - Noch immer wird gebaut. Auch fünf Monate nach der Einigung auf einen neuen Gebetsraum für die Muslime in Potsdam finden die Freitagspredigten noch immer in der Tropenhalle der Biosphäre statt. Wann die neuen Räume im ehemaligen Heizhaus Am Kanal genau fertiggestellt werden können, ist noch unklar. Dennoch befindet sich das Projekt für einen weiteren Gebetsraum der Al Farouk Moschee auf der Zielgeraden. Stadtsprecher Jan Brunzlow sagte den PNN auf Anfrage: „Wir gehen derzeit davon aus, dass die Arbeiten in den kommenden drei Monaten abgeschlossen sind und das Gebäude im Frühjahr durch den Verein genutzt werden kann.“

Ursprünglich hatten der Verein der Muslime in Potsdam und die Stadt auf einen Eröffnungstermin im November gehofft. Diese Hoffnung hatte sich wie berichtet zerschlagen. Grund: Wegen des allgemeinen Baubooms hatte die Stadt Probleme, überhaupt ein Planungsbüro für die Arbeiten zu verpflichten.

Konkret müssen in dem ehemaligen Heizhaus der kommunalen Energie und Wasser Potsdam (EWP) noch Brandschutzarbeiten abgeschlossen werden. Der notwendige Umbau einer Leitung durch die EWP sei indes bereits erfolgt, sagte Stadtsprecher Brunzlow.

Durch den Zuzug Geflüchteter nach Potsadam hat der Platz im alten Raum nicht mehr ausgereicht

Insgesamt belaufen sich die Kosten für den Umbau nach PNN-Informationen auf einen mittleren fünfstelligen Bereich, bezahlt von der öffentlichen Hand. Die monatliche Miete von bis zu 1000 Euro soll jedoch der Verein zahlen.

Das Haus werde nach dem Umbau nur den Minimalanforderungen genügen, für alle weiteren Schönheitsreparaturen sei der Verein zuständig, hatte Franziska Schumann, Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften im Büro des Oberbürgermeisters, gesagt. Die Stadt stelle das ehemalige Heizkraftwerk „aus ordnungsrechtlichen Gründen“ bereit.

Damit reagiert die Stadt auf die Spannungen, die der Platzmangel im ursprünglichen Gebetsraum der Al Farouk Moschee, der sich ebenfalls in der Straße Am Kanal befindet, im Jahr 2016 ausgelöst hatte. Durch den großen Zuzug von Flüchtlingen hatten die alten Räume der Moschee nicht mehr für das Freitagsgebet ausgereicht. Teilweise mussten die Gläubigen deshalb vor dem Gebäude auf dem Bürgersteig beten – zum Unmut einiger Anwohner, die AfD organisierte Protestaktionen. Die Muslime waren in der Folge in die Tropenhalle der Biosphäre ausgewichen, wo die Gebete seither stattfinden.

Nach Kritik an Predigten in Potsdam: Veröffentlichung vergangener Freitagsgebete lässt auf sich warten

Zu Kritik hatte in der Vergangenheit allerdings nicht nur die äußere Wirkung der Freitagsgebete geführt, sondern auch ihr Inhalt. Vor einem Jahr hatte der ARD-Journalist und Grimme-Preisträger Constantin Schreiber in seinem Buch „Inside Islam“ konstatiert: In der Potsdamer Moschee wird ein streng konservativer Islam vertreten, der ein Hindernis für die Integration darstellen könne. So sei indirekt gepredigt worden, dass die Gläubigen keine Freundschaften mit Nicht-Muslimen schließen sollten. Ein Fall für den Verfassungsschutz ist die Potsdamer Glaubensgemeinde allerdings nicht geworden. Es fehlten die nötigen Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen, hatte der damalige Verfassungsschutzchef Carlo Weber im Frühjahr gesagt. Gleichwohl bestätigte auch er: „In den Predigten wird ein ziemlich konservatives Islambild vermittelt“, das sicher die Integration nicht beschleunige. Unter Beobachtung stünden jedoch Einzelpersonen.

Dennoch hatte der Verein der Muslime Konsequenzen aus der Debatte gezogen. So hatte Imam Kamal Mohamad Abdallah zugesagt, dass die Predigten künftig ins Deutsche übersetzt werden und online zur Verfügung stünden. Gegen die Kritik von Schreiber hatte der Imam sich dennoch verwahrt. „Für uns ist Integration eine wichtige Angelegenheit“, hatte Abdallah gesagt. Man verstehe sich als Botschafter des Islam.

Bei einem Blick auf die Homepage des Vereins zeigt sich jedoch: Besonders konsequent ist die Glaubensgemeinde nicht bei der Umsetzung ihres Versprechens. Zum einen prangt dort ein Hinweis, dass nicht die ganze Predigt, sondern immer nur ein Teil übersetzt wird. Und: Die letzte eingestellte Predigt-Übersetzung stammt vom 8. Dezember, ist also mehr als einen Monat alt. Seitdem haben zumindest rein rechnerisch vier weitere Freitagsgebete stattgefunden. Woran das liegt, ist unklar. Imam Abdallah war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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