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Landeshauptstadt: Bei Anruf Rauschgift

Ein 31-jähriger Drewitzer soll einem 15-Jährigen regelmäßig Drogen verkauft haben. Nun steht er vor Gericht. 2012 gab es in Potsdam 301 Drogendelikte

Es war so einfach für Fabian F.*: Ein Anruf in der Drewitzer Wohnung des vermeintlichen Dealers genügte und der 15-Jährige wurde mit Stoff versorgt. Zwischen Januar und September 2012 soll der vorbestrafte Ronny R.* dem Jugendlichen fast täglich Cannabis und Speed zum Grammpreis von je zehn Euro verkauft haben – insgesamt 180 Mal. Derzeit muss sich der Hartz-IV-Empfänger wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln vor dem Landgericht verantworten. Bei einer Verurteilung drohen ihm mindestens vier Jahre Haft.

Ronny R. (31) machte seine ersten Erfahrungen mit weichen Drogen bereits im Grundschulalter. Mit 13 Jahren begann der in diversen Heimen Aufgewachsene, Kokain zu konsumieren, mit 17 Jahren trank er regelmäßig Alkohol. Vor Gericht beteuerte er, Fabian F. lediglich zweimal Rauschgift verkauft zu haben. Eigentlich sei er kein Händler, gebe nur Freunden gelegentlich etwas ab. Gewinn mache er nicht, betonte der Angeklagte. Die Drogen im Wert von gut 3000 Euro, die bei der Durchsuchung seiner Plattenbauwohnung gefunden wurden, seien lediglich zum Eigenkonsum bestimmt gewesen. Das Geld dafür habe er sich durch Ladendiebstähle verschafft, deren Beute er verkauft habe. Ansonsten verdiene er sich ein paar Euro durch Schraubereien an den Autos von Bekannten. Das Jobcenter wisse von seinem Nebenerwerb nichts, parierte Ronny R. die Nachfrage des Staatsanwalts.

Fabian F.* erschien vor Gericht mit einem Zeugenbeistand. Dieser erklärte, der inzwischen 16-Jährige habe Angst vor einer Aussage. Er sei von mutmaßlichen Hintermännern des Angeklagten bedroht worden. „Keine Ahnung“, war dann auch die häufigste Äußerung des Jugendlichen. Auf Bohren des Kammervorsitzenden gab er schließlich zu, im vorigen Jahr mindestens alle zwei Tage bei Ronny R. in Drewitz gewesen zu sein, um Gras oder Speed zu kaufen. Manchmal habe er dort auch andere Leute gesehen. Diese hätten „Geld gegen Ware“ erhalten. Nicht immer habe er den Stoff sofort bezahlen können, sein Taschengeld reichte dafür nicht aus, berichtete Fabian F. Als sein Schuldenberg bei dem Angeklagten auf rund 1000 Euro angewachsen sei, hätten ihn am 12. Juni 2012 Männer abgepasst, in einen Transporter gezerrt und nach Stahnsdorf gefahren. Sie hätten ihn aufgefordert, dort mit Waffengewalt einen Presseshop zu überfallen, was er auch tat. Mit der Beute von 350 Euro trug Fabian F. einen Teil der Schulden ab.

Sie habe gewusst, dass ihr Sohn Drogen konsumiere, allerdings nicht, woher er sie bezog, sagte Fabians Mutter. Fabian F. war wegen des Überfalls bereits zu einer Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Die Verhandlung gegen Ronny R. wird am 1. Juli fortgesetzt.

Die Fallzahlen in der polizeilichen Kriminalstatistik zu Drogendelikten schwanken stark. 301 Dogendelikte zählte die Polizei im Jahr 2012 in Potsdam, was etwa dem Niveau von 2010 entsprach. Im Jahr 2011 waren es hingegen 496. Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz gelten als Kontrolldelikt – sie fallen nur auf, wenn es auch Kontrollen gibt, etwa im Straßenverkehr. Die Aufklärungsquote lag 2012 bei 91,7 Prozent. Wie viele illegale Drogen tatsächlich konsumiert werden, sagen die Zahlen der Polizei nicht aus. Jugendliche nehmen am häufigsten Cannabisprodukte und Amphetamine zu sich, so die Polizei auf PNN-Anfrage. Der Konsum nehme bei den 14- bis 16-Jährigen zu. Zu beobachten sei auch ein abnehmendes Unrechtsbewusstsein.

(*Namen geändert.) Hoga (mit mar)

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