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Kuchen und Reis. Bewohner des Flüchtlingsheims kochten Mittagessen, Anwohner brachten Kuchen für die Kaffeetafel.

© M. Thomas

Begegnungsfest im Bornstedter Feld: Mit Mukimo und Birnen

Anwohner und Asylbewerber feierten ein erstes Begegnungsfest im Bornstedter Feld. Es gab Kuchen und kenianisches Essen, aber nicht nur.

Potsdam - Es herrscht beinahe Volksfeststimmung. An langen Tischen sitzen Menschen unter freiem Himmel, essen Kuchen, trinken Kaffee. Die Sonne meint es gut mit ihnen an diesem Tag. Kinder flitzen durchs Gelände und springen vergnügt auf der Hüpfburg umher. Hier tobt das Leben. Geschätzte 100 Meter weiter, in der David-Gilly-Straße im Bornstedter Feld, schauen sich zur selben Zeit zwei Radfahrer fragend um. Die beiden, eine Frau und ein Mann, suchen den Volkspark. Ob der Eingang dort sei, wo die vielen Menschen sind, fragen sie. Nein, da finde gerade ein Fest mit Flüchtlingen statt, so die Antwort. Und sofort macht die Frau ihre ablehnende Haltung deutlich: Nicht einmal in die Nähe dieses Festes wolle sie kommen.

Füreinander in Potsdam da sein

Während die unbekannte Radlerin am vergangenen Samstag aus ihrer Distanz zu Flüchtlingen keinen Hehl machte, feierten auf dem Freigelände und in dem Containerbau der Flüchtlingsunterkunft in der David-Gilly-Straße Asylbewerber gemeinsam mit Nachbarn aus dem Bornstedter Feld ein Begegnungsfest. Bewohner der Unterkunft kochten Speisen für die Festbesucher, die Anwohner aus der Nachbarschaft brachten Kuchen mit. Manche hatten auch einen längeren Weg zum Fest nicht gescheut. So wie Martina Wilczynski, die extra vom Stadtteil Schlaatz ins Bornstedter Feld gekommen war. Einen Himbeer-Quark-Kuchen und Birnen hatte sie im Gepäck. Man sei schließlich füreinander da in dieser Stadt und müsse helfen, wo es geht, erklärte die engagierte Frau.

Mit Reis in verschiedenen Variationen, Fleisch und Gemüse hatten indes die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft zum leiblichen Wohl der Besucher beigetragen. Mukimo heißt der Brei, den Boro David gemeinsam mit einem Mitbewohner zubereitete. Die beiden Männer stammen aus Kenia, wie sie erzählten. Mukimo sei ein traditionelles kenianisches Essen. Es schmeckt so ähnlich wie Kartoffelbrei, nur mehr nach Gemüse. Außer Kartoffeln werden für diese Speise auch Erbsen, Kohl, Mais und Zwiebeln püriert und miteinander vermischt.

Etwa 200 Menschen feierten das Fest

Ein Unterstützerkreis um die Potsdamerin Sabine Tischendorf hatte das Fest organisiert. Die Flüchtlingsinitiative Potsdam-Nord war ebenso dabei wie die Nehemia-Kirchengemeinde. Auch der Internationale Bund sowie weitere Akteure halfen mit. Und der Erfolg gab ihnen recht: Schwer zu schätzen, aber es könnten durchaus 200 Menschen zum Fest gekommen sein. 53 Bewohner leben derzeit in der Flüchtlingsunterkunft im Bornstedter Feld, berichtete Sozialpädagogin Geraldine Mua Ikia. Die meisten von ihnen kämen aus Syrien – wie viele es genau sind, dürfe sie nicht sagen.

Unter den Festbesuchern am Samstag war auch die 32-jährige Wafaa Mahmoud. Sie stammt aus Syrien. Mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann lebt sie seit sechs Monaten in Potsdam. Ihre Mutter und ihr Bruder sind in Syrien geblieben. Über Skype können sie miteinander kommunizieren, erzählte Mahmoud. „In Syrien kämpft jeder gegen jeden“, schilderte sie die momentane Situation in ihrer Heimat. Sie wünsche sich, sagte die junge Frau am Samstag mit Blick auf den Tag der Deutschen Einheit, dass Syrien einmal so vereint und in Frieden existieren könne wie Deutschland. 

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