zum Hauptinhalt
Nicht alles was im Angebot ist, ist auch erlaubt.

© Ottmar Winter

Ausnahmegenehmigungen für Fitnessstudios: Potsdam prescht vor

Fitnessstudios dürfen in Brandenburg ab 28. Mai öffnen. In der Landeshauptstadt Potsdam gibt es schon jetzt Ausnahmegenehmigungen.

Von Carsten Holm

Potsdam - Es ist eine gute Nachricht für die Fitness-Fans in Brandenburg: Am 28. Mai, dem Donnerstag vor Pfingsten, dürfen die Fitnessstudios landauf, landab mit Auflagen wieder öffnen. Das hat die Kenia-Koalition aus Grünen-, Christ- und Sozialdemokraten am Dienstag beschlossen. Noch besser aber ist eine Nachricht aus der Landeshauptstadt selbst: In Potsdam haben erste Fitnessstudios und Yoga-Schulen eine Ausnahmegenehmigung beantragt – und ab sofort die Genehmigung für den Betrieb erhalten. Allerdings: Die Genehmigungen gelten nur für die Bereiche, die die Gesundheit fördern. Das Ordnungs- und das Gesundheitsamt kontrollieren die Einhaltung dieser Maßgaben stichprobenartig.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Krise live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple-Geräte herunterladen können und hier für Android-Geräte.]

In einer Grauzone

Schwitzen beim Ausdauertraining, Meditation bei Yoga: Viele Potsdamer haben in den vergangenen acht Wochen wegen der Coronakrise auf den Besuch der Fitness-Center und Yoga-Studios verzichten müssen. Susanne Brauer, Inhaberin des Yoga- und Pilatesstudios an der Kurfürstenstraße, wagte Anfang Mai einen Schritt nach vorn. „Aus Frustration und Not heraus”, erzählte sie den PNN, habe sie einen Antrag für eine Ausnahmegenehmigung für ihr Studio gestellt: „Wir sind keine Physiotherapie und kein Fitnessstudio, ich habe uns in keiner Verordnung wiedergefunden, wir waren in einer Grauzone und sind regelrecht durchs Raster gefallen.” Mehrfach habe sie beim Gesundheitsamt angerufen. Eine Mitarbeiterin habe ihr schließlich geraten, einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung zu stellen. „Nach zehn Tagen kam die Genehmigung”, sagte Brauer. „Und am Mittwochabend kommen die ersten Kunden um 18 Uhr zum ersten Pilates-Kurs nach langer Zeit.” Potsdam sei, so Brauer, bekanntermaßen eine Yoga-Hochburg mit Dutzenden Yoga-Studios. „Gefühlt gibt es hinter jeden dritten Tür so ein Studio”.

[Abonnieren Sie kostenlos den neuen PNN-Newsletter "Potsdam Heute": Hier geht es zur Anmeldung]

Zahlreiche Auflagen

Die Nachfrage sei groß, und sie müsse die zahlreichen Auflagen akzeptieren: Nur zehn Kunden dürfen in den Yoga-Raum gelassen werden – vor Corona waren es doppelt so viele. Die Umkleide dürfe nicht genutzt werden, und auch der entspannte Plausch nach den Übungen bei einem Tee müsse entfallen. „Alle, die jetzt zu uns kommen, wissen, dass sie danach gleich wieder gehen müssen”, sagte Brauer. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl werde die Session am Mittwoch per Live-Stream ins Netz übertragen: „Wir stellen natürlich sicher, dass dabei nicht die Kunden, sondern nur die Trainer zu sehen sind.”

Von der Reaktion ihrer Kunden auf die überraschende Öffnung war Susanne Brauer angerührt. „Sie waren richtig dankbar dafür, dass es nun weitergeht“, erzählt sie.

Einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung bei der Stadt hat auch Kerstin Pohlmann, Geschäftsleiterin von Kieser-Training an der Wetzlarer Straße in Babelsberg, gestellt – und sich über die Genehmigung gefreut. Sie hat am vergangenen Donnerstag erfahren, dass das Training wieder beginnen kann und sofort ihre 1886 Kunden per Mail und Postkarten darüber informiert. Am Freitag wurde die Tür aufgeschlossen. Acht von zehn Kunden nehmen am Kieser-Training aus medizinischen Gründen teil, um für ihren Rücken und gegen ihre Osteoporose etwas zu tun – das Gesundheitsamt erteilte die Ausnahmegenehmigung nur für diese Kunden.

Erleichtert. Kerstin Pohlmann von Kieser Training ist froh, wieder öffnen zu können. Die Kunden hätten die lange Schließung weitgehend akzeptiert.
Erleichtert. Kerstin Pohlmann von Kieser Training ist froh, wieder öffnen zu können. Die Kunden hätten die lange Schließung weitgehend akzeptiert.

© Ottmar Winter

Auch bei Kieser müssen Auflagen strikt eingehalten werden. Trainiert wird ausschließlich mit den vorgeschriebenen Mund-Nase-Schutzmasken, jedes Gerät muss nach jeder Benutzung desinfiziert werden. Die Geräte stehen im Abstand von 1,5 bis zu zwei Meter voneinander entfernt, einige wurden gesperrt, weil dies nicht möglich war. Ein Wegeleitsystem sorgt dafür, dass sich Ankommende und Kieser-Kunden, die die Räume verlassen, nicht zu nahe kommen können. Außerdem müssen alle einen Fragebogen mit den üblichen Fragen zu Symptomen ausfüllen, die auf eine Corona-Erkrankung hinweisen – und ob sie Kontakt mit einer Person hatten, deren Erkrankung bestätigt war.

Die Wege der Nutzer des Fitnessstudios sollen sich möglichst nicht kreuzen.
Die Wege der Nutzer des Fitnessstudios sollen sich möglichst nicht kreuzen.

© Ottmar Winter

„Unsere Kunden akzeptieren das ohne Probleme”, sagt Kerstin Pohlmann, „sie sind megahappy, dass wir wieder anfangen konnten.” Manch einer habe ihr anvertraut, dass ihr Rücken wieder begann zu schmerzen: „Etliche sagten, dass sie acht Wochen ohne uns nicht gut leben konnten.”

Nur fünf Prozent der Kunden, so die Kieser-Chefin, hätten darüber nachgedacht, ihren Vertrag zu kündigen. Sie erfuhren allerdings, dass die Coronapandemie rechtlich als höhe Gewalt bewertet wird und als allgemeines Lebensrisiko beider Vertragspartner keine vorzeitige Kündigung ermöglicht.

Jakob Herold, Chef von „Crossfit” an der Neuendorfer Straße, hat am vergangenen Freitag die Genehmigung vom Gesundheitsamt für die Wiedereröffnung seines Fitnesstudios zugestellt bekommen. Er hat seinem Antrag nach eigenen Angaben ein ausgeklügeltes Hygienekonzept beigefügt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false