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Die Zweifel an den Angaben von Matthias Klipp, Baudezernent der Stadt Potsdam, wachsen.

© M. Thomas

Atlas: Post aus dem Rathaus Potsdam: Achtung, Klipp!

Wie der Baudezernent der Stadt Potsdam mit unliebsamen Fragen umgeht: Er stellt einem Journalisten im Urlaub selbst ebenfalls mehrere persönliche Fragen über eine mögliche Stasi-Vergangenheit, die der PNN-Redakteur schnell beantworten soll.

Gleich vorweg: Folgender Vorfall hat sich tatsächlich so zugetragen. Es handelt sich nicht um Satire. Obwohl, vielleicht doch?

Unser PNN-Kollege Alexander Fröhlich wurde jüngst, als er sich mit seiner Familie im Urlaub an einem Mecklenburger See erholte, von einer SMS aufgeschreckt. Der Absender: Potsdams Baudezernent Matthias Klipp (Grüne). Sein Anliegen? Die SMS, vollständig und im Wortlaut, mit Tippfehlern, lautete so: „Sehr geehrter Herr Froehlich, wie ich hoerte befinden Sie sich im Urlaub. Sie haben sicher Verständnis dafür wenn ich Sie trotzdem um die Beantwortung folgender Fragen bitte: Stimmen Informationen wonach Sie beim Wachregiment „Felix Dzierzynski“ gedient haben? Wenn ja haben Sie eine Verpflichtungserklärung beim MfS unterschrieben? Gibt es bei der pnn eine Stasi Ueberpruefung? Wenn ja haben Sie dabei korrekte Angaben gemacht? Ihre geschaetzte Antwort erwarte ich bis 18 Uhr MK“

Klipp: „Wenn Leute wie Sie das Wort Moral in den Mund nehmen weckt das mein Interesse.“

Hoppla! Klipp verdächtigt den Journalisten der Stasi-Mitarbeit? Der Kollege fragte vorsichtshalber nach, ob der Baudezernent wirklich der SMS-Stalker war. „Sehr geehrter Herr Klipp, Sie selbst weilen wohl auch noch im Urlaub, wie ich hörte. Zunächst erlauben Sie mir vor einer Antwort eine Gegenfrage: Woher Ihr geschätztes Interesse an meiner Vita? Beste Grüße, Alexander Fröhlich“ Die Antwort mit der Bestätigung kam prompt: „Wenn Leute wie Sie das Wort Moral in den Mund nehmen weckt das mein Interesse.“

Aha. Nun ist es mit der Moral bekanntlich so eine Sache. Alexander Fröhlich jedenfalls, stellvertretender Chefredakteur der Potsdamer Neuesten Nachrichten, der den Herrn Beigeordneten offenbar mit seiner kritischen Berichterstattung in der Klipp-Affäre um die Vermehrung seiner privaten Hausfläche – genehmigt von der Klipp unterstellten Behörde, begründet mit Ermessensspielraum – verärgerte, war definitiv weder beim Stasi-Wachregiment noch hat er eine Verpflichtungserklärung unterschrieben. Er ist Jahrgang 1975, er war 1989 vierzehn Jahre alt.

Aber bei Herrn Klipp, dem Beigeordneten für Bauen des Potsdamer Oberbürgermeisters, wundert einen inzwischen ohnehin nichts mehr.

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