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Landeshauptstadt: Asyl neben Adlon-Villa?

Die Stadt prüft einen Plattenbau am Lehnitzsee als Asylheim-Standort. Vor Ort regen sich Bedenken

Neu Fahrland - Das dringend nötige neue Flüchtlingswohnheim für Potsdam könnte neben der Villa Adlon im Ortsteil Neu Fahrland entstehen. Die Immobilie am Lehnitzsee werde von der Verwaltung geprüft, bestätigte Stadtsprecher Jan Brunzlow am Montag auf PNN-Anfrage. Es handele sich um eine von mehreren Optionen, die die Stadt derzeit in einer neuen Runde als Standort für ein Asylbewerberheim prüft. Die zunächst von der Verwaltung favorisierte und Anfang Juni vorgestellte Lösung mit Containerbauten am Rande des Industriegebiets Süd war im Stadtparlament auf Kritik gestoßen.

Nach der öffentlichen Debatte sei der Eigentümer des Plattenbaus am Lehnitzsee auf die Stadt zugekommen, sagte Brunzlow. Es hätten sich aber auch zwei weitere Immobilien-Besitzer mit Vorschlägen gemeldet. Am heutigen Dienstag sind nach PNN-Informationen die Fraktionen und der Migrantenbeirat zum Vor-Ort-Termin in Neu Fahrland eingeladen. Von den Reaktionen wird auch abhängen, ob die Stadt das seit Jahren leer stehende Gebäude in die engere Wahl als neuen Flüchtlingsheimstandort zieht.

Während die Verwaltung den Bau nach PNN-Informationen mit kleineren Umbau- und Sanierungsmaßnahmen und trotz der relativ abgelegenen Lage als grundsätzlich geeignet ansieht, regen sich vor Ort Zweifel daran, ob das Haus ohne umfangreiche Sanierung überhaupt nutzbar ist. Laut Ortsvorsteherin Carmen Klockow (CDU) ist das Gebäude asbestbelastet, eine Nutzung für Flüchtlinge „grenzt an Menschenverachtung“, sagte sie den PNN.

Bedenken hat auch Wilhelm Wilderink, der gemeinsam mit seiner Frau vor gut zwei Jahren die Villa Adlon gekauft hat und sie zum Seminarzentrum ausbauen will. Beim Kauf der Villa habe man eigentlich auch den leer stehenden Plattenbau erwerben und abreißen wollen, sagte Wilderink den PNN am Montag. Der jetzige Eigentümer sei ihm damals aber zuvorgekommen – um es den neuen Adlon-Besitzern wenig später zum vierfachen Preis anzubieten. Der Eigentümer habe unter anderem gedroht, das Haus an ein „russisches Bordell“ zu vermieten. „Wir haben uns nicht erpressen lassen“, sagt Wilderink, der nun mit Spannung die Entscheidung der Stadt erwartet.

Mit einer neuen Verwaltungsvorlage zum Flüchtlingsstandort wird indes erst im November gerechnet. Denn die Stadt prüft neben den drei neu ins Spiel gekommenen Standorten auch einige Immobilien der ursprünglich aufgestellten Liste mit 35 Standorten: Einen zweiten Blick wirft die Stadt nach PNN-Informationen unter anderem auf das Gebäude der Volkshochschule in der Dortustraße, das mit dem Umzug der Volkshochschule ins neue Bildungsforum am Platz der Einheit leer steht.

Notwendig wird die dritte Gemeinschaftsunterkunft – neben dem Asylbewerberheim am Schlaatz gibt es seit Herbst 2012 auch eine Gemeinschaftswohnung für Flüchtlingsfrauen in der Hegelallee –, weil die Flüchtlingszahlen steigen. So soll Potsdam statt den zunächst erwarteten 110 Flüchtlingen in diesem Jahr 153 Flüchtlinge aufnehmen – doppelt so viel wie 2012. Das Flüchtlingswohnheim am Schlaatz mit 180 Plätzen ist bereits jetzt voll belegt. jaha

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