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Kunst am Schloss. Seit vier Jahren sind Armenier Besitzer des sanierungsbedürftigen Schlosses Prötzel. Vom 5. bis 7. August findet ein Musikfestival statt.

© dapd

Landeshauptstadt: Armenier setzen Armenier Denkmal

Osteuropäischer Schlossbesitzer wartet auf Baugenehmigung für Gebäudekomplex

Prötzel - Am sanierungsbedürftigen Schloss Prötzel herrscht Betriebsamkeit. Handwerker eilen umher, Maschinengeräusche sind zu hören. Hinter den bröckelnden Gemäuern soll eine Bühne aufgebaut werden.

„Das sind die Vorbereitungen für das Komitas-Musikfestival“, erzählt der Berliner Architekt Georg Werner. Vom 5. bis 7. August wollen Künstler am denkmalgeschützten Schloss an den armenischen Komponisten Komitas Vardapet (1869-1935) erinnern.

Was Außenstehende verwundert, ist für die Bewohner des bei Strausberg gelegenen Ortes längst Gewohnheit. Denn seit vier Jahren sind die armenischen Geschäftsleute Aram und Vagram Ekavyan Besitzer von Schloss Prötzel, das einst zu den schönsten und größten Barockanlagen Brandenburgs gehörte. Selbst der Laie erkennt, dass das insgesamt 122 Hektar große Ensemble im Naturpark Märkische Schweiz vor dem Verfall gerettet werden muss.

Doch in den vergangenen Jahren ist nicht viel passiert. Die Orangerie fiel inzwischen zusammen, auch die Remise ist nur noch eine Ruine. Ginge es nach dem in Berlin lebenden Bauunternehmer Vagram Ekavyan, wäre er mit der Sanierung des Schlosses schon viel weiter. Ein „Sport- und Touristenzentrum Schloss Prötzel“ will er entwickeln, für das es bereits mehrere Entwürfe, aber nach wie vor keine Baugenehmigung gibt, wie Architekt Werner bestätigt.

Insbesondere der Denkmal- und Naturschutz machten den ehrgeizigen Plänen des Armeniers für ein Wellnesshotel inklusive Tennisplätzen und Golfanlage immer wieder einen Strich durch die Rechnung. „Wir sind ständig nur die Wartenden“, klagt Werner über das jahrelange Hickhack mit den Behörden.

Rund zehn Millionen Euro will Ekavyan eigenen Angaben zufolge in den ersten Bauabschnitt – die Sanierung der Fassade und des großen Saals – investieren, der eigentlich bis zum nächsten Jahr abgeschlossen sein sollte. Dann nämlich wird Schloss Prötzel 300 Jahre alt. Doch ob das standesgemäß gefeiert werden kann, bleibt ungewiss.

Es habe „jede Menge Formalitäten“ gegeben, so dass der Investor sich vom Bauamt des Landkreises Märkisch-Oderland nicht ernst genommen gefühlt habe, formuliert es Architekt Werner. Immer noch fehlten „antragsrelevante Unterlagen“, heißt es hingegen aus der Behörde. Ekavyan bleibt trotzdem optimistisch, wohnt demonstrativ seit geraumer Zeit im maroden Schloss, „mit Fledermäusen und Ratten unter einem Dach“, wie er sagt.

Mit der dörflichen Idylle dürfte es vorbei sein, wenn sich das sanierte Schloss mit dem großen Saal als Veranstaltungsort etabliert hat, wie Ekavyan es plant. Dann sollen die Salons für Tagungen genutzt werden, eine Wellnesslandschaft für Entspannung sorgen, Tennisstars Turniere spielen. So steht es im Konzept des Investors. Neues Wahrzeichen soll eine armenische Kapelle neben dem Schloss werden.

Während diese Aussichten so manchen Prötzeler verschrecken, wären die Gemeindevertreter froh, wenn in Sachen Schloss überhaupt etwas passieren würde. Deshalb stimmten sie den teilweise abenteuerlich wirkenden Plänen Ekavyans zu. „Wenn wir nicht weiter zugucken wollen, wie das Schloss verfällt, müssen wir nach diesem Strohhalm greifen und den Investor so gut es geht unterstützen“, sagt Ortsvorsteher Olaf Kaupat.

Bernd Kluge

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