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Plakat des Anstoßes. Den erregt es zumindest bei den Anwohnern der Alexandrowka. Die Russisch-orthodoxe Gemeinde will mit dem Banner am Zaun des Friedhofs das Land dazu bewegen, dem Bau eines neuen Gemeindezentrums am Fuße des Kapellenbergs zuzustimmen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Anwohner kritisieren Erzpriester

Nachbarn der Russischen Kolonie gegen Bebauung des Kapellenbergs / Runder Tisch geplant

Von Peer Straube

Nauener Vorstadt - Der Streit um den Neubau eines russisch-orthodoxen Gemeindezentrums am Kapellenberg erhält neuen Zündstoff. Landeskonservator Detlef Karg, der bekanntlich den von Erzpriester Anatolij Koljada favorisierten Standort auf dem Gelände des russisch-orthodoxen Friedhofs strikt ablehnt, bekommt nun Schützenhilfe von den Bewohnern der Alexandrowka.

„99 Prozent“ der Anwohner und Freunde der Russischen Kolonie seien gegen eine Bebauung des Friedhofs am Fuße des Kapellenbergs, sagte Lutz Andres, Chef des Vereins Kultur Alexandrowka e.V., gestern den PNN. In seinen Dimensionen sei das geplante Haus ein „ziemlicher Klopper“, der gerade im Winter die Sicht auf die Alexander-Newskij-Kapelle verstelle, sagte Andres. Zugleich übte er Kritik am Vorgehen des Erzpriesters in der sensiblen Frage. Mit den Nachbarn habe Koljada über das Thema gar nicht gesprochen, sagte Andres. Wenig Beifall findet auch die Kampagne, mit der die Gemeinde derzeit öffentlich auf ein positives Votum des Landes drängt. Am Friedhofszaun hängt ein Banner, auf dem vier kleine Kinder verschiedener Nationalitäten abgebildet sind. Kulturministerin Wanka wird auf dem Plakat indirekt aufgefordert, als oberste Denkmalpflegerin Kargs Ablehnung zu kassieren. „Unsere Kinder brauchen ein Dach über dem Kopf“, steht daneben.

„Dafür habe ich kein Verständnis“, sagte Andres. „Man bekommt ja das Gefühl, Herr Koljada möchte ein Obdachlosenheim betreiben.“ Andres betonte, die Anwohner der Russischen Kolonie befürworteten grundsätzlich den Bau eines neuen Gemeindezentrums, nur eben nicht an dieser Stelle. Man müsse über Alternativen nachdenken, forderte er. Vorstellbar sei etwa die Nutzung eines alten DDR-Gebäudes auf dem Gelände der Puschkinallee 16, das entsprechend umgebaut werden könnte. Möglichkeiten gebe es auch in der Persius-, der Großen Weinmeister- oder der Nedlitzer Straße sowie in der Russischen Kolonie selbst.

Die Stadt hat inzwischen auf das monatelange Gezerre reagiert und will für September einen Runden Tisch einberufen, um eine Lösung für das Problem zu finden. Wolfgang Hadlich, Büroleiter des Oberbürgermeisters, bestätigte gestern den PNN, dass derzeit Terminabsprachen laufen. Teilnehmen sollen Vertreter des Kulturministeriums, Landeskonservator Karg, Oberbürgermeister Jann Jakobs sowie Erzpriester Koljada.

Die Russisch-Orthodoxe Gemeinde plant den Neubau eines Gemeindezentrums bereits seit mehreren Jahren. Auf 1000 Quadratmetern sollte ein mit Holz vertäfeltes Gebäude entstehen, das sich an die Architektur der Koloniehäuser anlehnt. Darin wollte man neben einem großen Gemeinderaum auch ein Baptisterium für die Erwachsenentaufe unterbringen. Die Kosten hatte die Gemeinde auf drei Millionen Euro veranschlagt, das Geld soll vor allem durch Spenden aufgebracht werden. Peer Straube

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