Angeklagtem wird Totschlag vorgeworfen: Prozess um Todesfall im Minsk

Potsdam - Der gewaltsame Tod eines 43-jährigen Obdachlosen im früheren Terrassenrestaurant Minsk beschäftigt derzeit das Potsdamer Landgericht. Angeklagt wegen Totschlag ist der heute 42 Jahre alte Pole Slawomir M. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am 28. Oktober vergangenen Jahres in dem leerstehenden ehemaligen Restaurant am Brauhausberg den Tod des ebenfalls aus Polen stammenden Opfers verursacht zu haben. Er soll ihm bei einer Schlägerei mit Fäusten, Tritten und einer Bratpfanne lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt haben. Den bewusstlosen Mann soll Slawomir M. anschließend vor die Tür des Minsk geschleift und dort liegengelassen haben. Dort verstarb der 43-Jährige in der Nacht zum 29. Oktober bei kalten Außentemperaturen an Unterkühlung. Bis zum 9. August sind noch drei Verhandlungstage angesetzt. Der Angeklagte soll psychisch krank sein und ist derzeit in der Psychiatrie in Brandenburg/Havel untergebracht. Zum Tatzeitpunkt soll er schuldunfähig gewesen sein.

Der Fall hatte im Herbst 2017 für Aufsehen gesorgt – unter anderem, weil die kommunalen Stadtwerke als Eigentümer das Grundstück nicht wirksam gesichert hatten: Der Bauzaun war mehr als löchrig, das Hoftor stand sperrangelweit offen und es gab nicht einmal ein Schild, das das Betreten untersagte. Dort, wo früher Potsdamer und Besucher speisten, hatte sich offensichtlich ein Unterschlupf für Obdachlose etabliert. Überall lagen Baumaterial, Glasscherben und Abfall herum. Als es zu der tödlichen Schlägerei kam, herrschten Ende Oktober in Potsdam schon Temperaturen um den Gefrierpunkt. Mehrbettzimmer in Pensionen mietet die Stadt im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Winterhilfe für Obdachlose jedoch nur von November bis März an. Zwei Wochen nach dem gewaltsamen Tod wurde das Grundstück dann neu eingezäunt.