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Auferstanden. Der 110 Zentimeter große Amor kann nach aufwändiger Restaurierung seit gestern wieder im Bornimer Karl-Foerster-Garten bewundert werden.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Amor im Foerster-Garten

Restaurierter Sandstein-Putto wurde am Mittwoch aufgestellt – ein „Herkules als Kind“

Bornim – Keule und Löwenfell schreibt die Mythologie dem Herkules zu. Der im Foerster-Garten in Bornim ausgegrabene und nun restaurierte 110 Zentimeter große „Amor“ aus schlesischem Sandstein hält ebenfalls eine Keule in der Hand und trägt einen Löwenfell-Umhang. „Herkules als Kind“, so die treffende Bezeichnung der beiden Restauratorinnen.

Antje Theobald und Julia Maitschke sind Studierende des Ausbildungsganges Steinkonservierung der Fachhochschule Potsdam (FHP). Unter Anleitung ihrer Hochschullehrer Gottfried Hauff und Peter Kozub befassten sie sich seit fast zwei Jahren mit dem kleinen Liebesgott. Dieser verkörpere die „wehrhafte Liebe“, heißt es in einer Beschreibung der FHP. Diese Liebe überwinde Widrigkeiten und vollbringe Heldentaten. Daher trage die Figur das Fell eines Löwen und halte eine Keule in der Hand. Die Erlegung des nemeischen Löwen war der Sage nach eine der zwölf Heldentaten des Herkules, durch welche dieser die Unsterblichkeit erlangte.

Kristina Scheller kennt den Herkules-Amor seit 1988, als sie beim VEB Bornimer Staudenkulturen den Beruf der Gartenfacharbeiterin lernte. „Der Amor hatte dort seine Höhle“, zeigt sie auf eine dunkle Ecke unter einem chinesischen Wacholder nahe am Foersterschen Wohnhaus. Als die Figur umgekippt war, informierte Kristina Scheller den Gartendenkmalpfleger der Stadt Potsdam, Felix Merk. „Wir haben schon bei anderen Gelegenheiten mit Professor Haller von der Fachhochschule gearbeitet und baten ihn zu helfen“, berichtet Merk.

Für die beiden Studierenden war es eine interessante Aufgabe, denn der Zustand des kleinen Kerls war erbärmlich: grün verfärbt die Oberfläche, im Sockel stark verwittert, ein Bein im Knöchelbereich gebrochen, die Nase abgeschlagen. Nach allen Regeln der Wissenschaft, unter anderem mit Ultraschallmessungen, ermittelten Antje Theobald und Julia Maitschke die Festigkeit und erstellten ein Schadensbild. Danach erfolgten Restaurierung und Konservierung. Seit gestern schmückt der Putto, besonders in der Abendsonne leuchtend, als Blickpunkt den Senkgarten des Gartenschöpfers Karl Foerster (1874 –1970).

Auftraggeber der Arbeiten ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) als Eigentümerin des einstigen Wohnsitzes des weltberühmten Staudenzüchters. Es ist ein Geschenk an die Marianne-Foerster-Stiftung innerhalb der DSD. Karl Foersters Tochter Marianne, die nach der Gärtnerlehre bei ihrem Vater als Gartenarchitektin im Ausland arbeitete, kehrte 1990 nach Bornim zurück und versuchte dort, das Andenken an ihren Vater zu erhalten. Die Stadt Potsdam stellte ihr eine gärtnerische Fachkraft und eine Hilfskraft zur Seite. Im Jahre 2001 gründete Wolfgang Behr die später nach Marianne Foerster benannte Stiftung. Marianne Foerster starb 79-jährig im Jahr 2010. Die Stiftung kümmert sich um den Erhalt, die Pflege und die öffentliche Zugänglichkeit der Anlage.

Norbert Kühn, Gartenarchitektur-Professor an der TU Berlin und Vorsitzender des Beirates der Marianne-Foerster-Stiftung, zeigte sich gestern sichtlich erfreut über das neue Garten-Kleinod. „Wir wollen das Haus und den Garten Stück für Stück wiederherstellen, die kleine Figur ist daher ein willkommenes und schönes Zeichen, dass hier etwas passiert.“ Laut Kühn sei der Putto einst als Geschenk für Karl Foerster und seine Frau Eva in den Garten gelangt.

„Mit dem hervorragenden Ergebnis der Restaurierung des Amors sind wir sehr zufrieden“, äußerte Gartendenkmalpfleger Merk, der Mitglied im Beirat der Marianne-Foerster-Stiftung ist. Die Denkmalschutzbehörde der Stadt hatte die Restaurierung vermittelt und begleitet.

Günter Schenke

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