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Landeshauptstadt: Alter Fritz lässt Gästezahlen hochschnellen

Potsdam im August mit einem Plus von 28 Prozent. 300 000 Besucher in Friederisiko-Ausstellung

Von Matthias Matern

Der Alte Fritz hat Potsdam offenbar einen außergwöhnlichen Tourismusboom beschert: Allein im August kamen nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg knapp 28 Prozent mehr Gäste nach Potsdam als im Vergleichsmonat des vergangenen Jahres. Die Zahl der Übernachtungen stieg ebenfalls um knapp 26 Prozent auf 125 300, teilten die Statistiker am Freitag mit. In ganz Brandenburg wurden im August knapp 1,6 Millionen Übernachtungen gezählt. Auch im Vergleich der ersten acht Monate zeigt sich in Potsdam ein deutlicher Zuwachs von knapp zwölf Prozent bei der Gästezahl und fast 15 Prozent bei den Übernachtungen. Obwohl der neuesten Erhebung zufolge auch die anderen Reiseregionen Brandenburgs in diesem Jahr zugelegt haben, sticht Potsdam mit seinen Zuwächsen heraus. Über den Grund dafür sind sich Gastronomen, Touristiker und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten einig: „Das war alles Friedrich II.“, meint etwa Dieter Hütte, Chef der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH (TMB).

Dass sich das Friedrich-Jahr anlässlich des 300. Geburtstages des früheren Preußenkönigs im Januar tatsächlich für Potsdam bezahlt gemacht hat, lässt sich auch an den gestiegenen Besucherzahlen in den zahlreichen Schlössern der Stadt ablesen. So sei etwa für das wohl bekannteste Schloss Friedrichs II., das Schloss Sanssouci, über das Jahr gerechnet bislang ein Besucheranstieg um etwa neun Prozent zu verzeichnen, teilte der Marketingchef der Schlösserstiftung, Heinz Buri, am Freitag auf PNN-Nachfrage mit. „Im Schloss Cecilienhof sind es sogar 11,5 Prozent.“ Aber auch über Potsdam hinaus habe das Thema für Zuwächse gesorgt, so Buri. Im Schloss Charlottenburg zum Beispiel seien drei Prozent mehr Besucher gezählt worden. Den Rekord dürfte jedoch wohl das Schloss Rheinsberg halten. 30 Prozent mehr Gäste sollen es laut Schlösserstiftung in diesem Jahr sein. „Und das, obwohl dort die Friedrich-Ausstellung erst Anfang August eröffnet wurde.“ Wie groß der Effekt des Jubiläums an seinen vielen Außenstandorten im Land tatsächlich war, wird derzeit von der TMB ermittelt.

Unbestrittenes Zugpferd im Friedrich-Jahr aber ist die Potsdamer Friederisiko-Ausstellung im Neuen Palais. Sie ist das größte und kostspieligste Ausstellungsprojekt dieser Art seit Gründung der Schlösserstiftung vor fast 20 Jahren. In zwölf Themenbereichen beschäftigt sich die Schau mit dem Zeitgeist der Friedrich-Ära, der Dynastie der Hohenzollern, dem Tagesgeschäft des Alten Fritz und seinen Kriegen. Viele Räume im Neuen Palais sind erstmals seit Jahren wieder zugänglich. Insgesamt hat die Ausstellung, die Ende April eröffnet wurde, rund sechs Millionen Euro gekostet. 300 000 Besucher haben die Schau bislang gesehen. Das war aber der Stand Anfang Oktober. „Ein Riesenerfolg. Am Ende werden wir vermutlich rund 350 000 Besucher haben“, schätzt Marketing-Chef Buri. Letzter Tag der Schau ist der 28. Oktober. Wer sich die Ausstellung noch ansehen wolle, solle über das Internet oder an einer Vorverkaufsstelle eine Eintrittskarte kaufen. „Wer an einem Sonntag kommt, kann Pech haben und gar nicht mehr eingelassen werden.“ Eine Verlängerung der Schau ist nicht möglich.

Vom Friedrich-Boom profitiert hat nach Einschätzung von Mario Kade, Präsident des brandenburgischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), die gesamte Branche: „Von der kleinsten Pension bis zum hochpreisigen Hotel haben alle gleichmäßig zugelegt“, so sein Eindruck. „ Viele unserer Gäste haben sich erstaunt gezeigt, wie facettenreich die Person Friedrich II. war“, sagt der Dehoga-Präsident. Der große Erfolg lege nahe, sich künftig noch intensiver mit dem Alten Fritz zu beschäftigen. „Wenn das Jahr vorbei ist, tun wir, glaube ich, gut daran, das Thema weiter auszubauen“, meint Kade. „Vielleicht sollten wir das Friderizianische in unseren Objekten noch stärker herausstellen“, sagt auch Buri. Doch man müsse auch aufpassen, dass es nicht überfrachtet wirke. Tourismuschef Hütte dagegen glaubt, ein Friedrich-Jahr reiche vorerst und das Thema sei ansonsten ausreichend präsent in der Stadt. „Wir brauchen einfach mehr Mut zu Großveranstaltungen“, fordert der Touristiker.

Zumindest eine Verlängerung der Friederisiko-Ausstellung wäre gut, findet Christine Berndt vom Schlossgarten-Hotel am Park von Sanssouci. „Alle unsere Gäste, die die Schau gesehen haben, waren begeistert.“ Auch im Schlossgarten-Hotel hat man vom alten Preußenkönig profitiert. „Wir hatten über die ganze Saison eine gute Auslastung. Den 300. Geburtstag hat man gespürt“, meint Berndt.

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