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Potsdam-Mittelmark: Wie Läden den Durst stillen

Im Teltower Weltladen gibt es Leitungswasser gratis. Die Inhaberin ist Teil eines bundesweiten Netzwerks

Teltow - Seit einigen Monaten klebt an der Haustür von Manuela Zellmann in Teltow ein hellblauer Aufkleber mit einem Wassertropfen. Die Bedeutung: Wer den Eingang durch den Garten zu ihrem Weltladen in der Feldstraße 24 gefunden hat, kann eine mitgebrachte leere Flasche kostenfrei mit Leitungswasser auffüllen.

Die 56-Jährige beteiligt sich an der Initiative „Refill Deutschland“ und ist mittlerweile in guter Gesellschaft. Nachdem das ehrenamtliche Projekt anfangs besonders in Großstädten wie Hamburg und Berlin erfolgreich angelaufen ist, sieht man die Aufkleber inzwischen auch an den Türen von Cafés oder Buchläden in kleineren Städten.

Deutschlandweit beteiligen sich bereits mehr als 1600 Geschäfte - in Brandenburg bisher vor allem Apotheken, Familienzentren und Reformhäuser. Auf einer Karte im Internet sind alle Teilnehmer aufgelistet. „Refill Deutschland“ versteht sich als soziale Bewegung und wurde im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Die Initiative setzt sich nach eigenen Angaben für den Umweltschutz und Müllvermeidung ein. Zusätzlich will das Projekt darauf aufmerksam machen, dass Leitungswasser auch Trinkwasser ist und Menschen dazu inspirieren, plastikfreier zu leben. Als Vorbild für das Projekt dient „Refill Bristol“, das schon seit 2015 erfolgreich läuft.

„Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist für mich ein Menschenrecht. Ich bin sogar der Meinung, dass Trinkwasser für alle kostenlos sein sollte“, begründet Zellmann ihr Engagement für die Initiative. Gerade weil große Lebensmittelkonzerne bei ihren Produktionsprozessen die Menschenrechte nicht einhalten würden, ist das Thema Wasser für die ehemalige Facharbeiterin für Datenverarbeitung besonders wichtig. Die Anmeldung ihrer „Refill Station“ in Teltow sei unproblematisch gelaufen. Erfahren habe sie von der Initiative auf Facebook.

Den Weltladen führt Zellmann seit 2004. Sie arbeitet heute nebenbei noch sechs Stunden pro Woche bei einer Bank in der Buchführung. Ihr Angebot, leere Flaschen mit Leitungswasser aufzufüllen, wird bislang noch wenig genutzt. Findet jedoch jemand den Weg in den Laden, kommt das Wasser aus dem Hahn, die Qualität wird nicht kontrolliert. Doch die 56-Jährige macht sich keine Gedanken, um die Qualität des Wassers. „In Teltow wird das Wasser aus einem Tiefbrunnen gewonnen und ist sehr sauber“, sagt Zellmann.

Auch die Mittelmärkische Wasser und Abwasser GmbH (MWA), die für Teltow zuständig ist, versichert: Leitungswasser ist ein sehr gut überwachtes Lebensmittel. „Wenn man etwas ohne Bedenken trinken kann, dann ist das Leitungswasser“, sagt MWA-Geschäftsführer Felix von Streit. Die Qualität werde extern durch das Gesundheitsamt und durch interne Kontrollen andauernd überprüft. Den Ansatz von „Refill Deutschland“ findet er unterstützenswert. Auch von Streit kann sich vorstellen, mit seinem Betrieb ein Teil der Initiative zu werden.

Dass Leitungswasser eine umweltfreundliche Alternative zu Flaschenwasser sein kann, zeigen auch die öffentlichen Trinkwasserbrunnen in Brandenburg, von denen zwei in Potsdam stehen. Von April bis September können Passanten dort ihren Durst löschen. „Die Trinkbrunnen haben einen kontinuierlichen Wasserdurchlauf und werden in regelmäßigen Abständen gereinigt“, sagt Sprecher Göran Böhm vom Versorger Energie und Wasser in Potsdam. So könne eine gleichbleibende Wasserqualität garantiert werden. Trinkbrunnen gibt es bislang unter anderem noch in Brandenburg/Havel und Bad Belzig. Juliane Kipper (dpa)

Juliane Kipper (dpa)

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