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Werdersche Einblicke und Bibelerotik: Peter Menne stellt im „Kunst-Geschoss“ aus

Werder (Havel) - Hätten Welt und Mensch nicht auch ihre lächerlichen Seiten, so wäre das Leben kaum zu ertragen. Karikaturen stellen sie mit Spott oder Grimm bloß und heraus, und schon entsteht jener Humor, bei dem man „trotzdem“ lacht – über die anderen, über sich selbst.

Werder (Havel) - Hätten Welt und Mensch nicht auch ihre lächerlichen Seiten, so wäre das Leben kaum zu ertragen. Karikaturen stellen sie mit Spott oder Grimm bloß und heraus, und schon entsteht jener Humor, bei dem man „trotzdem“ lacht – über die anderen, über sich selbst.

Der 1962 „ohne größeres Dazutun“ im Westfälischen geborene, seit 20 Jahren in Potsdam lebende Zeichner und Illustrator Peter Menne kann beides. In seinem Büchlein „Schlafstörungen. Wenn Männer im Bett nicht zur Ruhe kommen“ etwa nimmt er sich selbst auf die Schippe. Er ist ein hochbegnadeter Karikaturist, ein Meister, auch wenn er diese Arbeiten nicht als Kunst verstanden wissen will.

Pünktlich zur 700-Jahr-Feier widmet Werder diesem listigen Schelm, der im Westfälischen ob seiner freizügigen Kommentare zu biblischen und anderen Themen der Zeitgeschichte mächtig abgeblitzt war, eine glanzvolle Ausstellung. Unter dem Titel „Land & Leute“ sieht man in der städtischen Galerie „Kunst-Geschoss“ in Sachen Werder viel Anzügliches, was Namen, Ämter und Natur des Städtchens betrifft. Unter den fast 60 handkolorierten Zeichnungen diverser Formate finden sich aber auch Motivreihen wie „Fischfang und Jäger“, „Kontaktanzeigen“ oder Blätter aus dem genannten Buch über die Sorgen der Mittfünfziger.

Nun hat diese gut gestaltete Karikaturenschau zwei Rezeptionsebenen. Die eine heißt Werder samt den Werderschen. Wie im großen Wimmelbild, so wird der Eingeborene in den Bildern bekannte Gesichter entdecken: die Obstmuckerin, den gelehrten Pomologen, mit seinen geliebten Äpfeln jonglierend. Da schielen die Alten der Karnevalsgilde dem Funkengirl unter den Kurzrock, und blicken trotzdem ziemlich deppert drein. Arg verschwitzt die „Alten Säcke“ beim Sackhüpfen – ein Schalk, wer Schlimmes dabei denkt. Natürlich schaut der Fremde anders auf diese Bilder. Ebenso wie die Werderschen auf Mennes Impressionen vom Lande, die irgendwo anders entstanden: von der „Abferkelbox“ über den „Traktor an Miste“ bis zur „Frau mit Nudelholz“.

Zum Thema „Fischfang“: Porträts von Aal und Karpfen, Saibling und – dem Jäger. Aber das ist noch gar nichts gegen die erotisch-frechen Bibel-Illustrationen: Da schrubbt sich Bathseba, Mutter des König Salomo, in der Wanne jede Menge Schmutz vom Leib. Jakob, der Erzvater Israels, ist ganz dicht bei seinen Frauen, und was Königin Salome da treibt, will man gar nicht beschreiben. „Erotik in Gottes Wort“ hat der Zeichner diese Serie genannt. Dass die braven Katholiken im Münsterland hier schwer ins Schwitzen kamen, versteht man schon.

Ein Glück also, dass es solche wie Peter Menne gibt. Einer, der die lächerlichen Seiten unseres Lebens ernst, die ernsten aber heiter nimmt, und dies auch noch mit leichter Hand zu Papier bringt. Ein Lob auch der Galerie, dies ans Werderaner Licht gebracht zu haben.

Die Ausstellung im „Kunst-Geschoss“ im Schützenhaus Werder ist immer Donnerstag, Samstag und Sonntag von 13 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Mennes Bücher und das Werderaner Wimmelbild kann man dort auch kaufen.

Gerold Paul

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