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Werder: Vereint für das Kino

Ein neuer Förderverein für das Scala-Kino ist in Werder gegründet worden. Der Betreiber des Kinos übernimmt wohl ein weiteres Filmtheater.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Ein neuer Förderverein, die Umstellung auf digitale Filmtechnik und die mögliche Übernahme eines zweiten Kinos: Zum Jahresanfang hat sich der Betreiber des Werderaner Scala Kulturpalastes gleich drei Großprojekte vorgenommen. „In den nächsten 14 Tagen wird sich entscheiden, ob ich ein Kino in einem Einkaufszentrum in Hennigsdorf mit drei Sälen übernehme und für das Werderaner Scala einen gebrauchten digitalen Filmprojektor kaufe“, sagt Gösta Oelstrom am gestrigen Dienstag den PNN.

Zunächst einmal soll in der nächsten Woche der Förderverein Scala Kulturpalast eingetragen werden. Er soll sich vor allem um den Erhalt des maroden Kinogebäudes in der Eisenbahnstraße kümmern. Bei Starkregen gelangt Oelstrom zufolge derzeit Wasser durch das kaputte Dach in den Kinosaal. Der Vermieter, eine Gesellschaft um den früheren Kinobetreiber Knuth Steenwerth, investiere nicht in das Haus, verlange dafür aber auch nur eine geringe Miete. „Kleinere Reparaturen haben wir bisher mit der Hilfe von Unterstützern gemacht“, so Oelstrom. So seien andere Teile des Daches notdürftig abgedichtet worden, auch die abgeplatzten Treppenstufen am Eingang wurden ausgebessert. „Dauerhaft ist der Erhalt des Hauses aus dem Betrieb heraus aber nicht zu finanzieren“, sagt der Betreiber. Er hofft, dass der Verein, dessen Vorsitz seine Freundin Sandra Hübner übernimmt und der auch Spendenquittungen ausstellen kann, mehr Spender anlockt und so Geld für die nötigen Arbeiten eingeworben werden kann.

Bei der letzten Spendenaktion via Crowdfunding im Dezember, bei der Oelstrom Geld für einen neuen digitalen Projektor einwerben wollte, sind statt der angepeilten 11 500 Euro nur knapp 1 695 Euro zusammengekommen. Das Geld war als Co-Finanzierung für einen rund 50 000 Euro teuren Projektor gedacht, der nötig ist, um aktuelle Filme großer Verleiher abzuspielen. „Ich prüfe aber derzeit, ob ein gebrauchter Projektor aus Erlangen mit unserer Technik kompatibel ist“, so Oelstrom, der das Scala im Juli 2015 übernommen hat. Das aus einem geschlossenen Kino stammende Gerät kann auch automatisch Vorhänge bedienen, sodass auch weniger geübte Menschen einen Film starten können.

Kino in Werder: Das klassische Programmkinogefühl soll zurückkommen

Derzeit sind der aus der Film- und Fernsehproduktion kommende Oelstrom und eine Freundin die einzigen, die die Technik im Kino bedienen können und gleichzeitig den Verkauf im Café übernehmen. „Sollte der Projektor, für den wir das Geld zusammen hätten, mit der Technik in unserem Haus kompatibel sein, könnten wir ihn schon Ende Januar einbauen“, so Oelstrom. Dann soll auch die große Leinwand, die derzeit vor den früheren Kinovorhängen und der alten Leinwand installiert ist, zurückgebaut werden. Dadurch soll die Bühne wieder größer werden und mit den roten Vorhängen auch das klassische Programmkinogefühl zurückkommen.

Doch nicht nur die fehlende digitale Technik ist derzeit ein Grund, warum in Werder keine Filme von Großverleihern wie etwa Disney gezeigt werden. Oelstrom zufolge sind deren Verträge so gestrickt, dass man etwa bei Disney auch alle nachfolgenden Filme über mehrere Wochen zeigen müsste – mit dem einen Saal in Werder sei das schlicht nicht darstellbar.

Doch womöglich kommen bald drei Säle eines seit fünf Jahren leerstehenden Kinos in Hennigsdorf (Oberhavel) hinzu. Gespräche mit dem Vermieter habe es schon gegeben. Jetzt prüfe Oelstrom, ob er den Betrieb dort finanzieren kann. „Mit dann vier Sälen hat man Verleihern gegenüber natürlich andere Möglichkeiten, um neue Filme vielleicht auch in Werder zeigen zu können.“

Auf das leerstehende Kino angesprochen hätten ihn Hennigsdorfer, die ins Werderaner Scala kamen. Der Vermieter sei nach ersten Gesprächen vom in Werder umgesetzten Konzept aus Kino und Veranstaltungshaus überzeugt gewesen. „Ich hoffe, dass wir in Werder erfolgreiche Veranstaltungen dann in Hennigsdorf duplizieren können“, so Gösta Oelstrom. Dazu zählten etwa die Auftritte der Kabarettistin Andrea Meissner, die fast immer ausverkauft seien, oder Filmvorführungen für Schulklassen.

Besonders erfolgreich seien auch lokale Kooperationen: So hat Oelstrom gemeinsam mit dem Werderaner Historiker Baldur Martin Super-8-Filme von Hobbyfilmern zu zwei 60-minütigen Kinofilmen zusammengeschnitten. Die vier bisherigen Vorstellungen waren ausverkauft, auch für die nächste am Freitag um 19 Uhr seien schon dreiviertel der Karten verkauft. Erfolgreich war 2017 auch das Jazz-Festival „Werder klingt“ des Musikers Thomas Walter Maria, von dem es in diesem Jahr eine Wiederholung geben werde. Maria ist auch stellvertretender Vorsitzender des neuen Fördervereins.

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