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Potsdam-Mittelmark: Wandern über den Ruinen

Die Beelitzer Heilstätten sollen zu einem Park mit Höhenpfad werden. In zehn Monaten soll es losgehen

Von Enrico Bellin

Beelitz - Aus den Fenstern ragen Birken, Vögel zwitschern zwischen den Ruinen und auf dem Dach eines alten Sanatoriums wächst inzwischen ein Wald. Doch mit der Ruhe in den Beelitzer Heilstätten soll es zum Jahreswechsel vorbei sein. Dann soll der Bau des Heilstätten-Parks beginnen, der die Ruinen der ehemaligen Lungenheilanstalt der Öffentlichkeit zugänglich machen soll.

„Wir rechnen mit einer Baugenehmigung für den ersten Teilabschnitt des Parkes bis zum Jahresende“, sagte Investor Georg Hoffmann am gestrigen Donnerstag den PNN. Gemeinsam mit zwei Partnern will der Forstunternehmer aus dem rheinland-pfälzischen Leimbach aus dem denkmalgeschützten Areal eine der größten Attraktionen des Landkreises machen. Auf einem sogenannten Baumwipfelpfad, einem aufgeständerten Weg in 20 bis 25 Metern Höhe, sollen Besucher die Ruinen der Heilstätten erkunden und über deren Geschichte informiert werden. Zusätzlich sollen einige der um die Jahrhundertwende erbauten Häuser, die zum Teil seit 70 Jahren dem Verfall überlassen sind, nach und nach so gesichert werden, dass Besucher sie auch von innen besichtigen können.

Hergerichtet werden soll das Areal des sogenannten Quadranten A, dem Viertel der Heilstätten, das zwischen den Bahngleisen und der Autobahnauffahrt gegenüber dem Landhotel Gustav liegt. Vom 60 Hektar großen Gelände befindet sich der Großteil im Besitz von Georg Hoffmann beziehungsweise der Heilstätten Park GmbH, die restlichen beiden Flächen wollen die Investoren für 104 000 Euro von der Stadt Beelitz kaufen. Ein städtebaulicher Vertrag, der die Details regelt, wurde bereits aufgesetzt. Auch der Entwurf des Bebauungsplanes wurde von den Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung gebilligt.

Demnach soll im ersten Bauabschnitt ein Kreisverkehr an der Straße nach Fichtenwalde gebaut werden, von dem aus man auf das Gelände fahren kann. Weiterhin soll ein 40 Meter hoher Turm errichtet werden, von dem aus man auf den Baumwipfelpfad kommt. Durch einen Aufzug soll der Pfad auch für Gehbehinderte erreichbar sein. Außerdem sollen im Turm ein Restaurant und ein Souvenirshop untergebracht werden. Im ersten Abschnitt soll der Wipfelpfad bis zu 400 Meter lang sein und mittels einer Hängebrücke über das Sanatorium mit dem bewaldeten Dach führen. „Dieser Abschnitt soll im August eingeweiht werden und 6,6 Millionen Euro kosten“, so Hoffmann.

Insgesamt rechnet er mit einer Bauzeit von bis zu sieben Jahren, bis das gesamte Areal seinen Vorstellungen entspricht. So soll der Baumwipfelpfad einmal eine Länge von einem Kilometer haben, er soll schrittweise mit der Erneuerung denkmalgeschützer Gebäude verlängert werden. Auch der heute wild anmutende Wald, der einstmals als Park angelegt war, soll wieder in seinen Originalzustand versetzt werden. Zusätzlich sollen in einigen gut erhaltenen Gebäuden des Geländes Hotels, ein Museum und weitere Restaurants eingerichtet werden, nur der Empfangsturm wird neu gebaut. Die Gesamtinvestition werde im zweistelligen Millionenbereich liegen.

Neben Georg Hoffmann, der auch einen Baumwipfelpfad in der Eifel plant, gehört unter anderem die Firma Vollack zu den Investoren. Sie fertigt die Elemente für den Höhenpfad und hat bereits ein ähnliches Projekt im Nationalpark Hainich verwirklicht.

Pläne für den Heilstätten-Park gibt es bereits seit 2010, doch da das Land keine Förderung für das Projekt gab und Hürden wie die Umwandlung des Waldgebietes in eine Parkanlage zu nehmen waren, zog sich die Planung in die Länge. Der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) zeigte sich gestern jedoch optimistisch, dass der Park nun zügig realisiert werden kann. „Bei so einem großen Projekt, das komplett von privaten Investoren getragen wird, ist diese Realisierungsdauer verständlich.“ Seit etwa einem Jahr zeige sich nun eine kontinuierliche, problemlose Zusammenarbeit mit den Investoren.

Knuth hofft durch den Park auf weitere wirtschaftliche Impulse in Beelitz, da zum Bau und Betrieb des Parks viele Menschen aus der Region benötigt würden. Außerdem würden die erwarteten mehr als 200 000 Besucher pro Jahr die Stadt weiter beleben. Der Bürgermeister glaubt, dass der Park sich zu einem echten Besuchermagneten entwickeln kann. So wollen die Investoren beispielsweise das Hauptgebäude mit dem bewaldeten Dach weiter dem Verfall überlassen. „In Kombination mit den geplanten Sanierungen bekommt das Gelände dadurch einen morbiden Charme“, so Knuth.

Dass solche Parks das Potenzial zum Touristenmagneten haben, beweisen die 200 000 Gäste, die jährlich den Baumwipfelpfad im Nationalpark Hainich besuchen. Im Heilstätten-Park sieht Georg Hoffmann noch größeres Potenzial. „Neben dem Naturschutz, der im Hainich das Hauptthema ist, spielt hier die Zeitgeschichte der Gebäude eine große Rolle, die wir erlebbar machen wollen.“ Schließlich diente das als Lungenheilanstalt errichtete Ensemble in beiden Kriegen als Lazarett und bis zum Abzug der Sowjet-Soldaten 1994 als deren Militärkrankenhaus, in dem sich unter anderem Erich Honecker behandeln ließ.

Neben dem Beginn der Bauarbeiten im Januar soll das Gelände dann auch rund um die Uhr bewacht werden, um eventuellen Vandalismusschäden vorzubeugen. Die Teile für den Baumwipfelpfad werden im kommenden Jahr vorgefertigt, um sie schnellstmöglich montieren zu können. Der Pfad soll der erste Schritt sein, um die Heilstätten attraktiv zu gestalten. „Wir wollen aus dem Gelände einen der schönsten Parks Deutschlands bauen“, so Georg Hoffmann.

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