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Potsdam-Mittelmark: Vonovia schaltet um

Das Wohnungsunternehmen wechselt den TV-Versorger – und versucht Sorgen der Mieter zu zerstreuen

Werder (Havel)/Schwielowsee - Umstellung für Mieter in Werder und Schwielowsee: Das Wohnungsunternehmen Vonovia hat angekündigt, Anfang Dezember die Fernsehversorgung seiner Mieter von Kabelanschluss auf eine Sat-Anlage zu wechseln. Allein in Werder sind davon 171 Wohnungen betroffen, in Schwielowsee sind es 92.

Aus der Hauptverwaltung des Unternehmen in Bochum hieß es am Montag dazu: „Es handelt sich dabei in erster Linie um Kundenservice.“ Die monatlichen TV-Kosten für die Mieter sinken laut Vonovia von 12,99 Euro auf 9,99 Euro im Monat. Außerdem könnten die Mieter mit der neuen Anlage zusätzlich Sender empfangen. Zudem biete man ihnen mit dem neuen Anbieter „mehr Dienstleistungen aus einer Hand“, wie eine Vonovia-Sprecherin den PNN sagte. Bisheriger Versorger war die Firma Tele Columbus. Neuer Vertragspartner wird die Deutsche Telekom. Wartung und Instandhaltung der neuen Sat-Anlage übernimmt laut Vonovia die Deutsche Multimedia Service AG, eine gemeinsame Tochter von Vonovia und Telekom. Ob es abseits des günstigeren TV-Tarifs für die Mieter noch andere Gründe gibt – etwa die neue Unternehmensstruktur bei Tele Columbus –, war von Vonovia am Montag nicht zu erfahren.

Und was bedeutet die Umstellung für die Mieter? Von Vonovia heißt es dazu: „In der Regel werden neue Anschlüsse in den Wohnungen installiert.“ Die Arbeiten sollen je Wohnung nicht länger als eine Stunde dauern. Die Umstellung erfolgt am 8. Dezember. „Durch die Beendigung der Rahmenvereinbarung mit dem derzeitigen Kabelanbieter ist eine Weiterversorgung ausgeschlossen“, so Vonovia. Auch die Verträge über Zusatzdienste wie Telefon und Internet werden gekündigt. Danach müssen die Mieter prüfen, welche Angebote sie für die Telefon- und Internetversorgung wählen wollen. Während die Preise für den Fernsehanschluss laut Vonovia also sinken, können bei Internet und Telefon durchaus Mehrkosten auf die Mieter zukommen. Angesichts der mitunter auftretenden Wartezeiten beim Wechsel des Internetanbieters könnte es bei einigen Mietern auch zu Versorgungslücken kommen.

Ilka Stolle, Vorstand des Mieterschutzvereins Potsdam-Mittelmark, hat bereits von der Umstellung gehört. Es seien schon Mieter im Büro des Vereins vorstellig geworden, erzählt sie auf Anfrage der PNN. Allerdings sei es dabei nicht um das Thema Internet gegangen. Vielmehr gibt es in Werder noch einige Mieter der Vonovia, die terrestrisch Fernsehen gucken, also etwa mit einer Zimmerantenne des Übertragungsstandards DVB-T2. Diese Mieter waren bisher zum Teil von der Zahlung des monatlichen Entgelts für den Kabelanschluss ausgenommen.

Der Hintergrund: Vonovia vermietet in Werder unter anderem Wohnungen in den ehemaligen Fliegerkasernen in den Havelauen. Nach dem Einzug wurde den Mietern zunächst fünf Jahre lang kostenloses Kabelfernsehen angeboten. Danach konnten sie sich entscheiden: Weiter Kabelfernsehen gucken und zahlen oder der Anschluss wurde abgeklemmt. Nun befürchten einige Mieter, dass sie nach dem Wechsel gezwungen sein könnten, die monatliche Gebühr zu zahlen. Vonovia verneint dies allerdings. „Wir führen bei der Umstellung lediglich einen Signalwechsel durch“, so eine Pressesprecherin. „Wer von der Umlage der Kabelgebühr befreit ist, für den ändert sich nach der Umstellung nichts.“

Auch Rechtsanwältin Stolle kann die Auswirkungen des Wechsels aktuell nur schwer einschätzen. Viel dagegen tun könnten die Mieter ohnehin nicht, sagt sie. Der Vermieter sei verpflichtet, die Wohnungen mit TV- und Telefonanschlüssen zu versehen und kann sich den Anbieter dafür aussuchen. „Rechtlich ist da nichts zu machen“, sagt sie. Die Leute könnten höchstens Widerspruch gegen die Umlage auf die Betriebskosten einlegen. Das könne man damit begründen, dass erst die Betriebskostenabrechnung die tatsächlichen Kosten zeigen werde. So könne man letztendlich nicht 100-prozentig sicher sein, dass der neue Versorger günstiger sei als der alte.

Auch andernorts in Brandenburg vermietet die Vonovia Wohnungen, etwa in Potsdam und Stahnsdorf. Dort erhalten die Mietobjekte allerdings weiterhin ein Kabelsignal, „weil unser Signallieferant Telekom dort bereits alle erforderlichen Infrastrukturen aufgebaut hat“. Die Vonovia kann also an einem bestehenden Netz teilnehmen.

In Werder und Schwielowsee will die Telekom die Vonovia-Mieter in den kommenden Wochen mittels Postwurfsendungen darüber informieren, welche Produkte sie buchen können. Allerdings ist es den Mietern über die Telefondose freigestellt, für welchen Anbieter sie sich entscheiden. Die Receiver für die Sat-Anlage werden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Vor fünf Jahren hatte Vonovia, damals noch unter dem Namen Deutsche Annington, schon einmal Mietvereine in Nordrhein-Westfalen verärgert, weil sie die TV-Versorgung komplett auf die eigene Tochter Deutsche Multimedia Service GmbH hatte umstellen wollen.

Martin Anton

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