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Am Jartenzaun: In Rehbrücke entstanden viele ihrer Schlager.

© Archiv

Von Ute Kaupke: „Een bisken ausspannen“

Vor 40 Jahren wurde Lotte Werkmeister Ehrenbürgerin von Bergholz-Rehbrücke

Nuthetal - Sie war ein Star in den Berliner Revuen der 20er Jahre, machte Fred Raymonds „Wenn in Werder die Kirschen blüh’n“ zum Schlager und pflegte in Filmen wie Helmut Käutners „Wir machen Musik“ die Berliner Schnauze. Lotte Werkmeister (1885-1970) ist die einzige Ehrenbürgerin von Bergholz-Rehbrücke. Vor 40 Jahren wurde die Chansonnière, Kabarettistin und Filmschauspielerin zur Ehrenbürgerin erklärt.

Die beliebte Künstlerin hatte im März 1937 das Haus in der Bismarckstraße 6, damals Gerhart-Hauptmann-Straße, erworben, um „Ruhe zu jenießen und een bisken auszuspannen“. Es wurde fester Wohnsitz, als die Wohnung am Berliner Kaiserdamm im Krieg ausbrannte. Bürgermeister Günter Wolter verlieh ihr am 4. Oktober 1969 im Institut für Ernährung im Rahmen der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der DDR die Urkunde.

In Berlin geboren war sie bei der Großmutter in Magdeburg aufgewachsen. Mit sechzehn wusste sie, dass sie mal auf der Bühne stehen würde. Ihr „Theaterfimmel“ sei ausgebrochen, als sie im Magdeburger Stadttheater die „Undine“ erlebte, sagte sie einmal von sich. Eine Ohrfeige der Großmutter war die Antwort auf den Wunsch, zum Theater zu gehen.

Trotzdem ging sie 1902 mit siebzehn zum Magdeburger Theaterdirektor, dem Hofrat Cabisius. Als Volontärin wurde sie aufgenommen, mit eigener Bühnengarderobe und ohne Gage auf ein Jahr verpflichtet. Auf einer Gastspielreise lernte sie den Kapellmeister Heinz Jaksch kennen. Sie heirateten und seit den 20ern komponierte er für sie und begleitete sie musikalisch auf der Bühne. Schon als Star unter den Soubretten der Berliner Lustspielbühnen bekannt, war sie die geborene Künstlerin für deftige Couplets aus dem Milieu von Heinrich Zille. Die Zuschauer liebten die „Schnauze mit Herz“ von ihrem „Lotteken“. Sie trat im Theater des Westens, im Thalia, im Theater am Schiffbauerdamm aber auch im Prater, Scala und Wintergarten auf.

In Rehbrücke entstanden viele ihrer humorvollen Schlager. Ihr Name wird für immer mit dem Lied „Eenmal in de Woche muß ick weenen“ verbunden sein. Der Direktor des Berliner Thalia-Theaters hatte zuvor befunden: „Die Lotte muss irgendwas Passendes singen: Sie weint so schön!“ Der Schlager enstand kurz darauf innerhalb von drei Stunden.

Im Mai 1945 stand Lotte Werkmeister in der Hegelallee auf provisorischer Bühne, als das Potsdamer Theater belebt wurde. Mit dem Fahrrad kam sie aus Rehbrücke. „Lotteken“ war auch dabei, als der Rehbrücker Künstler Otto Nagel am 10. Juli den Kulturbund Brandenburg in seiner Wohnung gründet. Ende der 50er Jahre stand sie letztmals vor der Kamera. Ihre Hausdame Frieda hat über Lotte Werkmeister wie ein Zerberus gewacht, weiß Margit Thorwirth, die das Anwesen heute bewohnt. Willi Schwabe war häufiger Gast in ihren letzten Tagen. 1981 wurde ein Platz im Ort nach Lotte Werkmeister benannt.

Ute Kaupke

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