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Von Matthias Matern: Kleines Geld, großer Effekt

Kreditprogramm des Landes hilft Kleinstunternehmern auf die Beine. Ein Beispiel aus Caputh

Von Matthias Matern

Schwielowsee - Besonders gut läuft das Geschäft für Doreen Göpfert noch nicht, aber deutlich besser als vor rund einem Jahr. Die Hoffnung der 37-jährigen Caputherin ruht auf dem Weihnachtsgeschäft, das erste seit der Umstrukturierung ihres Ladens. Rund 13 Jahre lang hatte Göpfert im Zentrum von Caputh eine eigene Drogerie. Anfangs habe es kaum ernstzunehmende Konkurrenz in der näheren Umgebung gegeben, erinnert sie sich heute. „Der Laden war immer voll.“ Doch seit dem Jahr 2000 begann der schleichende Niedergang, neue Supermärkte verdarben Göpfert das Geschäft. 2008 stand ihr das Wasser bis zum Hals. „Es musste etwas passieren“, erzählt sie. Doch was? Und vor allem: Mit welchem Geld?

Heute verkauft Doreen Göpfert Deko- und Geschenkartikel, Tees, Modeschmuck, bietet Fotoarbeiten, Bügelservice und Versandhandel an. „Auf die Idee hat mich eine Vertreterin einer Geschenkartikelfirma gebracht“, berichtet sie. Schwieriger gestaltete sich die Beschaffung des Startkapitals. Alte Schulden mussten abgezahlt, das Sortiment umgestellt werden. Ein Teil der Mittel steuerte die Familie bei, rund 5000 Euro sollten über einen Kredit beschafft werden. Ein kleines Darlehen, das leicht zu beschaffen sein müsste – heute weiß es Göpfert besser.

Für Kleinstunternehmer ist es schwer, selbst Kredite über kleine Summen zu bekommen. „Banken sehen die Vergabe von Mikrokrediten zur Gründung oder zum Ausbau von Kleinstunternehmen aufgrund hoher Ausfallquoten und hoher Bearbeitungskosten vielfach als riskant und unrentabel an“, erläutert Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU). Doch gerade in Brandenburg gebe es – vor allem im Dienstleistungssektor – immer mehr Unternehmer, den das nötige Kapital auch für kleinere Investitionen fehle. Ein vom Land gefördertes Pilotprojekt mit der schweizerischen Finanzberatungsfirma Fides AG soll nun diese Finanzierungslücke ausfüllen. Nach Prüfung durch die Potsdamer Fides-Filiale können Selbstständige Erstdarlehen von bis zu 12 500 Euro auch ohne bankübliche Sicherheiten erhalten. Bei einem Folgekredit sind bis zu 25 000 Euro möglich.

Vergeben wird der Kredit von der Brandenburger Bank, einer Volks- und Raiffeisenbank in Brandenburg (Havel). Abgesichert sind die Darlehen durch einen 500 000 Euro schweren Fonds, den die Bürgschaftsbank Brandenburg verwalten. 20 Prozent der Summe hat die Fides AG, den Rest das Land eingezahlt.

Begonnen hat das Pilotprojekt im Oktober 2008, vorerst enden soll es im März 2010. Doreen Göpfert war eine der ersten, die davon Gebrauch machten. „Bei der Prüfung achten wir vor allem auf die Persönlichkeit des Unternehmers“, erläutert Marret Schadwinkel von Fides. Das „unternehmerische Gefühl“ und die Ernsthaftigkeit eines Antragstellers sind entscheidend. Bisher hat Fides nach eigenen Angaben 15 Kredite mit einem Volumen von 130 000 Euro bewilligt. Vier Anträge würden derzeit geprüft, weitere 10 bis 15 seien in Vorbereitung, sagt Schadwinkel. Der Zinssatz sei mit sieben Prozent „absolut marktgerecht“. Allerdings hätten auch einige Anfragen abgelehnt werden müssen, räumt die Projektleiterin ein. Denn das Angebot sei derzeit wegen der regionalen Beschränkung der Brandenburger Bank eigentlich nur in den Kreisen Potsdam-Mittelmark, Havelland sowie in den Städten Potsdam und Brandenburg (Havel) abrufbar. Zudem seien einige Branchen gemäß EU-Recht ausgeschlossen, darunter die Land- und Forstwirtschaft oder die Fischerei, erläutert Marret Schadwinkel.

Der Mikrokredit hat Doreen Göpferts Traum vom eigenen Laden gerettet, ohne hätte sie ihn dichtmachen müssen. Bei ihrer Hausbank und direkt bei der Bürgschaftsbank Brandenburg war sie bereits abgeblitzt. Wehmut spüre sie nicht beim Gedanken an die „alte“ Drogerie. „Hätte ich ganz aufgeben müssen, wäre es vermutlich etwas anderes, glaube ich.“

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