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Werderaner Geschichte mitgeschrieben: Ilse Hahn, Herbert Schnoor und Friedel Häberer (v.l) wurden mit der Eintragung in das Goldene Buch geehrt.

© Manfred Thomas

Von Hagen Ludwig: Zugezogene und Urgesteine

Neu im Goldenen Buch: Eine Lehrer-Legende, ein Aufbauhelfer, den es nach Werder zog, und ein Zeitzeuge der Ortsderbys

Werder (Havel) - Einige ihrer ehemaligen Schüler sind heute bereits 79 Jahre alt. Sie besuchten die 8. Klasse, als Ilse Hahn 1945 nach Werder (Havel) zog und dort als Neulehrerin ihren Dienst antrat. „Etliche Generationen sind durch ihre Schule gegangen“, sagte Bürgermeister Werner Große am Dienstagabend, bevor er die agile 83-Jährige bat, sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen. Nach den strengen Regeln der Werderaner gilt die aus Zoppot stammende Pädagogin eigentlich als „Zugezogene“, und die haben es in Werder bekanntlich nicht immer leicht. Bei Ilse Hahn dauerte es indes nicht lange, bis sie Achtung und Respekt der Einheimischen erlangt hatte.

Darüber weiß auch der mittlerweile pensionierte Werderaner Schuldirektor Wolfgang Gäding zu berichten. Ilse Hahn war seine erste Klassenlehrerin. 42 Jahre lang unterrichtete sie in Heimatkunde, Kunsterziehung und Deutsch und habe dabei stets auch die Verbundenheit zur Heimatstadt vermittelt, berichten ihre Schüler. Womit sie wohl die Eintragung ins Goldene Buch verdient habe, hatte sich Ilse Hahn im Vorfeld gefragt. „Kleinvieh macht eben auch Mist“, lautete schließlich die Erklärung in Anspielung auf ihren Familiennamen. 1981 war sie Gründungsmitglied des Heimatvereins, bis heute ist sie Ehrenmitglied der Stadtführergilde – viele kleine Mosaiksteine haben sie zu einer Werderaner Legende werden lassen.

Ein gutes Stück Werderaner Geschichte hat auch der zweite „Zugezogene“ mitgeschrieben, der sich am Dienstag in das Goldene Buch eintrug. Der 1927 in Aurich geborene Herbert Schnoor war einst Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Bekannt wurde er auch durch sein Wirken für Völkerverständigung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. „Im November 1989 sagte Ministerpräsident Rau zu mir, ich sollte mein Engagement für die Kurden mal etwas zurückstellen. Wir müssten uns jetzt um die DDR-Bürger kümmern“, erinnerte sich der SPD-Politiker. So kam er zur Aufbauhilfe in den Osten, wurde Arbeitspartner und Freund des damaligen brandenburgischen Innenministers Alwin Ziel, der nun auch bei der Eintragung ins Goldene Buch dabei war. Vor allem die Havelregion hat ihn fasziniert – 1997 verlegte er dann sogar seinen Wohnsitz nach Werder. Ein Schritt, den Schnoor nie bereut hat. „1995 habe ich Werder das erste Mal gesehen, seitdem hat sich viel getan, die Stadt ist sehr schön geworden“ – ein Kompliment, das im Werderaner Rathaus gern gehört wurde. Bürgermeister Große erinnerte daran, dass Schnoor auch großen Anteil an der Ämterbildung und der späteren Gemeindereform in Brandenburg gehabt habe. „Wir leben in Werder ganz gut damit“, so Große.

Nur deshalb könnte sich Friedel Häberer, ein Glindower Urgestein Jahrgang 1931, jetzt in Werders Goldenes Buch eintragen. Sein Leben lang hat sich Friedel Häberer in den Vereinen des Ortes engagiert. Seit 1948 beim Glindower Fußballclub Eintracht, hat er noch die legendären großen Ortsderbys gegen Werder miterlebt, bei denen es immer hart zur Sache ging. Er war Stadtführer, Karnevalsprinz und Mitglied im Elferrat, was in Glindow eine hohe Ehre ist. Nicht zuletzt wurde auch sein Engagement im Glindower Heimatverein gewürdigt. Dessen aktuelles Projekt ist der Wiederaufbau eines historischen Telegrafenturms am Obstpanoramaweg. „Friedel Häberer weiß so viel darüber, dass man den Eindruck bekommt, er habe die optische Telegrafie einst selbst erfunden“, so Große. Handfeste Derbys zwischen Werder und Glindow gehören mittlerweile der Vergangenheit an – auch sonst wachsen beide Orte mehr und mehr zusammen. Für Friedel Häberer steht fest: „Man kann sich ja zu Werder bekennen und doch ein überzeugter Glindower bleiben.“

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