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Verärgerte Bürgermeister: Ute Hustig , Cornelia Jung, Kerstin Hoppe und Werner Große (v. l.) unterzeichneten gestern einen Brief an Infrastrukturminister Vogelsänger.

© dpa/ldg

Von Hagen Ludwig: Bürgermeister verbünden sich

Harsche Kritik an Informationspolitik zu den Flugrouten / Fragenkatalog an die Landesregierung

Potsdam-Mittelmark - Die Bürgermeister von Michendorf, Schwielowsee, Werder (Havel) und Nuthetal sind mit ihrer Geduld am Ende. Alle vier Kommunen sollen laut den jüngst von der Deutschen Flugsicherung (DFS) vorgeschlagenen Routen für den Großflughafen Schönefeld direkt überflogen werden. So viel ist klar. Alle weiteren Details hätten sie bisher lediglich der Presse entnehmen können, erklärten Cornelia Jung (parteilos), Kerstin Hoppe und Werner Große (beide CDU) sowie Ute Hustig (Linke) gestern übereinstimmend bei einem Treffen im Rathaus Schwielowsee. Jetzt haben sie sich verbündet. Gemeinsam unterzeichneten sie einen Brief an Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD), in dem sie mit Nachdruck endlich verbindliche Informationen über die geplanten An- und Abflugrouten über ihren Gemeindegebieten und die Aufnahme in die Fluglärmkommission fordern.

Bereits am 8. September habe sie an die Obere Luftfahrtbehörde geschrieben und um konkrete Auskunft über die Auswirkungen der neuen Routen für die Gemeinde Schwielowsee gebeten, berichtete Hoppe. Bis heute habe sie keine Antwort erhalten – nur einen Hinweis, dass ihr Schreiben an die DFS weitergeleitet wurde. Es sei an der Zeit, dass die Bürgermeister und Amtsdirektoren von der Landesregierung endlich ernst genommen werden. „Schließlich erwarten die Bürger von uns zu Recht konkrete Antworten“, so Hoppe.

Die Verunsicherung in den vier Kommunen ist groß. Nur auf Anfrage bei der DFS wurde vor drei Tagen bekannt, dass die Jets bei Landeanflügen bei bestimmten Wetterlagen über die Stadt Werder (Havel) und den Schwielowsee in einer Höhe von 1000 Metern hinwegdonnern könnten (PNN berichteten). „Wir haben nichts gegen Flugzeuge – verärgert sind wir vor allem über die Informationspolitik, mit der wir lange Zeit in Sicherheit gewogen wurden“, so Große. Auch nach den jüngst veröffentlichten Plänen der DFS würden die Flugzeuge beim Start die Stadt Werder in einer Höhe von mindestens 4000 Metern überfliegen – eine beruhigende Entfernung.

An die möglichen Anflugrouten hatte keiner gedacht – auch Minister Vogelsänger wohl nicht, als er versprach, alle Kommunen in die Lärmschutzkommission aufzunehmen, die in einer Höhe von mindestens 2000 Metern überflogen werden. Darauf berufen sich nun die vier Gemeinden. Dass jetzt auch der Landkreis in die Kommission aufgenommen wurde, ist für sie kein Trostpflaster. Der Landrat könnte in dieser komplizierten Angelegenheit keinesfalls die Interessen aller mittelmärkischen Kommunen vertreten, hieß es auf dem Treffen der vier Bürgermeister.

Der gemeinsam ausgearbeitete Fragenkatalog zu den Flugrouten ist lang. Dringend benötigt wird Kartenmaterial, aus denen die genaue Lage der An- und Abflugrouten über den Gemeindegebieten hervorgeht. Die Bürgermeister fragen nach verbindlichen Mindest- und durchschnittlichen Flughöhen. Gleichzeitig wollen sie wissen, in welchen Flughöhen die Gemeinden derzeit bereits überflogen werden. Grundsätzlich sei der Eindruck entstanden, dass die Maschinen bereits jetzt häufiger und niedriger über die Wohnbereiche fliegen, hieß es. Gefragt wird zudem nach der genauen Breite der Flugkorridore, die Nutzungsfrequenzen bei Tag und Nacht sowie die maximale und durchschnittlich zu erwartende Lärmbelastung für die Einwohner.

Michendorfs Bürgermeisterin Jung kündigte an, dass man auch das Gespräch mit den drei Kommunen der Region Teltow, die sich im Kampf gegen den Fluglärm bereits verbündet haben, suchen werde. Der Forderung nach einem Baustopp für den Großflughafen wolle man sich jedoch nicht anschließen. Auch die Einleitung rechtlicher Schritte wie in der Region Teltow sei bisher nicht vorhergesehen. Der Flughafen werde gebaut, die Entscheidung sei nicht rückgängig zu machen, so Nuthetals Bürgermeisterin Hustig. Jetzt komme es darauf an, die verbleibende Zeit zu nutzen, um die Interessen der Gemeinden effektiv einzubringen.

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