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Von Gerold Paul: Blick zurück nach vorn

Ein Jahr „Kunst-Geschoss“ Werder: Das Stadtmuseum kann sich sehen lassen

Werder (Havel) - Vielleicht, so sinnierte Frank W. Weber alias Aratora anlässlich des ersten Jahrestages der Städtischen Galerie „Kunst-Geschoss“, war dieser von allen gewollte Entschluss wirklich ein Stück „Weltveränderung“ im Kleinen. Sein Werder hat sich mit dem Stichtag 28. August 2008 tatsächlich verwandelt. Sieben Ausstellungen in einem Jahr, mehr als sechstausend Besucher, eine zufriedenes „Bildungsbürgertum“, Stadt- und Beigeordnete, die bei keiner Vernissage (hundertfünfzig Gäste sind Standard!) fehlen.

Auch nach außen hin ist das Konzept des Werderaner Konzeptkünstlers aufgegangen. Es gibt beispielsweise nicht nur Kunstunterricht mehrerer Schulen unterm Dach des Insel-Schützenhauses, eine Schulklasse aus Geltow hatte es sogar drauf, mit selbstgebastelten Skizzenblöcken in die Open-Air-Ausstellung zu kommen, um hinterher in die Landschaft zu gehen, zum Open-Air-Malen. Mancher ausgebildete Zeichenlehrer soll von diesem lebenden Kunst-Geschoss gar verjüngt worden sein. Und so erscheint es dem Kurator Weber gar nicht abwegig, aus dem Jahr Eins dieses erfolgreichen Abenteuers eine Zehn zu machen, denn „vielleicht haben wir hier so viel geschafft, wie andere in zehn Jahren“.

Auch der künstlerische Part kann sich sehen lassen. Am Anfang blies man ringsum zum Sammeln, dann gab es interessante Personalausstellungen, jenes Open-Air-Festival der Partnerstädte, welches den ganzen Ort samt Insel für eine Woche verzauberte. Vielleicht ist es kein Zufall, wenn ausgerechnet jetzt zum Jubiläum Grit Rademachers Bilder zu sehen sind. Von der Landschaftsmalerei kommend, hat sie nun „den Menschen entdeckt“, wie sie mitteilt.

Der Ausstellungstitel „Übergänge“ markiert, dass da noch einiges zu erwarten ist, auch wenn es bis zum „Kritischen Expressionismus der Neuen Zeit“ wohl noch ein weiter Weg ist. Aber genau diesen Übergang vom Sein zum Wollen zeichnet ja auch die Stadtgalerie aus, betrieben und „improvisiert auf finanziell nicht sehr hohem Level“.

Die Stadt wollte sie, noch heute stehe man zu diesem historischen Beschluss, so Aratora weiter. Weil sich dieses ganz andere, eher fliegende als schwimmende „Havelwunder“ in einer funktionierenden Kleinstadt ereignet, sei vor abenteuerlichen Nachahmern irgendwo ganz ausdrücklich gewarnt.

Bei Grit Rademacher träumt Natascha neben einem Einhorn gerade „von der Richtigkeit ihrer Bemühungen im Kampf gegen das Böse“. Frank Weber indes erzählt von der nächsten Planung, fertig bis Ende 2010. Die nächste Ausstellung ist dem Thema „20 Jahre Mauerfall“ gewidmet, freilich, da kennt man den Kurator, nicht in Gestalt eines netten „Panoptikums“, wie derzeit weithin üblich. Unverklärt und ideologiefrei zeigen Künstler aus Ost und West mit „Blick zurück nach vorn“, was ihnen rund um dieses damals aktuelle Datum so einfiel. Studiokino inklusive. Der Potsdamer Verein „Il Ponte“ wird im nächsten Jahr sogar extra nach Werder auswandern, um sein Jubiläum auch expositionell feiern zu können. Japanische Kunst im Kunst-Geschoss 2010, aus dem Fernen Berlin!

„In diesem einen Jahr“, so sinniert Frank Weber also weiter, „haben wir ein Fundament geschaffen – so dass Werder auch für andere interessant geworden ist.“ Immerhin reicht Kunst-Geschossens Strahlung inzwischen bis nach Berlin und Potsdam.

Grit-Rademacher-Ausstellung bis 20. September, Do., Sa., So. von 13-18 Uhr, Uferstr. 10

Gerold Paul

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