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Günstig? 132 000 Euro soll der Kreis für die 1910 erbaute Villa zahlen.

© S. Gabsch

Villa in Stahnsdorf: Villa Pardemann soll abgerissen werden

Sanierungskosten würden laut Landkreis in Millionenhöhe liegen. Künstlergruppe Art Event erwägt ebenfalls, die Villa zu kaufen

Stahnsdorf - Politiker, Bürger und die Künstlergruppe Art Event haben sich im vergangenen Jahr für den Erhalt der Fabrikantenvilla in der Ruhlsdorfer Straße 1 stark gemacht. Nun scheint es, als sei das alles vergebens gewesen: Sollte der Landkreis das Gebäude kaufen, wird es nach derzeitigem Plan abgerissen.

Der Landkreis hatte der Gemeinde Stahnsdorf vor wenigen Wochen einen Kaufantrag für das Gebäude vorgelegt. In ihrer Sitzung am heutigen Donnerstagabend werden die Gemeindevertreter über den Kaufantrag abstimmen. Der Beschlussvorlage zufolge soll das Grundstück mitsamt der Villa für 132.000 Euro an den Landkreis gehen.

Raumaufteilung und Brandschutz sprechen gegen Erhalt

Das Kaufinteresse bestehe weiterhin, bestätigt der Landkreis. Nach wie vor sei geplant, den Standort für die Kreisvolkshochschule zu sichern, die dort ihre Hauptgeschäftsstelle einrichten möchte. „Allerdings eignet sich die vorhandene Bausubstanz für den geplanten Veranstaltungsort aus verschiedenen Gründen nicht“, teilt Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert auf PNN-Anfrage mit. Brandschutzauflagen sprächen ebenso gegen einen Erhalt des Gebäudes wie die Aufteilung der Räume und energetische Anforderungen. Die Sanierung würde demnach „ einen Millionenbetrag erfordern“ – auch aufgrund gravierender Feuchtigkeitsschäden am Gebäude. Gutachter der Gemeinde hatten die Sanierungskosten vor einigen Monaten noch auf rund 550 000 Euro geschätzt. Wie der Landkreis mitteilt, steht die Villa zudem nicht in der Landesdenkmalliste. Grund sei, dass im Innern des Hauses in der Vergangenheit erhebliche Veränderungen vorgenommen worden seien.

Im Mai hatte die zwölfköpfige Künstlergruppe Art Event in der Villa eine temporäre Ausstellung organisiert. Die Exponate – Rauminstallationen, Gemälde und szenische Darstellungen – griffen architektonische Besonderheiten der Villa auf, die 1910 von dem Fabrikanten Albert Pardemann erbaut wurde. Ziel der Künstler war es, zu zeigen, dass das Gebäude sich gut als Kulturstätte eignen würde. Art Event veranstaltet bereits seit mehr als zehn Jahren regelmäßig Ausstellungen in leerstehenden Gebäuden, um sie vor einem Abriss zu bewahren – bislang immer mit Erfolg, wie die Künstlerin Frauke Schmidt-Theilig sagt. Umso entsetzter war sie, als sie von den Plänen des Landkreises hörte. Den Abriss will die Gruppe nicht hinnehmen: „Wir Künstler haben beschlossen, wenn die Villa nur 132 000 Euro kosten soll, dann kaufen wir sie“, so Schmidt-Theilig. Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern würden die Künstler dann versuchen, in Eigenregie ein Kulturzentrum aufzubauen. Enttäuscht ist Schmidt-Theilig von der Gemeinde Stahnsdorf als Eigentümer des Gebäudes: „Man hätte den Verkauf an Bedingungen knüpfen können – aber es scheint der Verwaltung egal zu sein, was mit dem Haus passiert.“

"Dieses Haus atmet"

Enttäuscht von der Entwicklung zeigt sich auch Marion Storm, Vorsitzende des Vereins „Bürgerhaus Ruhlsdorfer Straße 1“. Der Verein hatte sich dafür eingesetzt, dass die Gemeinde das ehemalige Wohngebäude für Lesungen, Konzerte und Ausstellungen nutzen solle. „Dieses Haus atmet, hat Geschichte“, so Storm. „Baustruktur und Kosten kann ich nicht beurteilen, aber ich fände es sehr schade, es abzureißen.“

Indra Kühlcke, Leiterin der Kreisvolkshochschule, hingegen freut sich über die Kaufabsicht des Landkreises und steht hinter dem beabsichtigten Abriss. Ein möglicher Neubau an dem Standort biete aus ihrer Sicht „der Kreisvolkshochschule für die TKS-Region und ganz besonders für Stahnsdorf große Chancen als Bildungsstandort“, wie Kühlcke gestern auf PNN-Anfrage mitteilte. „Zukünftig könnten wir unsere Kurse und Veranstaltungen in der Region gebündelt unter einem Dach anbieten.“ Die Kreisvolkshochschule sei in erster Linie zuständig für Bildung im Landkreis, aber auch weiterhin offen für Kooperationen im Bereich Kunst und Kultur.

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