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Die Kriminalpolizei ermittelte am Dienstag nach der Tat im Flüchtlingsheim.

© Solveig Schuster

Tötungsdelikt in Flüchtlingsheim in Teltow: Update: Asylbewerber aus Somalia erstochen

Die Polizei ermittelt nach dem Tod im Teltower Asylbewerberheim gegen den Landsmann des Opfers. Der dringend Tatverdächtige wurde auf der Straße gefasst.

Teltow - Ein junger Mann aus Somalia ist am Dienstag im Teltower Flüchtlingsheim offenbar von einem Landsmann erstochen worden. Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten in einer gemeinsamen Pressemitteilung die Tat. „Nach den bisherigen Erkenntnissen besteht ein dringender Tatverdacht gegen einen 35-jährigen Somalier, der in demselben Zimmer untergebracht war“, sagte Heiko Schmidt, Pressesprecher der Polizeidirektion West. Der Beschuldigte hatte nach der Tat die Unterkunft verlassen.

Eine Autofahrerin sah den 35-Jährigen auf der Landstraße 40 außerhalb des Stadtgebietes auf der Straße laufen und informierte die Polizei, wie Nils Delius, Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam, auf Anfrage erklärte. Der Mann habe ein Messer mit Blutanhaftungen mit sich geführt und wurde nach seiner vorläufigen Festnahme gestern Nachmittag mit einem Dolmetscher vernommen.

Haftbefehl gegen den Tatverdächtigen

Die Heimleitung hatte die Polizei am Dienstag gegen 11 Uhr informiert, dass in einem Zimmer des Teltower Heims ein 21-jähriger somalischer Staatsbürger leblos und mit schweren Verletzungen aufgefunden wurde. Der Notarzt konnte kurz darauf nur noch seinen Tod feststellen. „Die Zentrale Kriminaltechnik, der Kriminaldauerdienst sowie die Mordkommission der Polizeidirektion West haben die weiteren Ermittlungen zu dem Tötungsdelikt aufgenommen“, so Polizeisprecher Heiko Schmidt. Die Tat ereignete sich nach Polizeiangaben zwischen 7 und 9 Uhr. Am Mittwoch wurde ein Haftbefehl gegen den Verdächtigen erlassen. Weitere Details zum Hintergrund der Tat wurden nicht genannt.

Mordopfer und Tatverdächtiger sind nach dem gestrigen Ermittlungsstand alleinstehend, von in Teltow oder Deutschland lebenden Angehörigen sei nichts bekannt, so Staatsanwaltschafts-Sprecher Delius. Seit wann die beiden Männer in Teltow waren, konnte er nicht beantworten. Informationen aus dem Heimumfeld, wonach bei der Tat Alkohol im Spiel gewesen sei, wollte Delius nicht bestätigen. „Zumindest gab es dafür keine offensichtlichen Anzeichen.“ Richtig sei, dass unmittelbar nach Eintreffen der Polizei ein randalierender Heimbewohner durch die Polizei gebändigt werden musste, einen Tatzusammenhang gebe es aber nicht.

Der Todesfall sprach sich schnell rum

Vor dem Eingang des Asylbewerberheims sorgte gestern ein Polizist dafür, dass kein Unbefugter hereinkam. Hinterm Zaun sah man einige Heimbewohner draußen auf Bänken sitzen und Fußball spielen. Der Todesfall soll sich binnen kurzer Zeit unter den Heimbewohnern herumgesprochen haben. Noch am Spätnachmittag war die Rechtsmedizin mit der Kripo gestern am Tatort, auch das Mordopfer war nicht abtransportiert.

Etwa 400 Asylbewerber leben in dem Heim in zwei fünfgeschossigen Plattenbau-Blöcken, die einst zum Geräte- und Reglerwerk Teltow gehörten und jahrelang leer gestanden hatten. Im ersten, blauen Block, der nur von Männern bewohnt wird, fand der Mord statt. Die Entscheidung, hier das mit Abstand größte Asylbewerberheim im Landkreis einzurichten, war vor gut zwei Jahren gefallen.

Willkommens-AG will die Neuankömmlinge integrieren

Im Februar 2013 waren die ersten 40 Asylbewerber in Teltow eingetroffen. Eine Willkommens-AG der Stadt bemüht sich seitdem darum, die Neuankömmlinge und insbesondere die Flüchtlingskinder möglichst reibungslos zu integrieren. Träger des Heims ist der Arbeits- und Ausbildungsförderverein Potsdam-Mittelmark (AAFV) aus Kuhlowitz, der auch die Asylbewerberheime in Bad Belzig und in Beelitz-Heilstätten betreibt.

Vor einem Jahr hatte es in Beelitz-Heilstätten eine Messerattacke zwischen zwei Heimbewohnern aus dem Tschad gegeben. Ein 23-jähriger Asylbewerber war kurz darauf zu dreieinhalb Jahren Haft und 15 000 Euro Schmerzensgeld verurteilt worden. Der Flüchtling aus dem Tschad hatte in einem Streit mehrere Male mit einem Klappmesser auf den Brust- und Genitalbereich eines 33-jährigen Landsmannes eingestochen, und ihm dabei schwere innere Verletzungen zugefügt.

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