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Streit um Verkehrsprojekt: Stahnsdorfer fordern mehr Schutz vor Lärm

Die Teltower Ausbaustraße Biomalzspange sorgt für Ärger, bevor sie gebaut ist. Anwohner befürchten eine starke Lärmbelästigung. Die Verkehrsprognosen sind umstritten.

Teltow - Schon vor neun Jahren haben sich Teltow und Stahnsdorf auf den Bau der sogenannten Biomalzspange geeinigt, die künftig die beiden Gewerbegebiete Techno Terrain und Technopark verbinden und die innerörtlichen Straßen in den beiden Kommunen entlasten soll. Seit wenigen Monaten liegt die Baugenehmigung vor. Doch der Freude über den Planfeststellungsbeschluss folgte schnell Ernüchterung – vor allem auf Stahnsdorfer Seite. Einigen Anwohnern geht der vorgesehene Lärmschutz nicht weit genug, sie fürchten große Beeinträchtigungen durch die neue Straße. Aus gleichem Grund hat eine Stahnsdorferin inzwischen Klage gegen den Beschluss vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht eingelegt.

Die rund 650 Meter lange und zum Teltower Spangensystem gehörende Straße soll von der Saganer Straße am Teltower Oberstufenzentrum über den Kreisverkehr am McDonalds entlang eines Wohngebietes über die Stahnsdorfer Feuchtwiesen bis in den Technopark führen. Rund 400 Meter verläuft die Straße auf Teltower Gebiet, etwas weniger als 250 Meter auf Stahnsdorfer Terrain. Bereits im Dezember 2008 hatten beide Kommunen einen Antrag auf Planfeststellung gestellt. Wegen anderer Prioritäten lag das Straßenbauprojekt jedoch jahrelang auf Eis.

Biomalzspange: Lärmschutzwand zu kurz?

Durch Teltows Nordanbindung sollen besonders belastete Straßen, wie die an der Teltower Biomalzfabrik vorbeiführende Iserstraße oder die Ortsdurchfahrten Potsdamer Allee und Wilhelm-Külz-Straße, entlastet werden. Diese „hohe Bedeutung“ der neuen Straße wird auch von der Bürgerinitiative Striewitzweg nicht bestritten, die sich für einen verbesserten Lärmschutz einsetzt. Vor allem an der Kreuzung vor dem Stahnsdorfer Hof gäbe es zu Hauptverkehrszeiten einen langen Rückstau, erklärt eine Sprecherin der Initiative.

Allerdings: Um die Anwohner vor dem künftigen Verkehrslärm zu schützen, sei gegenwärtig lediglich an den Grundstücken an der Kleist- und Hermannstraße in Stahnsdorf eine etwa 120 Meter lange Lärmschutzwand vorgesehen. Dahinter liegende Grundstücke würden nicht mehr geschützt, obwohl der Lärm diese Grundstücke noch konzentrierter treffen werde. Die Anwohner würden in ihren Rechten beschnitten, weil die zugrunde gelegte Verkehrsprognose nicht stimme, klagen sie.

Maßnahmen zum Lärmschutz auch nachträglich möglich

Die Stadt Teltow hatte berechnet, dass die neue Biomalzspange pro Tag etwa 5400 Fahrzeuge passieren werden. Das sei zu knapp bemessen, monieren die Mitglieder der Bürgerinitiative. Der Stahnsdorfer Verkehrsentwicklungsplan aus dem Jahr 2009 etwa geht davon aus, dass allein aus Stahnsdorf 5100 Fahrzeuge auf die neue Ausbaustraße verlagert würden. Auch im 2013 vorgelegten integrierten Verkehrskonzept für die Region Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf gehen die Gutachter von einer deutlich höheren Verkehrsbelastung der Biomalzspange, nämlich von rund 7000 Fahrzeugen am Tag aus. Dieser Widerspruch war auch dem Landesbauamt aufgefallen. Letztlich folgte die Genehmigungsbehörde aber den von der Stadt Teltow als verantwortlichem Vorhabenträger vorgelegten Zahlen.

Aufgrund des laufenden Klageverfahrens will das Brandenburger Infrastrukturministerium derzeit dazu keine Stellung nehmen. Und auch Rico Kasten, Leiter des Fachbereichs Innere Verwaltung bei der Stadt Teltow, erklärt: „Wir halten uns zunächst an das, was im Planfeststellungsbeschluss vorgesehen ist.“ Von weitergehenden Lärmschutzwünschen sei Teltow derzeit nicht berührt. Für das noch unbebaute und unmittelbar an der neu zu bauenden Straße gelegene Grundstück, das zuletzt der Landkreis als möglichen Standort für seine neue Gesamtschule im Visier hatte, lägen zum Beispiel noch keine Planungen vor. Nachträgliche Lärmschutzmaßnahmen seien aber auch möglich, sagte Kasten.

Prognosen erst nach dem Bau der Biomalzspange überprüfbar?

Ähnlich sieht das auch die Gemeinde Stahnsdorf. Ob die reellen Verkehrsströme den prognostizierten entsprechen, könne erst nach dem Bau der Biomalzspange geprüft werden, sagte Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Sobald Grenzwerte überschritten würden, überlege man aber weitere Schutzmaßnahmen.

Gebaut wird frühestens im nächsten Jahr. Derzeit verhandeln die Kommunen noch mit Grundstückseigentümern um die benötigten Flächen. Zudem müssten zunächst die vor Ort vorgefundenen Zauneidechsen umgesiedelt werden, erklärte Rico Kasten. Auch hoffen die Kommunen noch auf Fördermittel für den Bau. Wird dem Antrag zugestimmt, würde das Land Brandenburg 50 Prozent der Kosten tragen. Die verbleibenden rund zwei Millionen Euro werden anteilig auf die beiden Kommunen umgelegt.

Die Unternehmen in den Gewerbegebieten warten händeringend auf den Startschuss. „Wir gehen davon aus, dass nun endlich gebaut wird und die Dinge, die geheilt werden können, noch geheilt werden“, sagt Georg Lehrmann, Vorsitzender des regionalen Gewerbevereins. Dazu gehöre auch der Lärmschutz. Schon seit ihrem ersten Zusammentreffen 1996 würden die Mitglieder des Vereins auf den Bau warten, erklärte er. Dauere es noch länger, würden die Verkehrsprobleme nur noch größer werden.

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