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Potsdam-Mittelmark: Stammbahn zum Europarc wird nicht gebaut

Ernüchterung für Kleinmachnow und Michendorf auf der Regionalkonferenz des Verkehrsverbundes

Kleinmachnow / Michendorf - Eine Erweiterung des S-Bahn-Netzes ist für die kommenden Jahre von Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) ausgeschlossen worden. Als Grund nannte er am Montag auf der Regionalversammlung des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg den engen Finanzrahmen für das Land. Als Beispiel führte er den Verzicht auf die S-Bahn-Anbindung der Stadt Velten an. Auch die Pläne für eine S-Bahn-Trasse zwischen dem Europarc Kleinmachnow-Dreilinden und Zehlendorf seien damit vom Tisch, sagte Vogelsänger den PNN auf Nachfrage.

Wie berichtet wollten die Länder Berlin und Brandenburg ursprünglich in diesem Jahr eine Nutzen-Kosten-Untersuchung für das Teilstück der alten Stammbahntrasse in Auftrag geben. Die würde nach der jüngsten Aussage Vogelsängers nun keinen Sinn mehr ergeben.

In Zehlendorf und Kleinmachnow wurde seit der Wende vergeblich um die Wiederinbetriebnahme der Stammbahnstrecke gerungen, nach dem Mauerbau war sie stillgelegt worden. Ein Wirtschaftlichkeitsgutachten der Länder aus dem Jahr 2008 hatte ergeben, dass eine Wiederbelebung der kompletten Potsdamer Stammbahn zwischen Griebnitzsee, Kleinmachnow und Zehlendorf „nicht als Regionalbahn“ erfolgen kann. Fraglich blieben damals aber die Alternativen, besonders die Verlängerung der S-Bahn vom S-Bahnhof Zehlendorf über Düppel bis zum Europarc Dreilinden in Kleinmachnow. Eine Fahrt auf der eingleisigen Strecke von Zehlendorf zum Europarc würde sechseinhalb Minuten dauern.

Jens Klocksin, Sprecher der „Bürgerinitiative Stammbahn“ und Fraktionsvorsitzender der Kleinmachnower SPD, kritisierte am Montag die Entscheidung des Landesverkehrsministeriums scharf. Es sei enttäuschend und kurzsichtig, keine neuen S-Bahn-Strecken in Angriff nehmen zu wollen, erklärte er gegenüber den PNN. Für einen Ausbau der L 40 bei Stahnsdorf, wo derzeit eine neue, vierspurige Flughafenmagistrale entsteht, sei dagegen Geld da.

An einer notwendigen Anzahl von Anwohnern, die als Pendler eine gute Schienenanbindung bräuchten, mangele es in der Region schließlich nicht: „Die Bevölkerung wächst, viele arbeiten aber in Berlin. Verkehrspolitik ist reine Angebotspolitik“, betonte Klocksin.

Auch für eine bessere Anbindung der Region Michendorf an den Großflughafen Schönefeld (BER) gab es am Montag auf der VBB-Konferenz keine positiven Signale. Wie berichtet war der Flughafen vor der jüngsten Fahrplanumstellung mit der RB 22 von Michendorf aus ohne Umsteigen in 25 Minuten zu erreichen. Jetzt fährt der RB 22 als Flughafenexpress jedoch eine andere Strecke von Potsdam Hauptbahnhof über Golm und dann auf dem Berliner Außenring mit Halt in Saarmund nach Schönefeld. Eine Umstellung, die sich bewährt habe, sagte Bernd Arm vom Verkehrsverbund. Schon jetzt würden deutlich mehr Fahrgäste die RB 22 nutzen. Die Kehrseite: Die Fahrzeit von Michendorf nach Schönefeld habe sich auf 100 Minuten erhöht, umsteigen in Berlin oder Potsdam inklusive, kritisierte unter anderem der Fahrgastverband „Pro Bahn“.

„Die aktuelle Situation ist nicht zufriedenstellend“, sagte auch Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) den PNN. Erschwerend käme hinzu, dass auch die Linie OE 33 ab dem Jahr 2015 von Jüterbog/Beelitz nach Potsdam und damit nicht mehr über Michendorf verkehren soll. Derzeit werden in Michendorf weitere Alternativvorschläge vorgebracht.

Eine Variante wäre, die Regionalbahnlinie 23 von Potsdam über Michendorf nach Saarmund zu verlängern und dort ein Umsteigen in den Flughafenexpress zu ermöglichen. Auch könnte der einstige Bahnhof Bergholz als Umsteigemöglichkeit reaktiviert werden, so Mirbach. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es für die Michendorfer. Auf der VBB-Konferenz wurde bestätigt, dass der obere Teil des Bahnhofs Potsdam-Pirschheide für den Flughafenexpress mittelfristig reaktiviert werden könnte. Damit wäre zumindest in Pirschheide ein Umsteigen vom RB 23 in den Flughafenexpress möglich.

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