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Durch den herüberziehenden Geruch des Pferdedungs habe er etliche Kunden verloren, sagt Mike Fischer-Wittig.

© Friso Gentsch/dpa (Symbolbild)

Stahnsdorf: Wo Pferde zum Problem werden

Einige Stahnsdorfer sorgen sich wegen der zahlreichen Reiterhöfe um die Böden und ihre Gesundheit. Ein Unternehmer soll sogar schon Kunden verloren haben, weil der Pferdemist vom Nachbargrundstück stinkt.

Stahnsdorf - Zerrittene Wanderwege, beißender Geruch, Staub: Immer wieder liegen Pferdehalter aus diesen oder ähnlichen Gründen mit ihren Nachbarn im Clinch. In der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Straße fühlt sich ein Unternehmer von der benachbarten Bundesreiterstaffel derart belästigt, dass er einen Rückzug seiner Firma aus dem Ort erwägt. Und auch andernorts gibt es immer wieder Klagen. In Stahnsdorfs Ortsteilen Sputendorf und Schenkenhorst gehen die Bewohner nun einen neuen Weg. Im Dialog mit den Pferdehaltern wollen sie gemeinsam Lösungen entwickeln, um die Situation zu entspannen. „Erste Vorschläge für ein besseres Miteinander gibt es schon“, sagt Sputendorfs Ortsvorsteher Rolf-Denis Kupsch. 

Wege sollen gesperrt werden
Zweimal hat die Runde aus Pferdehaltern, Bewohnern und Ortsbeiräten schon getagt. Unter anderem wurde dabei über die Pflege  der von den Reiterhöfen stark beanspruchten Wege diskutiert. Im Ergebnis seien die Beteiligten übereingekommen, einige Wege für den Reitbetrieb zu sperren und exklusiv für Spaziergänger vorzuhalten, so Kupsch. Dazu sollen bis zur nächsten Sitzung im März entsprechende Karten erarbeitet werden. Auch auf die Reiter selbst, die zumeist aus dem Umland, teils aus Berlin kommen, solle stärker eingewirkt werden. Die Pferdehöfe stimmten zu, sie vor dem Ausritt einzuweisen. 

Weit größere Sorgen macht sich der Ortsvorsteher wegen der Pferdehaltung. „Um Reitgästen lange Wege zu ersparen, halten einige Pferdehöfe zu viele Pferde in Ortsnähe und nicht auf den im Umland zur Verfügung stehenden Flächen“, sagt er. Die Folge seien überlastete Flächen, Grasnarben und zerstörte Böden. Teils würden auf einem Hektar fünf Pferde stehen, drei mehr als erlaubt. Kontrolliert würde das jedoch nicht, erklärt Kupsch. Auch die Zahl der Pferde steige. Viele Pferdehöfe würden ihre Flächen immer häufiger an so genannte Untersteller verpachten, so der Ortsvorsteher. 

Nach Angaben des Landkreises Potsdam-Mittelmark seien zurzeit in Stahnsdorf und Ortsteilen 36 Pferdehalter mit insgesamt 523 Pferden registriert. Die Statistik zeigt aber auch, das inzwischen weniger Betriebe mehr Pferde halten: So nahm  in den Jahren 2003 bis 2016 die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit Pferden in der Mittelmark um  75 auf 104 ab, während die Zahl der Einhufer von 1880 auf 2372 stieg.

Hoher Nitratgehalt im Grundwasser
Rolf-Denis Kupsch sieht dadurch nicht nur die Landschaft, sondern auch die Gesundheit der Bewohner gefährdet. Einige Sputendorfer hätten bereits oberflächennahes Grundwasser aus den Brunnen untersuchen lassen. Dabei seien 6-fach erhöhte Nitratwerte festgestellt worden, die die Sputendorfer auf die Pferdehaltung zurückführen. Die Pferdehöfe würden bis zur nächsten Sitzung prüfen, ob sie ihr Management ändern können, sagt der Ortsvorsteher.

Gegenüber den PNN wollte sich bisher keiner der angefragten Betriebe äußern. Und auch der Landkreis sieht die größte Handlungsmöglichkeit derzeit bei der  Gemeinde. Um Konflikte zu vermeiden, könne diese eine Erholungssatzung und einen Grünordnungsplan erlassen und dort einzelne Nutzungen regeln, erläuterte Landkreissprecher Kai-Uwe Schwinzert den PNN. 

Probleme mit der Bundesreiterstaffel
Dem Stahnsdorfer Mike Fischer-Wittig hilft das eher nicht. Für ihn sind Pferde zum Problem geworden, seit vor zwei Jahren die Reiterstaffel der Bundespolizei in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Büro in der Heinrich-Zille-Straße ein neues Domizil bezog. Durch den herüberziehenden Geruch des Pferdedungs habe der Betreiber einer Logistik- und Handelsfirma etliche Kunden verloren, sagt er. Die Anlage, in der die Reiterstaffel den Pferdedung sammelt, sei falsch konstruiert, meint Fischer-Wittig. Obwohl die Bundesreiterstaffel den Mist inzwischen häufiger abholen lässt und damit die Lagermenge als Geruchsquelle halbierte, stinke es fortdauernd. 

Das zwischenzeitlich eingeschaltete Landesamt für Umwelt hat bislang keine Missstände erkennen können. Die Anlage werde genehmigungskonform betrieben, erklärte dessen Sprecher, Thomas Frey. Trotzdem sei die Bundespolizei bereit, Alternativen wie eine mobile Abdeckung, die Lagerung des Dungs in Containern als auch die Zuführung geruchshemmender Einstreu zu prüfen, sagte er. Auch das Landesumweltamt nehme die Beschwerde Ernst. In Kürze sollen vor Ort  Berechnungen zur Geruchsausbreitung durchgeführt und mit den Schwellenwerten der Geruchsimmissionsrichtlinie abgeglichen werden, erklärte Frey. 

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