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Gen Süden. Die Segelflieger aus Saarmund werden zunächst im Süden Brandenburgs bei Jüterbog ein neues Quartier finden. Ob die 25 Mitglieder, die meist aus dem Potsdamer Raum kommen, dort bleiben können, ist aber noch unklar.

© Julian Stratenschulte/dpa

Segelfliegen in Saarmund: Es hat sich ausgesegelt

Kein Segelflugsport mehr in Saarmund. Der traditionsreiche Verein muss wegen des Flughafens BER in den Süden Brandenburgs ausweichen.

Nuthetal - Seit 1923 kreisen die Segelflieger über Saarmund. Doch jetzt ist es mit der Segelfliegerei auf dem Saarmunder Flugplatz endgültig vorbei. Die Segelsportler vom Luftsportverein Milan ziehen weiter. Vorerst gen Süden, zum Flugplatz Reinsdorf in der Nähe von Jüterbog (Teltow-Fläming). Das ist der Vereinshomepage und der Facebook-Seite des Vereins zu entnehmen.

Vereinssprecher Volker Trappe bestätigte am gestrigen Donnerstag gegenüber den PNN, dass sich die Mitglieder darauf geeinigt haben, die kommende Saison in Reinsdorf zu verbringen. Wohin es danach geht, sei noch offen, eine Rückkehr nach Saarmund schließt Trappe aber aus. Grund ist der neue Großflughafen BER in Schönefeld.

Lange Tradition des Segelfliegens in Saarmund

Für den Flugplatz am Fuße der Saarmunder Berge ist der Umzug ein herber Schlag. Immerhin hat der Segelflugsport hier eine lange Tradition. Zudem ist der Verein neben der Gemeinde Nuthetal, dem Modellflugverein, einer Flugschule und einem Motorflugverein Gesellschafter des Saarmunder Flugfeldes. Flugplatzgeschäftsführer Klaus Britze bedauert die neue Entwicklung. „Es ist schade für den Flugplatz, denn Segelflug gehört irgendwie dazu“, sagte Britze den PNN. Die Vielfalt und die Attraktivität des Flugplatzes würden unter dem Weggang leiden. Immerhin kämen viele Besucher auch wegen der Segelflieger.

Die Segelfliegerei über den Saarmunder Bergen hat eine lange Tradition. Als Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg im Vertrag von Versailles der motorisierte Flug verboten wurde, hatten sich Flugbegeisterte wieder auf den Segelflug konzentriert. Die Saarmunder Berge lockten in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts dann zahlreiche Segelflieger an. Auch die Nationalsozialisten nutzten den Standort: Von 1933 bis 1944 genoss hier die Hitlerjugend eine segelfliegerische Ausbildung.

Unfreiwillige Pause bis zur Wende

Nach dem Krieg begann dann 1957 wieder der Segelflugsport in Saarmund. Als 1979 ein Segelflieger sich auf dem Luftweg nach Westberlin davonmachte, war es mit dem Spaß vorbei. Für zwei Jahrzehnte durften dort nur noch Modellflieger ihrem Hobby frönen. Erst nach der Wende wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen – mit Segel-, Modell- und Motorfliegern.

Ein Segelflugzeug segelt gemeinhin motorlos durch die Lüfte. Es gelangt mittels einer Seilwinde oder über ein Schleppflugzeug in mehrere Hundert Meter Höhe. Wenn es die Thermik erlaubt, schraubt sich der Flieger auf bis zu 3000 Meter hoch, das sind über 9000 Fuß. Dann kann er gleiten, wieder steigen und seine Kreise drehen. Gerade diese möglichen Höhen machen dem Verein nun Probleme.

Oberhalb von 2000 Fuß dürfe Flugplatzchef Klaus Britze zufolge künftig kein Flugbetrieb mehr stattfinden. Eine der BER-Flugrouten führt über den Saarmunder Bereich, in den Flughöhen der Jets könnte es Kollisionen mit den Seglern geben. Kleine Motorflugzeuge benötigen solche Flughöhen nicht oder können ausweichen.

Luftraum wird durch den BER eingeschränkt

Erst im Jahr 2012 wurde die neue Luftraumstruktur bekannt, so Vereinssprecher Trappe. Seitdem stehe jedoch fest, dass der Luftraum durch die Inbetriebnahme des BER beschränkt wird – und der Saarmunder Flugplatz davon betroffen ist. Eine effiziente Segelflugausbildung und Segelsport könnten mit diesen Höhenbeschränkungen nicht mehr durchgeführt werden, sagte Trappe. Der Verein ist derzeit auf der Suche nach dauerhaften Alternativen.

Der Flugplatz Reinsdorf bei Jüterbog sei zunächst nur eine befristete Möglichkeit, ob man dort länger als eine Saison bleiben kann, sei völlig offen. Der Verein hat kommende Woche eine Sitzung, in der die Einzelheiten des Umzugs besprochen werden sollen. Auch wie es langfristig weitergeht, soll dann auf der Tagesordnung stehen.

Mitglieder kommen asu dem Raum Potsdam

Wird der Verlust den Flugplatz und die Flugplatzgesellschaft treffen? Finanziell werde sich der Wegzug der Segelflieger nicht negativ auswirken, vermutet Flugplatzchef Britze. Der Flugplatz verfolge keine Gewinnerzielung und verwalte sich selbst. Das Personal arbeite ehrenamtlich und die Gebühren für Landungen und Stellplätze seien Britze zufolge so kalkuliert, dass die laufenden Kosten gedeckt sind. Das könnte auch ohne die Segelflieger vom Milan-Verein klappen.

Die Segelflugzeuge, die derzeit auf dem Saarmunder Flugplatz überwintern, muss der Verein nun noch nach Reinsdorf transportieren, eine aufwendige Aktion. 25 aktive Mitglieder gebe es, sagt Trappe. Die meisten kämen aus der Potsdamer Umgebung. Seit 1990 gibt es den Verein, und von Anfang an war seine Heimat Saarmund.

Björn Stelley

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