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Sanierung der Stahnsdorfer Hautklinik: Wohncampus statt Ruine

Stahnsdorfer Votum für Umbau der früheren Hautklinik: Noch gibt es aber bürokratische Hürden.

Stahnsdorf - Die Fenster vernagelt, das Dach geflickt, großräumige Graffitis auf bröckelnder Fassade: Allein die Sonne am gestrigen Freitagmorgen wirft ein freundliches Licht auf die alte Hautklinik am Güterfelder Eck. Noch ist der generationsübergreifende Wohncampus, den Eigentümer Wolfhardt Schrödter mit seinen Kindern Anne und Sebastian für das verlassene Klinikareal am Rande Stahnsdorfs bauen will, ein Wunsch. Am Donnerstagabend ist dessen Realisierung aber ein Stück näher gerückt.

Nachdem die Investoren mit ihren Vorstellungen von einem Campus auf dem rund 30 000 Quadratmeter großen Gelände bereits Mitte Mai im Bauausschuss auf viel Begeisterung gestoßen waren, stimmten Stahnsdorfs Gemeindevertreter in ihrer Sitzung am Donnerstag mit großer Mehrheit der notwendigen Änderung des Flächennutzungsplanes und der Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplanes zu. „Das war ein ganz wichtiger Schritt“, freut sich Investor Wolfhardt Schrödter. Auch sein Sohn Sebastian sagt: „Der Beschluss zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Wie berichtet hatte der 77-jährige Ingenieur das Klinik-Areal Anfang des Jahres erworben, um es gemeinsam mit seinen Kindern zu einem Mehrgenerationen-Campus zu entwickeln. Das 1912 vom jüdischen Arzt Walter Freymuth errichtete Haupthaus, das wie die nebenstehende Liegehalle und Teilen des zugehörigen Parks unter Denkmalschutz steht, soll dabei auch weiter zentrales Element sein, wenngleich aufgrund der Nähe zur Landesstraße 40 nicht alle geplanten Nutzungen möglich sind. „Wegen der Lärmbelästigung ist etwa ein Pflegeheim mit Dauerliegeplätzen in dem Haus nicht denkbar“, erklärt Anne Schrödter. Zwar soll entlang der erst vor acht Jahren gebauten Landesstraße eine Lärmschutzwand entstehen, doch reiche dies nicht, um die zur Straße gelegenen ehemaligen Patientenzimmer ausreichend zu schützen, sagte die 38-jährige Stahnsdorferin. Jedoch könnten ambulante Versorgungseinrichtungen und medizinische Dienstleister, wie etwa Ergo- oder Physiotherapeuten, mit ihren Praxen oder Büros in das seit Mitte der 1990er Jahre leer stehenden Haus einziehen. „Das Denkmal ist kein Hindernis, sondern soll charakterbildend für unser Vorhaben sein“, erklärt Sebastian Schrödter.

Voraussetzung für jedwede Investition sei es aber, dass Teile des Landschaftsschutzgebietes Parforceheide zur Bebauung genutzt werden könnten. Rund ein Hektar rage das Klinik-Areal in das Schutzgebiet hinein. Nach Plänen der Investoren sollen dort Neubauten für betreutes Wohnen entstehen, die so errichtet werden, dass sie zusätzlich vor Lärm schützen und einen Hof umschließen, zu dem hin Ruhezonen entstehen sollen.

Gemeinsam mit weiteren Bauten, die hinter dem Haupthaus geplant sind und anstelle des nicht denkmalgeschützten Wirtschaftsgebäudes entstehen könnten, soll sich die Sanierung des einst als Lungenheilstätte errichteten Hauptgebäudes amortisieren. Allein die geplante Lärmschutzwand werde 600 000 bis 700 000 Euro kosten, sagt Sebastian Schrödter. Was in die verfallene Klinik investiert werden müsse, sei noch nicht abschließend berechnet. Der Vertreter der vorherigen Eigentümerin, der in den USA lebenden Erbin Ursula Freymuth, sprach zuletzt von mehreren Millionen Euro.

Nur mit den neuen Baukörpern ergäbe sich das gewünschte in sich geschlossene Konzept, zu dem neben den Wohnhäusern ein Kindergarten mit Streichelzoo und ein gastronomisches Angebot gehörten, so Sebastian Schrödter. „Studien haben bestätigt, dass beide Seiten davon profitieren, wenn ältere Menschen mit Kindern zusammengeführt werden“, sagt der 41-Jährige. Auch soll es ein für alle offenes Gelände, eine Art Begegnungsstätte werden, meint er.

Die Investoren wollen nun einen Antrag zur Herauslösung der zum Bau benötigten Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet stellen. Damit steht den Bauherren der wohl schwierigste Part bevor. Auch in der Gemeindevertretung sei Skepsis geäußert worden, die sich bei der Abstimmung in mehreren Enthaltungen spiegelte, so Gemeindesprecher Stephan Reitzig. „Allerdings gab es auch Unverständnis, dass ein von Autobahnen umzingelter Komplex überhaupt noch als Teil des Landschaftsschutzgebietes gilt“, erklärte er. Wie berichtet befindet sich die Klinik seit dem Bau der Landesstraße 40 auf einer von Straßen eingeschlossenen Insel. Zudem durchschneidet die Straße den einst zur Heilanstalt gehörigen Garten, in dem früher Gemüse zur Versorgung der Patienten angebaut worden war.

Auch Fachleute gehen deshalb heute nicht mehr davon aus, dass das Gebiet schützenswert ist, sagt Wolfhardt Schrödter. Doch um Rechtssicherheit herzustellen, sei dies mit Unterschriften zu untermauern, erklärte er. „Wir gehen als Investor ins Risiko“, ergänzt sein Sohn. Aber auch für den Standort, für den sich über Jahre kein neuer Eigentümer und keine neue Nutzung fand, sei das Vorhaben die letzte Chance. „Nachdem das Areal nun schon so lange brachliegt, sollten wir froh sein, dass der neue Eigentümer neue, erfrischende Ideen präsentiert“, sagte so auch Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger). Die Verwaltung werde diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, erklärte er.

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