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Alles aussteigen. Für eine Verlängerung der S-Bahn von Teltow bis Stahnsdorf sieht das Land bislang kaum Bedarf.

© T. Reichelt

S-Bahn nach Stahnsdorf oder Stammbahn?: Zwischenhalt

Für die Reaktivierung der Stammbahn zeichnen sich bessere Chancen ab. Die Region Teltow sieht aber immer noch eine Chance für eine S-Bahn-Verlängerung bis nach Stahnsdorf. Trotzdem gibt es einen Plan B.

Region Teltow - Die Pläne für eine Verlängerung der S-Bahn von Teltow nach Stahnsdorf sind noch nicht gescheitert. In den Rathäusern der Region reagiert man zurückhaltend auf den von Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) bekannt gegebenen Zwischenstand der sogenannten Korridoruntersuchung zur Zukunft des Schienenverkehrs von und nach Berlin. Für die Region hatte sich dabei eine Tendenz für die Stammbahn und gegen eine S-Bahn nach Stahnsdorf abgezeichnet. Einem Weiterbau der S-Bahn von Teltow bis Stahnsdorf wurde laut Schneider ein vergleichsweise geringeres Nachfragepotenzial attestiert. Mehr Fahrgäste erwarte man bei einer S-Bahn von Zehlendorf über den Europarc Dreilinden bis Potsdam. Dennoch sieht man in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf noch keine endgültige Entscheidung.

Am deutlichsten äußert man sich in Stahnsdorf. Die Gemeinde mit derzeit 15 500 Einwohnern hat bisher keinen Anschluss an das Schienennetz und hatte Hoffnungen in eine Verlängerung der S25 von Teltow nach Stahnsdorf gesetzt. Geschlagen geben will man sich noch nicht: „Die Gemeinde Stahnsdorf hat auf der nur vier Kilometer umfassenden Trasse von Teltow-Stadt nach Stahnsdorf das Eigentum an den Flächen bereits erworben und in ihrem Flächennutzungsplan gesichert, etwa den Bahnhof Sputendorfer Straße samt seiner Nebenanlagen – inklusive Park-and-ride- und einem Busbahnhof“, so Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Mit der Führung der Strecke – unter erheblichem Abstand zur Wohnbebauung – seien keine jahrelangen Klageverfahren zu erwarten und eine zügige Realisierung möglich. Außerdem setzt man in Stahnsdorf auf das eigene Wachstum, was langfristig auch zu einer höheren Nachfrage führt. In der Prognose wird mit 3600 Fahrgästen pro Tag gerechnet. 45 bis 50 Millionen Euro seien zu investieren.

Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sollen am 12. Dezember präsentiert werden

Tatsächlich hat sich das Land noch nicht entschieden. Neben der Frage der potenziellen Nachfrage müssen für die Strecken auch die technische Umsetzung und die daraus folgenden Kosten untersucht werden. Dabei geht die Region bereits voraus: Am 12. Dezember soll im Regionalausschuss eine von den drei Kommunen in Auftrag gegebene technische Machbarkeitsstudie präsentiert werden.

Auch Teltow sieht noch Chancen für eine Verlängerung der S-Bahn nach Stahnsdorf. „Es werden noch Fakten zusammengetragen“, sagte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) den PNN. Auch die Machbarkeitsstudie werde man in die Diskussion einbringen. Schmidt verweist auf die Erfahrung mit dem eigenen S-Bahn-Anschluss: Heute sei die Nachfrage höher, als man bei Beginn der Planung prognostiziert habe. Durch die Strecke habe sich die Entwicklung der Stadt beschleunigt. Die Infrastruktur sei dafür die Grundlage gewesen. „Mut bei der Planung nützt uns allen später“, so Schmidt. Er sei zuversichtlich, dass sich auch das Infrastrukturministerium diesen Überlegungen nicht verschließen werde.

Auch in Stahnsdorf gibt es einen Plan B

Sollte es am Ende doch zu einer Entscheidung für die Stammbahn und gegen eine S-Bahn nach Stahnsdorf kommen, sei er auch nicht enttäuscht. „Wir begreifen uns als Region“, so Schmidt. Auch eine Wiederinbetriebnahme der Stammbahnstrecke hätte positive Effekte. Auch in Stahnsdorf hat man einen Plan B: Für den Fall, dass die Stammbahn zuerst realisiert würde, wird die Region ihr TKS-Bussystem auf diesen Haltepunkt umstellen und dort großzügige Park-and-ride-Flächen zur Verknüpfung von Individualverkehr und ÖPNV schaffen, so Reitzig.

Am entspanntesten kann man in Kleinmachnow auf die Diskussion blicken. Die Machbarkeitsstudie für die S-Bahn nach Stahnsdorf hatte man mitgetragen. Der jüngst wiedergewählte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) hatte jedoch im PNN-Interview Sympathien für eine S-Bahn auf der Stammbahnstrecke geäußert. Kein Wunder: Seine Gemeinde wäre Hauptprofiteur dieser Lösung. Entsprechend reagiert Grubert auch auf die Korridoruntersuchung. Natürlich sei die Stammbahn für Kleinmachnow wichtig, aber auch eine S-Bahn nach Stahnsdorf sei ein Gewinn für die Region. Zumal eine Wiederinbetriebnahme der Stammbahn auch Probleme für Kleinmachnow aufwerfen würde: Es geht um den Lärmschutz entlang der Strecke und die Frage der Straßenübergänge. Außerdem, so Grubert, würden Kosten von 125 Millionen Euro erwartet. Für eine S-Bahn auf der Stammbahnstrecke müsste das Land also deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als für die Verlängerung nach Stahnsdorf. Konkurrenz um die Landesmittel gibt es zudem außerhalb der Region: Auch nach Nauen, Velten und Rangsdorf werden Streckenverlängerungen geprüft. Alle Wünsche wird das Land wohl nicht erfüllen.

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