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Potsdam-Mittelmark: Regeln, Rhythmus, Rituale

Geltower Grundschule hofft nach Vorauswahl auf Nominierung zum Deutschen Schulpreis

Schwielowsee - Erfahren hat es Monika Nebel am vergangenen Freitag am Telefon. Glauben kann es die Schulleiterin auch knapp eine Woche später noch nicht. Die Meusebach-Grundschule in Geltow hat es bei der Vorauswahl zum Deutschen Schulpreis 2015 unter die „Top 20“ geschafft und kann sich Hoffnungen auf einen der begehrten von der Robert-Bosch-Stiftung ausgelobten Geldpreise machen. „Das ist toll“, freut sich Schulleiterin Nebel. Denn gerechnet hat die 60-Jährige damit nicht. Die Meusebach sei eine relativ kleine Schule mit entsprechend kleinem Potenzial, sagt sie. Wie sich zeigt, hat sie das gut genutzt.

Als die Lehrerin für Mathe und Kunst die Schule vor zehn Jahren übernahm, hatte sie noch nicht einmal einen Namen. In demokratischer Entscheidung fiel die Wahl auf den Geltower Freiherrn von Meusebach. Schüler, die es vorher von Geltow auf Schulen von Potsdam oder Brandenburg (Havel) zog, blieben zunehmend im Ort, ein erster Erfolg. Das Konzept „Regeln – Rhythmus – Rituale“ kam an.

Von Anfang an legte Schulleiterin Nebel Wert auf Zusammenhalt, gemeinsames Gestalten und viel Kreativität. Else, ein Zusammenschluss von Eltern, Lehrern, Schülern und Erziehern, entstand. Gemeinsam entwickelten sie Ideen und setzten diese Stück für Stück um. 2011 bewarb sich die Schule zum ersten Mal um den Preis. „Wir hatten auch bis dahin schon viel erreicht“, blickt Monika Nebel zurück. Blockunterricht wurde eingeführt, eine Gruppe kleiner Forscher entstand, die Villa „Hüpfinsholz“, angefüllt mit Spielgeräten für die Pausengestaltung, die die Kinder selbst verwalten, errichtet. Damals wurde die Schule unter die „Top 50“ gewählt.

Auch das war schon Grund zum Feiern. Denn seit Jahren leistet die Schule ihre Arbeit unter erschwerten Bedingungen. Die Schülerzahl wuchs, die Anzahl der Räume sank hingegen, nicht zuletzt durch die Integration des Hortes. Heute benötigt die Schule dringend weitere Fachräume, eine Aula, eine Lösung für das Mittagessen, das im Vier-Schicht-System und beengt eingenommen werden muss. Die Fassade des 1985 errichteten Gebäudes braucht einen neuen Anstrich, eine Wärmedämmung. Die Gemeinde arbeitet an einer Lösung. „Wir prüfen Möglichkeiten der Erweiterung und wollen noch in diesem Jahr die Planung realisieren“, sagt Bürgermeisterin Kerstin Hoppe, die sich mit der Schule über den Wettbewerbserfolg freut. „Wir sind alle sehr stolz. Das Wettbewerbsergebnis zeigt, dass Konzept und Ausrichtung der Schule absolut korrekt sind“, sagt sie.

Bisher hat die Jury ihre Vorentscheidung allein auf Grundlage der schriftlichen Bewerbung getroffen. Jetzt gehe es darum, den guten Eindruck zu bestätigen und die Schule in der Realität zu prüfen, so der Sprecher der Robert-Bosch-Stiftung, Michael Herm. Nach den Winterferien wird die Wettbewerbs-Jury die Schule besuchen, sich ein Bild machen, mit Eltern, Lehrern und Schülern ins Gespräch finden. Vielleicht wird es ja gerade der optische Eindruck sein, der am Ende den Ausschlag für den Daumen nach oben oder unten gibt.

Unter den Bewerbern ist die Meusebach kein Exot. Denn oft sind es „gerade die Schulen, die aus einer schwierigen Situation heraus Tolles leisten, die sich bewerben“, weiß Herm. Die vergleichsweise geringe Bewerberzahl angesichts der mehr als 40 000 allgemeinbildenden Schulen im Bundesgebiet führt er auf die Wettbewerbsbedingungen zurück. Die Bewerbung bedarf einer langen Vorbereitung. Viele Schulen würden sich online registrieren, aber den Bewerbungsvorgang nicht zu Ende führen. Insgesamt habe der Wettbewerb aber in der Schullandschaft eine große, wenn nicht die größte Bedeutung und Akzeptanz.

Nach 2011 kann die Meusebach-Schule der Jury nun einige Neuerungen vorlegen. Mit Kollegen hat die Schulleiterin eine von der Bosch-Stiftung angebotene Fortbildung besucht. „Wir haben viel daraus mitgenommen“, sagt sie. Vor allem in Bezug auf das individuelle Lernen, die gezielte Förderung, aber auch die Stärkung von Selbstbewusstsein und eigener Verantwortung. Nach dem Vorbild einer schwedischen Schule gibt es jetzt ein Schulprogramm, das sich an die Schüler richtet – gestaltet als Kalender mit Lobseite, Notenspiegel und Feedbackbogen. Anfangs noch über das Schulbuchbudget finanziert, trägt sich der Kalender heute über Sponsoren und den Förderverein. Zudem wurde das „Haus des Lernens“ eingeführt, bei dem die Grundschüler ihre Aufgaben aus einem Angebot wählen können und lernen, ihre Leistungen stärker zu reflektieren.

15 der 110 Bewerber werden am Ende für den Schulpreis nominiert und zur Preisverleihung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am 10. Juni geladen. Die Meusebach-Grundschule fühlt sie sich jetzt schon als Gewinner. „Wir haben nicht gezielt auf den Preis hingearbeitet“, sagt Nebel, „sondern wir haben uns beworben, weil wir uns so gut entwickelt haben!“

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