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Fahrer der Regiobusse vom Potsdamer Hauptbahnhof nach Teltow sollen sich ausländerfeindlich geäußert haben, schilderte eine PNN-Leserin.

© Sebastian Gabsch

Rassismusvorwurf gegen Regiobus-Busfahrer in Teltow: Ausländer stehengelassen?

Mehrere Busfahrer von Regiobus sollen auf der Linie X1 von Teltow nach Potsdam Fahrgäste mit dunkler Hautfarbe nicht mitgenommen und rassistische Kommentare gemacht haben. Was sagt das Unternehmen zu den Vorwürfen?

Von Sarah Stoffers

Teltow - Heftige Vorwürfe gegen Mitarbeiter des Verkehrsunternehmens Regiobus: Mehrere Busfahrer sollen gegenüber ausländisch aussehenden Fahrgästen und Touristen durch rassistisches Verhalten aufgefallen sein, teilweise sollen potentielle Fahrgäste einfach stehengelassen worden sein. So schildert es eine Leserin, die sich schriftlich bei den PNN meldete. Über die Vorfälle, die sich im September und Oktober ereignet haben sollen, hatte die Zeugin das Unternehmen Regiobus in zwei schriftlichen Beschwerden informiert.

Familie mit Kinderwagen wurden nicht reingelassen - obwohl es Platz gab

Die Teltowerin, die den PNN namentlich bekannt ist, aber anonym bleiben möchte, beschreibt insgesamt drei Vorkommnisse auf der Linie X1 zwischen Potsdamer Hauptbahnhof und Teltower Bahnhof. Laut ihrer Darstellung wollte am 26. September um 18.16 Uhr am Potsdamer Hauptbahnhof im Bus nach Teltow eine dunkelhäutige Frau mit Kinderwagen in den Bus einsteigen. Da die hintere Tür verschlossen war, bat ihr männlicher Begleiter den Fahrer, die Tür zu öffnen. Der Fahrer habe daraufhin nur abgewunken. 

Der Bus sei nicht zu voll für den Kinderwagen gewesen, erklärte die Leserin auf Nachfrage. „Die Sitze waren zwar weitgehend belegt, aber der Teil für Kinderwagen und Rollstühle war frei.“ Der Begleiter sei zurück zu der wartenden Frau gegangen, um ihr zu helfen. Als vorne alle Leute eingestiegen waren, habe der Fahrer einfach die Tür zugemacht und sei losgefahren. Auf den Hinweis der Zeugin, dass noch jemand einsteigen wollte, habe er in einem unhöflichen Ton mit „Ach, die können doch so gut laufen!“ geantwortet.

Busfahrer soll Ausländer angeschrien haben

Bereits am 13. September habe die Leserin erlebt, wie auf der Fahrt im X1 von Teltow nach Potsdam ein Mann, der sich nicht klar auf Deutsch ausdrücken konnte und ein Ticket „zum Bahnhof“ kaufen wollte, von dem Busfahrer angeschrien wurde, dass er erst einmal Deutsch lernen solle und dann Bus fahren darf.

Ein dritter Vorfall habe sich erst am 11. Oktober, erneut am Potsdamer Hauptbahnhof im Bus X1 Richtung Teltow, um 16.36 Uhr ereignet. Der Busfahrer sei gerade einen Meter vom Bussteig losgefahren, als eine Englisch sprechende Touristin ihn bat, zu stoppen, da sie aussteigen wollte. „Ja, ja, Pech gehabt“, habe der Busfahrer nur geantwortet und sei weitergefahren. Bei allen drei genannten Fällen habe es sich um verschiedene Busfahrer gehandelt, wie die Leserin erklärte.

Konsequenzen für Regiobusfahrer noch unklar  

Ob sich die Vorkommnisse tatsächlich so zugetragen haben, konnte das Verkehrsunternehmen Regiobus auf Nachfrage nicht bestätigen. Wie Pressesprecherin Anette Lang erklärte, sind die schriftlichen Beschwerden bekannt und werden untersucht. „Selbstverständlich nehmen wir solche Vorwürfe ernst und gehen dem natürlich nach“, so Lang. Die angeblich Betroffenen hätten sich selbst nicht bei Regiobus gemeldet.

Das Unternehmen hatte auf die erste Beschwerde der Leserin eine Stellungnahme geschickt, in der Verkehrsleiter Thorsten Müller betont, dass Regiobus für einen diskriminierungsfreien Zugang zu ihren Dienstleistungen steht. „Unterschiedliche Behandlung von Fahrgästen – sei es aus Gründen der Herkunft, des Aussehens oder anderen Faktoren – sind von uns als Unternehmen nicht gewünscht und werden nicht toleriert“, heißt es in dem Schreiben. Aus dem Schriftstück geht hervor, dass ein Gespräch mit dem beschuldigten Busfahrer stattgefunden hat. Auch Lang bestätigt den Vorgang. Zum Inhalt des Gesprächs und den Untersuchungen könne sie jedoch keine näheren Angaben machen. Lang gab an, dass der Fahrer das Geschehen rund um die stehengelassene Frau mit Kinderwagen anders interpretiert habe. Ob es daher Konsequenzen für den Mitarbeiter geben werde, würde intern noch geklärt.

Der Vorfall vom 13. September werde nicht untersucht, da die Leserin ihn erst nachträglich meldete und die genaue Uhrzeit nicht mehr nennen konnte. „Wir benötigen konkrete Angaben, um das Geschehen nachvollziehen zu können“, so Lang.

Bei einem Fall nimmt Regiobus seinen Fahrer in Schutz

Der letzte Fall mit der Touristin wird vom Unternehmen zwar intern untersucht, doch sei nicht zu erkennen, ob das Verhalten des Busfahrers rassistisch gewesen sei. „Die Fahrer müssen auf die Sicherheit achten und können nicht einfach jemanden auf der Strecke rauslassen“, erklärte Lang. Vielleicht habe es ein sprachliches Missverständnis zwischen dem Mitarbeiter und der Kundin gegeben.

Lang betonte, dass Regiobus ein rassistisches Verhalten von Mitarbeitern nicht toleriere. Sollte sich herausstellen, dass sich ein Mitarbeiter tatsächlich rassistisch geäußert oder verhalten habe, gebe es dienstrechtliche Konsequenzen wie Abmahnungen oder Kündigung.

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