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Potsdam-Mittelmark: Putten zwischen Eisvogel und Steinkauz Der Golfclub Seddiner See wurde für sein Umweltmanagement geehrt. Dort leben 200 Tierarten

Michendorf - Schmetterlinge flattern über bunte Blumenwiesen, Grillen zirpen. Wo einst reiner Acker war, wird auf gepflegtem Grün Golf gespielt.

Michendorf - Schmetterlinge flattern über bunte Blumenwiesen, Grillen zirpen. Wo einst reiner Acker war, wird auf gepflegtem Grün Golf gespielt. Doch nicht nur wegen seiner beiden 18-Loch-Plätze hat sich der vor 20 Jahren gegründete Golf- und Country-Club Seddiner See einen Namen gemacht. Im vergangenen Jahr wurde der Club im Rahmen des Programms „Golf und Natur“ zum dritten Mal für sein Qualitäts- und Umweltmanagement mit dem Gold-Zertifikat prämiert. Im Vergleich zu den 1990er-Jahren habe sich die Artenvielfalt auf dem rund 185 Hektar großen Areal deutlich erhöht, auch die Wasserqualität im angrenzenden Seddiner See verbesserte sich. Der Eisvogel brütet und fünf Bienenvölker liefern seit zwei Jahren hauseigenen Club-Honig.

„Umwelt und Qualität sind für mich untrennbar miteinander verbunden“, sagt der Vorstand des Golf- und Country- Clubs Seddiner See, Horst Schubert. Seit den 1990er-Jahren beschäftigt sich der 62-Jährige mit dem betrieblichen Umweltmanagement, seit 17 Jahren lenkt er die Geschicke im 5-Sterne-Club am Seddiner See. Eine Vielzahl der ökologischen Projekte auf dem weiten Areal sind auf seine Initiative zurückzuführen.

„Im Unterschied zu früher, als die Flächen noch von der LPG beackert worden sind, bauen wir heute statt Mais und Getreide Rasen für die Freizeitgestaltung an“, sagt Schubert. Vor allem die Greens mit Loch und Fähnchen werden täglich auf rund drei Millimeter heruntergemäht und regelmäßig mit kleinen Löchern versehen. Diese sorgten dafür, dass der Boden gut belüftet werde und helfen, ihn gesund zu halten.

Während früher der auf den Acker aufgebrachte Dünger über das Grundwasser in den See gelangte, dürften heute auf dem Golfplatz kaum noch Pflanzenschutzmittel verwendet werden, sagt Schubert. Lange Zeit griff auch der Club zur Beregnung seiner weitläufigen Rasenflächen auf Grundwasser zurück. Seit etwa 13 Jahren wird das Wasser aus dem Seddiner See in eine Reinigungsanlage gepumpt, von Phosphorverbindungen befreit und gereinigt wieder in den See geleitet. Rund 70 Kubikmeter in der Stunde. „Inzwischen haben wir zwei Drittel des Wassers des Seddiner Sees durch die Anlage geschickt, die Wasserqualität hat sich dadurch erheblich verbessert“, erklärt der Golf-Club-Vorstand. Rund sieben Millionen Kubikmeter Wasser führt der etwa 218 Hektar große See zurzeit. Für jeden zur Bewässerung entnommenen Kubikmeter müsse der Club mehr als das Doppelte der Wassermenge reinigen und dem See wieder zuführen.

Einige der zwölf künstlich angelegten Teiche auf dem Areal sind Speicherteiche und nehmen zudem Regenwasser auf. In einem Büro auf dem Betriebshofgelände sitzt David A. Duke, der am Computer die Pegelstände kontrolliert und per Knopfdruck eingreifen oder auch die Beregnungsanlage einschalten kann. 2000 Regner sind auf dem gesamten Gelände installiert. Vor allem im Herbst werden die Wasserstände in den Speicherteichen abgesenkt, damit diese in den Wintermonaten erwartete Niederschläge auffangen können. „Der Regen trägt dazu bei, dass wir weniger Mengen aus dem Seddiner See entnehmen müssen“, erklärt Horst Schubert. Wie viele Gewässer in Brandenburg und der Region hat auch der Seddiner See mit sinkenden Pegelständen zu kämpfen.

Etwa die Hälfte der im Golf- und Country-Club Beschäftigten arbeiten in der Grünanlagen-Pflege, daneben kooperiert der Club im Rahmen von Umweltprojekten mit Verbänden, Stiftungen und Wissenschaftlern. Im Frühjahr 2015 wurden etwa mit Unterstützung des Fördervereins Nuthe-Nieplitz-Niederung auf dem Areal zehn von Mitgliedern gesponserte Niströhren für Steinkäuze angebracht – ein inzwischen seltener, einst aber typischer Vogel der Region. Inmitten naturbelassener Flächen lebt zurzeit ein Brutpaar in einer Auswilderungsvoliere. In wenigen Wochen wird sie geöffnet, sagt Schubert, der dies mit Spannung erwartet. Noch ist offen, ob es den erhofften Bruterfolg geben wird.

Wildwachsende Flächen am Rande des Golfparcours, so genannte Roughs, bieten zudem Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. „Sie werden nur einmal im Jahr gemäht und machen mit 80 Hektar etwa die Hälfte der Gesamtfläche der Golfanlage aus“, erklärt Schubert. Seit Anlage des Golfplatzes Mitte der 90er- Jahre habe sich die Artenvielfalt auf dem Areal deutlich erhöht. Während sich die Zahl der Pflanzenarten von 1991 bis 2008 bereits auf 122 verdoppelte, wurden im selben Zeitraum mehr als das Vierfache an Tierarten registriert, mehr als ein Drittel der rund 200 vorgefundenen Arten gelten als bedroht. Wie viele in den vergangenen Jahren hinzugekommen sind, werde gegenwärtig untersucht, erklärt der Club-Chef. Ende des Jahres, so schätzt er, lägen erste Ergebnisse des wissenschaftlichen Monitorings vor.

Wildbienen-Experten der Deutschen Wildtier-Stiftung zeigten sich schon jetzt begeistert, sagt Schubert, der gemeinsam mit der Stiftung an einem Projekt zur Förderung der ebenfalls stark bedrohten Wildbienen arbeitet. Obwohl die Anlage mit ihren großflächigen und vielfältig blühenden Flächen bereits gute Nahrungsbedingungen biete, sollen im September mit einer speziellen Saatmischung zusätzliche Blühstreifen eingesät werden.

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