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Lang ist’s her. Das historische Foto auf der Informationstafel zeigt, wie es Anfang des letzten Jahrhunderts am Irissee ausgesehen hat. Deutlich wird, dass durch die Rekonstruktion mehrere Bäume abgeholzt werden müssten.

© Björn Stelley

Programm "Michendorf 2020": Was von der Seeterrasse übrig blieb

Auf der einst beschaulichen Seeterrasse am Irissee herrscht Wildwuchs. Das soll sich jetzt ändern. Doch nicht jeder ist von den neuen Plänen begeistert.

Michendorf - Still und starr ruht der Irissee in Wilhelmshorst. Ein Jogger biegt vom Rosenweg ab und trabt gemächlich am Ufer des Sees entlang, der eher wie ein Teich wirkt. Es ist ruhig und beschaulich im neuen Jahr. Ab und zu blitzt die Sonne durch die Bäume und die Straßenlaternen, die letzten Zeugen der einstigen Seeterrasse von Albert Gessner.

Irisgrund, Irisau und Irissee – wie an einer Perlenschnur reihten sich Straße, Seeterrasse und der See der von Gessner erdachten Villenkolonie einst aneinander. Die Anlage hat der Charlottenburger Architekt Anfang des 20. Jahrhunderts wie aus einem Guss geplant. Der See ist inzwischen saniert, die Straße ist vor einigen Jahren in ihrer historischen Gestalt wiederhergestellt worden. Nur auf der Seeterrasse herrscht Wildwuchs.

Arbeiten an der Terrasse sollen 100 000 Euro kosten

Die „Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte“ planen schon seit vier Jahren, die Terrasse zu rekonstruieren. Die Michendorfer SPD unterstützt jetzt die Idee: Im Wilhelmshorster Ortsbeirat will man am 26. Januar den Antrag stellen, die Rekonstruktion der Seeterrasse auch finanziell zu unterstützen. Eine Summe nennt sie aber nicht.

100 000 Euro soll die Rekonstruktion insgesamt kosten, sagt der Michendorfer SPD-Ortsverbandschef Volker-Gerd Westphal. Der Heimatverein unter Vorsitz von Rainer Paetau hatte das Projekt bereits im März 2013 vorgestellt. Nach einer Anschubfinanzierung sei der Verein bereit, den größten Teil der Kosten zu übernehmen, so Westphal. 40 000 Euro fehlten aber noch.

Alte Pracht ist nur noch zu erahnen

Doch die Idee stößt nicht bei jedem Wilhelmshorster auf Gegenliebe. Ein älteres Pärchen spaziert am Irisgrund entlang. Auf die Frage, ob sie eine Seeterrasse gut fänden und das Vorhaben unterstützten, lautete die kurze Antwort des Herrn: „Eher nicht.“ Die Dame fügt hinzu: „Es wäre doch schade um die Natur, um die Bäume.“ Auch auf der Internetseite des Heimatvereins wird kommentiert: „Na das hat uns gerade noch gefehlt, so eine ,Seeterrasse’ für diesen ,Tümpel’. Vielleicht noch einen Imbiss draufgesetzt, zur Versorgung der in Massen anströmenden Bürger?“

Tatsächlich ist von der einstigen Pracht der Seeterrasse nicht mehr viel zu sehen. Lediglich zwei schiefe Laternen lassen erahnen, wie es am Irissee einst ausgesehen hat. Die Natur hat sich das Ufer zurückerobert, Bäume ragen hoch in den Himmel.

Einige müssten weichen, wenn die Terrasse wieder aufgebaut wird, weiß auch SPD-Mann Westphal. Auf einer Informationstafel, einige Meter von den Laternen entfernt, wird anhand eines Plans und eines historischen Fotos deutlich, dass sogar eine ganze Reihe Bäume gefällt werden müssten. Der SPD zufolge stoße das Vorhaben des Heimatvereins dennoch auf ein mehrheitlich positives Echo.

Zum Gemeinde-Jubiläum soll die Terrasse erstrahlen

Die Rekonstruktion werte die gesamte Gemeinde Michendorf kulturell auf und schaffe einen touristischen Anziehungspunkt, den die Gemeinde als Marke bewerben könne, heißt es im SPD-Antragstext für den Wilhelmshorster Ortsbeirat. Zur Finanzierung verweist die SPD auf das Investitionsprogramm „Michendorf 2020“ mit einem Gesamtvolumen von 2,7 Millionen Euro. Die Bürger könnten Vorschläge machen, was mit dem Geld passiert. „Das Geld ist da“, sagt Westphal. Dem widerspricht der für Wilhelmshorst zuständige Michendorfer Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU). Die 2,7 Millionen Euro stünden unter Haushaltsvorbehalt. Zudem entscheide am Ende die Gemeindevertretung, ob ein Projekt wie die Irisseeterrasse umgesetzt werden könne.

Die SPD plant indessen, die Fördermittel recht bald bereitzustellen – damit die Irisseeterrasse bis zur 111-Jahrfeier von Wilhelmshorst 2018 fertiggestellt werden kann. Das Projekt werde für dieses Jahr ganz oben auf die Agenda des SPD-Stadtverbandes gesetzt, erklärt dessen Chef Westphal. Er hofft auf die Unterstützung der Bürger. Noch bis zum 28. Februar können Michendorfer, ähnlich dem Bürgerhaushalt in Potsdam, Vorschläge unterbreiten, was mit dem Geld des Investitionsprogramms geschehen soll.

Per E-Mail an post@michendorf.de können dabei Ideen abgegeben werden. Bis Ende Mai soll laut Verwaltung ein Maßnahmeplan zur Entscheidung durch die Gemeindevertretung vorliegen. Dann wird klar sein, ob es mit der Rekonstruktion der Seeterrassen klappen könnte.

Björn Stelley

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