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Matschige Angelegenheit. Bauleute haben auf der Hafenbaustelle in Teltow mit dem Bodenaustausch begonnen.

© Andreas Klaer

Probleme mit Altlasten und Grundwasser: Teltows Hafen eröffnet später

Der geplante Eröffnungstermin des Teltower Hafens im Mai 2017 ist nach einem sechsmonatigen Baustopp nicht mehr zu halten. Die ersten Boote könnten nach aktuellen Planungen erst in der Saison 2018 in Teltow anlegen.

Teltow - Der Rückstand von sechs Monaten ist nicht mehr aufzuholen: Die für Mai kommenden Jahres geplante Eröffnung des Teltower Hafens wird sich verschieben. „Es ist nach derzeitigem Stand unwahrscheinlich, dass wir die Saison 2017 mitnehmen können“, sagte Teltows 1. Beigeordnete Beate Rietz (SPD) den PNN am Donnerstag auf Anfrage. Zwar werde noch nach Möglichkeiten gesucht, Bauabläufe zu beschleunigen. Der Ausgang sei aber eher ungewiss. Womöglich könnten Teile des Hafens etwas früher in Betrieb gehen, die an sich geplante Eröffnung des Hafens im Mai kommenden Jahres sei aber nicht mehr zu schaffen.

Boden ist mit Schlacke, Betonbrocken und Lösungsmittel verseucht

Hintergrund der Verzögerung sind die massiven Altlastenprobleme und die Schwierigkeiten mit dem Grundwasser auf dem Grundstück am Teltowkanal. Sie hatten sich während der laufenden Bauarbeiten als deutlich umfänglicher dargestellt als zunächst angenommen. Der Boden des ehemaligen Betonwerks ist mit Schlacke, Betonbrocken und Lösungsmittel verseucht. Schließlich hatte man entschieden, auf einer Teilfläche des Hafengeländes den Boden in bis zu vier Metern Tiefe komplett auszutauschen. An sich sollte die verseuchte, etwa 3000 Quadratmeter große Teilfläche lediglich mit einer Asphaltdecke versiegelt, also wasserdicht abgedeckt werden.

Wie berichtet mussten die Bauarbeiten deshalb im Juli unterbrochen werden. Für einen neuen Sanierungsplan brauchte das Rathaus eine Genehmigung der Unteren Bauaufsichtsbehörde des Landkreises. Hatte man im Rathaus und auf der Baustelle anfangs noch gehofft, dass die Genehmigung kurzfristig zu erlangen ist, so dauerte es bis zum Jahreswechsel, bis sie endlich eintraf. Erst Anfang Januar wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen und mussten wegen des Dauerfrostes in der dritten Kalenderwoche erneut unterbrochen werden. Wöchentlich wird jetzt entschieden, ob weitergebaut werden kann. In dieser Woche waren die Bagger wieder am Graben.

Bauarbeiten bis Ende 2017

Der Rückstand sei allerdings kaum wieder aufzuholen, sagte Rietz. Besonders viel Zeit nehme die Trocknung der verseuchten Erde auf wasserdichten Polderflächen in Anspruch. Weitere Polderfläche anzulegen sei aufgrund des großen Platzbedarfs kaum möglich. „Die Bauzeit hat sich damit auf Ende 2017 verschoben“ , sagte Rietz. Damit wäre ein Anlegen am Teltower Hafen erst mit der Saison 2018 machbar.

Von den 10,1 Millionen Euro, die der neue Hafen, der die Teltower Altstadt beleben soll, kosten wird, gehen 20 Prozent für die Altlastensanierung drauf. Projektkritiker hatten der Stadt immer wieder vorgeworfen, die Altlasten erst nach dem Grundstückserwerb geprüft zu haben. Die Stadt zahlte für die etwa 10 000 Quadratmeter große Fläche 1,3 Millionen Euro – und hielt entgegen, dass sich der Umfang der Probleme erst nach tiefergehenden Prüfungen gezeigt hätte.

Technisch ist die Altlastensanierung eine Herausforderung: Es werde Wochen und Monate brauchen, um die Verunreinigungen zu beseitigen, wie es aus dem Rathaus heißt. Dies geschehe, indem man den vorhandenen Boden aushebt und die Gruben mit unbelastetem Material wieder verfüllt. An den Grundstücksgrenzen und an der Oderstraße wird mittels Stützwänden gearbeitet. Mit jeweils vier mal fünf Meter großen, sogenannten Verbaukästen arbeitet man sich Stück für Stück vorwärts. Sie werden auf die Geländeoberkante aufgesetzt und rutschen mit dem fortschreitenden Aushub Zug um Zug in bis zu vier Meter Tiefe.

Erster Spatenstich im November 2014

Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels müsse der Bodenaushub größtenteils im Nassbaggerverfahren durchgeführt werden. Das sei zeitintensiver und man komme langsamer voran als bei Aushubarbeiten in trockenem Boden, wie es aus dem Rathaus weiter heißt. Nach erfolgtem Bodenaushub wird das Loch mit Sand und Schotter verfüllt und die Verbauplatten dabei wieder herausgezogen.

Der erste Spatenstich wurde im November 2014 mit 600 Gästen gefeiert. Der Stadtverordnete und schärfste Hafenprojektkritiker Andreas Wolf (Bürger für Bürger) sprach angesichts des Bauverzugs von „Schlamperei durch Planungsfehler“ und bezifferte die Kosten, die allein durch den Stillstand der Baustelle entstanden sind, auf 135 000 Euro. Wöchentlich würden sich die Stillstandskosten bei 5000 Euro bewegen, das sei ihm von der Verwaltung auf Anfrage mitgeteilt worden. Im Haushalt seien diese Zahlen nicht berücksichtigt worden.

„Auf der anderen Seite wird wegen 3000 Euro für eine Spülmaschine für die Schulen diskutiert oder das Geld für eine Verbesserung des Schulessen durch Zuzahlung der Stadt nicht ausgegeben“, sagte Wolf gegenüber den PNN. Das wolle er nicht hinnehmen.

Finanzpuffer von einer Million Euro

Beate Rietz bestätigte die Stillstandskosten auf Anfrage, sie seien durch das Haushaltsbudget für den Hafen aber abgedeckt. Ein Finanzpuffer von einer Million Euro war entstanden, weil die Stadt auf Anfrage beim Finanzamt erfuhr, dass die 19-prozentige Umsatzsteuer für einen Gutteil der Baukosten erstattet werden kann. Der Puffer schrumpft nun nicht nur durch den Baustillstand: Für die Altlastensanierung mussten zuletzt 170000 Euro zusätzlich einkalkuliert werden.

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