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Tatort Fahlhorst. Die Diebe haben den Maschendrahtzaun aufgeschnitten.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Solarmafia schlägt wieder öfter zu

Kein Einzelfall in Brandenburg: Diebe stahlen aus dem Fahlhorster Solarpark erneut Hunderte Solarmodule.

Potsdam/Nuthetal - Der Solarpark bei Fahlhorst, ganz in der Nähe vom Autobahndreieck Nuthetal, ist erst im Frühjahr in Betrieb gegangen. In den vergangenen Tagen wurden hier bereits zum zweiten Mal Hunderte Solarmodule gestohlen. Der Schaden geht in den fünfstelligen Bereich, hieß es gestern von der Polizei. Und es sind längst nicht die einzigen Fälle dieser Art, mit denen sich Kriminalisten derzeit herumschlagen müssen.

20 Diebstähle von Solarmodulen in Brandenburg

Der Betreiber des Fahlhorster Solarparks, die Sunovis GmbH aus Singen, wollte sich gestern nicht zu diesem und zum Diebstahl im März äußern. Man sei noch in Gesprächen mit der Versicherung, hieß es lediglich. Die hat vermutlich einiges zu klären, denn kaum eine Woche vergeht derzeit ohne neue Anzeigen von Solarparkbetreibern in Brandenburg: In diesem Jahr habe es bereits mehr als 20 Diebstähle gegeben, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Brandenburg, Mario Heinemann. Im vorigen Jahr seien es rund 60 gewesen. „Der Schaden lag jeweils bei mindestens 50 000 Euro.“

Die Täter machten sich oft die gute Erschließung der Anlagen über befestigte Wege und deren Abgeschiedenheit zunutze. Vorab werde ausgekundschaftet, wann der Wachschutz kommt, das sei nicht so oft. Mit Kleintransportern oder Lastern werde das Diebesgut dann wohl nachts abtransportiert, bevorzugt würden Solarparks in der Nähe von Bundesstraßen und Autobahnen angewählt.

Loch im Zaun: 300 Module fehlten

So ist die Wahl offenbar auch auf den Solarpark bei Fahlhorst gekommen. Die elf Hektar große Anlage am südwestlichen Berliner Ring erzeugt Strom für fast 2000 Haushalte. Am Sonntagabend wurde der aufgeschnittene Maschendrahtzaun entdeckt, insgesamt 300 Solarmodule fehlten. Kriminaltechniker haben den Tatort untersucht und die Polizei hofft nun, mithilfe von Zeugen den Tatzeitraum eingrenzen und die Täter identifizieren zu können. Dass es sich bei den Dieben um Polen handelt, ist für die Polizei aus den bisherigen Erfahrungen mit solchen Diebstählen naheliegend.

Schon vor einigen Jahren habe sich eine Soko „Sonne“ nur um solche Diebstähle gekümmert, erinnert sich Heinemann. In den Jahren 2011 und 2012 sei bei rund 250 Diebstählen ein Millionenschaden entstanden. Dann konnte im Mai 2013 eine polnische Bande dingfest gemacht werden. Zwei Täter wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. „Danach beruhigte sich die Lage, aber im vorigen Jahr ging es wieder los.“

Neue Diebesbanden wachsen wie "Hydraköpfe" nach

Eine Ermittlungsgruppe „Helios“ kümmere sich beim Landeskriminalamt seit August vergangenen Jahres um die neuen Fälle. Deren Leiter Frank Adelsberger berichtet von zwei größeren Ermittlungserfolgen, die durch die gute Zusammenarbeit mit polnischen Fahndern gelungen seien: Vor einem Jahr wurde eine achtköpfige Bande ausgehoben, vor drei Monaten ging den Ermittlern auf frischer Tat in Hessen ein Sextett ins Netz.

Doch neue Banden würden wie „Hydraköpfe“ wieder nachwachsen, heißt es von der Polizei. Derzeit werden weitere sieben bis neun Banden im Grenzbereich zu Polen vermutet. Bisherige Ermittlungen zeigten, dass sich polnische Diebesbanden aus dem Raum Zielona Góra – südöstlich von Frankfurt (Oder) – auf den Solarmoduldiebstahl in Brandenburg und ganz Deutschland spezialisiert haben, sagt Adelsberger.

Keine Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Solarmoduldiebstähle

Handlungsbedarf wird von der Polizei auf Brandenburgs Justizebene gesehen. Zwischen Elbe und Oder gebe es vier Landgerichtsbezirke. „Verfahren zusammenzufassen ist schwierig“, sagt Polizeisprecher Heinemann. „Versuche, eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Solarmoduldiebstähle einzurichten, sind bislang gescheitert.“

Die Polizei hat derweil ihre Präventionsarbeit verstärkt und Sicherungsempfehlungen für die Betreiber von Solarparks herausgegeben. Spezielle Befestigungssysteme für die Module, Durchfahrtbarrieren, Beleuchtung, feste Zäune mit Übersteigschutz, eine Kennzeichnung der Module und technische Überwachungssysteme könnten Diebstähle zumindest erschweren, heißt es darin. „Die Polizei macht immer wieder die Erfahrung, dass Diebe an Sicherungstechnik scheitern“, sagt Heinemann. In Fahlhorst hat das nicht geklappt.

Zeugen, die im Fahlhorster Fall nähere Angaben zu möglichen Tätern machen oder den Tatzeitraum eingrenzen können, werden gebeten, sich bei der Polizei unter Tel.: (0331) 55 08  1224 zu melden.

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