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Nicht allein. Eltern fragen sich, ob ihre Probleme normal sind.

© Zentrum Frühe Hilfen

Potsdam-Mittelmark: Landkreis erweitert Beratungsangebot für junge Eltern

Michendorf - Kinder zu bekommen ist für junge Eltern nicht nur toll, sondern auch anstrengend. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark beteiligt sich deshalb ab sofort an der bundesweiten Aktion „Nummer gegen Kummer“, bei der sich gestresste Eltern kostenlos und anonym beraten lassen können.

Von Enrico Bellin

Michendorf - Kinder zu bekommen ist für junge Eltern nicht nur toll, sondern auch anstrengend. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark beteiligt sich deshalb ab sofort an der bundesweiten Aktion „Nummer gegen Kummer“, bei der sich gestresste Eltern kostenlos und anonym beraten lassen können. „Junge Eltern kommen schnell in schwierige Situationen, trauen sich aber aus Angst vor dem Jugendamt nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen“, sagte Heike Wolff, die Koordinatorin für Kinderschutz und frühe Hilfen der Kreisverwaltung, am Freitag im Michendorfer Familienzentrum. Darum habe sich der Landkreis entschieden, sich an der bundesweiten Hotline zu beteiligen.

Wer sie anruft, landet zunächst bei einer Servicekraft irgendwo in Deutschland. „Wenn die die Probleme nicht gleich lösen kann, hat sie nun die Kontakte zu fünf Partnern im Landkreis und kann den Eltern den richtigen Ansprechpartner vermitteln“, so Wolff. Beteiligt sind die GFB Lichtblick, die in Werder (Havel) und Bad Belzig Beratungen anbieten, der Lösungsweg e.V., der in Teltow und Nuthetal vor Ort ist, die Caritas, die das Michendorfer Familienzentrum betreibt, und die Schwangerschaftsberatung des Teltower Diakonissenhauses. Für das Angebot der frühen Hilfen erhält der Kreis jährlich 88 000 Euro von Bund und Land. Über die Beratungsnummer soll nun unter anderem in Kitas, bei Kinderärzten und in Bussen informiert werden.

Wie wichtig der Kontakt für die jungen Eltern ist, weiß Claudia Weißgrab, die im Michendorfer Familienzentrum zwei Krabbelgruppen für Kinder ab neun Monaten und deren Eltern leitet. „Wenn die Eltern mitbekommen, dass bei den anderen auch Land unter herrscht, ist schon mal viel Luft aus den eigenen Problemen raus“, so Weißgrab. Vielen jungen Eltern fehle noch der Kontakt zu anderen Familien, sei es durch Zuzug oder Veränderungen im Freundeskreis. Deshalb könnten sie schwer reflektieren, ob ihre Alltagsprobleme schon Anlass zur Sorge sind.

Das Familienzentrum ist seit Januar in Betrieb, insgesamt habe man schon etwa 1000 Kontakte gehabt. Zwar zählen Eltern, die vormittags in die Krabbelgruppe gehen und nachmittags zum Kaffeetrinken kommen, doppelt. Trotzdem habe sie mit weniger Resonanz gerechnet, sagt Weißenbach. Die Teilnahme an den Gruppen kostet einen Euro pro Sitzung. Die meisten Eltern seien eher akademisch geprägt und hätten Probleme, weil sie alles richtig machen wollten. „Die Intuition ist bei vielen schon weggelesen“, so die Familienberaterin. Tipps und Ratgeber widersprechen sich. Da tue es gut, wenn in der Gruppe auch Eltern sind, die sich weniger theoretisch mit der Bildung befassen.

Krabbelgruppen gibt es in allen 16 Familienzentren, die es im Kreis gibt. In den westlichen Kommunen übernimmt der Landkreis Landrat Wolfgang Blasig (SPD) zufolge langfristig deren Finanzierung. In der Metropolregion gibt der Kreis eine Anfangsfinanzierung, in Michendorf werden etwa in den ersten drei Jahren gestaffelt 80, 70 und 50 Prozent der Kosten übernommen. Danach muss die Gemeinde die rund 80 000 Euro im Jahr zahlen. „Nach anfänglicher Skepsis sind inzwischen fast alle davon überzeugt, dass wir dieses Zentrum wirklich brauchen“, so Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU). Schließlich zögen viele junge Familien in die Gemeinde, die sich immer öfter für ein drittes Kind entschieden. Enrico Bellin

Eltern, die Hilfe und Beratung benötigen, können sich unter Tel.: (0800) 1110550 oder im Chat auf bke-elternberatung.de helfen lassen.

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