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Nummeriert. Die Pferdeplaketten haben unterschiedliche Farben, jedem Hof ist eine Farbe zugeordnet. So kann das Ordnungsamt die Beschwerden besser zuordnen und die Pferdehofbesitzer zum Einhalten der Regeln anhalten. Pferdehofbesitzerin Marita Schreiber hält indes wenig von dem Vorhaben.

© Andreas Klaer

Pferdeprobleme: Kritik an Pferdenummernschildern in Potsdam-Mittelmark

Einige Reiterhofbesitzer in Nuthetal halten wenig von der freiwilligen Kennzeichnung ihrer Tiere

Von Eva Schmid

Nudow - Es wiehert in den Boxen, neugierig schauen die Pferde über die Absperrung. Marita Schreiber läuft durch ihren Stall. In der Hand hält sie handgroße Plaketten mit Zahlen darauf. Es sind Nummernschilder für Pferde, ausgeteilt hat sie vor kurzem das Nuthetaler Ordnungsamt. Die Pferdehofbesitzerin schüttelt den Kopf, sie weiß nicht, was das soll.

Schreiber ist eine von insgesamt fünf Pferdehofbesitzern im kleinen Nuthetaler Ortsteil Nudow. Wer durch den 430 Einwohner großen Ort fährt, merkt schnell, dass es hier überall Pferde gibt. Das Geschäft läuft gut. Viele Berliner und Potsdamer fahren raus aufs Land zum Ausreiten. Nicht nur in Nudow, sondern auch in anderen Ortsteilen der Gemeinde sind den Bewohnern die vielen Reiter jedoch Grund zum Ärger. Die Pferde zertrampelten Wege, keiner räume die Pferdeäpfel weg, so die Kritik. In Nudow gehen manche Bewohner sogar so weit, dass sie mit den Kindern nicht mehr zum Baggersee laufen wollen. Zu viele Reiter seien auf dem engen Weg dorthin unterwegs.

Freiwillige Kennzeichnung der Pferde

Um im Dauerstreit zu schlichten, setzt das Nuthetaler Rathaus auf eine freiwillige Kennzeichnung der Pferde, um die „schwarzen Schafe“ unter den Reitern besser erkennen zu können. Das Vorhaben ist in seiner Art recht einmalig – der Vorstoß hat es immerhin bis in die überregionalen Medien geschafft.

Wie berichtet hat die Gemeinde in einer Aktionswoche im Oktober vergangenen Jahres bereits Plaketten verteilt, die letzten wurden jetzt zu den Höfen gebracht. Für jeden Reiterhof gibt es eine Plakettenfarbe, dann folgen Zahlen, die Rückschlüsse auf das jeweilige Pferd zulassen. So kann das Ordnungsamt nachvollziehen, welcher Hof sich nicht an die Abmachungen hält. Die Straßenverkehrsordnung sieht vor, dass Reiter auf der Straße unterwegs sein müssen und nicht auf Gehwegen. Auch Pferdeäpfel liegen zu lassen ist verboten. In Nuthetal kann das mit einer Geldbuße von fünf bis 1000 Euro geahndet werden. Teuer wird es, wenn das Ordnungsamt anrücken muss, um den Pferdekot zu entfernen.

Verhärtete Fronten vor Ort

Bereits seit 2011 versucht man in Nuthetal, die Probleme zwischen Reitern, Wanderern und Autofahrern einzudämmen. Die Einführung einer Pferdesteuer wurde verworfen, ein verpflichtendes Nummernschild kam nicht in Betracht. Auch Überlegungen zu einem Pferdewegenetz gab es – bisher ohne Ergebnis. Das Rathaus setzt jetzt auf Freiwilligkeit. Und hofft, dass die bis zu 300 jährlichen Beschwerden abnehmen.

Wie verhärtet die Fronten sind, zeigt sich im kleinen Nudow: „Hier gibt es bald mehr Pferde als Einwohner“, sagt eine junge Anwohnerin. Sie zeigt auf den Gehweg: Am Rande liegen Pferdeäpfel. Das sei hier überall so. Sie verzieht das Gesicht, im Hintergrund hört man Pferde wiehern.

Pferdetourismus wächst

Dabei sind die Pferde für Nuthetal ein wichtiger Wirtschaftszweig. Der Pferdetourismus ist am Wachsen: Brandenburg gehört zu den zehn beliebtesten Reisezielen für Reiter. Das erklärt auch, wieso sich so viele Pferdehöfe auf so engem Raum halten können, ohne sich größere Konkurrenz zu machen.

Auch wenn das Geschäft gut laufe: „In Nudow braucht man auch ein dickes Fell“, sagt Marita Schreiber. Die zierliche 51-Jährige betreibt ihren Hof am Rande von Nudow seit zehn Jahren. Immer wieder hat sie ans Aufgeben gedacht. Von den Nachbarn, die keine Pferde haben, werde sie angefeindet. Schreiber spricht von massiver Schikane. Um größeren juristischen Streitereien aus dem Weg zu gehen, musste sie Lärm- und Geruchsgutachten vorlegen. An Silvester werde gerne in Stallnähe geknallt. Autofahrer würden zu schnell und zu eng an Reitern im Ort vorbeifahren – um das Leben der Tiere und des Reiters nicht zu gefährden, weiche man zum Teil auf Gehwege aus. Schreiber hält die neuen Nummernschilder in der Hand. „Die bringen doch niemandem einen Vorteil.“ Ihre Reiter würden sich an die Regeln halten und auch die Pferdeäpfel entsorgen.

Ordnungsamt hofft auf Mitarbeit

Schreiber ist nicht die einzige, die zurückhaltend auf den Vorstoß des Nuthetaler Rathauses reagiert. Auch ihre Nachbarin vom Aktivstall kündigte an, die Nummernschilder nicht einsetzen zu wollen. Zu den Gründen wollte sie sich öffentlich nicht äußern. Das Ordnungsamt indes baut weiterhin auf die Mitarbeit: 13 von insgesamt 15 Pferdehöfen in Nuthetal wollen die Nummernschilder einsetzen.

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