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Gefährdet. Auch der späte Frost macht den Feldhasen zu schaffen.

© Patrick Pleul/dpa

Ostern in Potsdam Mittelmark: Der Hase lebt gefährlich

Straßenverkehr und Witterung setzen den Tieren zu – außer in Groß Kreutz.

Potsdam-Mittelmark - Hasen sind zur Osterzeit allgegenwärtige, beliebte Boten. Doch das half ihnen in Brandenburg wenig: Jahrzehntelang ging die Population der Feldhasen zurück. Nun ist sie laut dem Deutschen Jagdverband stabil, aber immer noch deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt. Zu schaffen machen den Tieren nicht nur Feinde wie Fuchs, Marder und Wildschwein, sondern in erster Linie der Mensch.

Auch in Potsdam-Mittelmark hat der Feldhase kein einfaches Leben. Der Landesjagdverband hat zwar keine absoluten Zahlen über die Hasenpopulationen in einzelnen Regionen, rechnet den Bestand aber anhand der tot aufgefundenen Tiere hoch. In Potsdam-Mittelmark wurden im Zeitraum 2016/2017 auf diese Weise 213 tote Tiere gezählt, 2014/2015 waren es 241 Tiere und im Zeitraum 2010/2011 sogar noch 305 Feldhasen. In den 1970ern hätten die Zahlen noch viel höher gelegen, sagt Helge von Giese, Sprecherin des Landesjagdverbands. Damals wurden pro Saison 10 000 tote Hasen in der Mittelmark gezählt.

Straßenverkehr als größte Gefahr

Laut Manuela Brecht, Naturschutzbeauftragte des Nabu Brandenburg, gibt es im Land Brandenburg derzeit etwa sechs Hasen pro Quadratkilometer. Auch diese Zahl lag bis vor einigen Jahrzehnten noch deutlich höher, da waren es elf Hasen, die durchschnittlich über jeden Quadratkilometer Brandenburgischen Landes hoppelten. Grund dafür sei zum einen der schwindende Lebensraum für die Tiere. „Hasen sind auf Rückzugsmöglichkeiten angewiesen, um sich vor ihren Fressfeinden in Deckung zu bringen“, sagt Brecht. Dazu seien etwa Bäume, Hecken oder Ackersäume geeignet. Außerdem brauchen die Tiere artenreiche Wiesen mit vielen Wildkräutern als Nahrungsgrundlage. Wie der Deutsche Jagdverband konstatiert, seien aber gerade in Ostdeutschland bewirtschaftete Flächen oft groß und strukturarm.

Die größte Gefahr für den Feldhasen ist in Brandenburg aber offenbar der Straßenverkehr. In der Jagdstatistik des Deutschen Jagdverbands liegt der Anteil der durch Fahrzeuge getöteten Hasen in Brandenburg bei 76 Prozent. Im Bundesdurchschnitt sind es nur 33 Prozent. Brecht zufolge liegt das auch daran, dass Feldhasen in Brandenburg häufig ihren Aufenthaltsort wechseln müssen, um genug Nahrung zu finden. „Je ausgeräumter die Landschaft ist, desto weitere Strecken müssen die Tiere zurücklegen. Und das eben auch immer öfter über große Straßen.“

Stabile Zahlen in Groß Kreutz

Dass es auch anders geht, zeigt seit Jahren die stabil hohe Zahl der Feldhasen in der Gemeinde Groß Kreutz (Havel). Dort zählte der Landesjagdverband im Herbst 2017 bis zu 22 Hasen pro Quadratkilometer, also fast vier Mal so viel wie im Landesdurchschnitt. Das liege hauptsächlich daran, dass in Groß Kreutz Marder und Fuchs konsequent bejagt werden, sagt Andreas Weiß vom Landesjagdverband. Der Verband sorge zudem für eine strukturiertere Landschaft, die durch Hecken und Saumzonen viel Unterschlupf für Feldhasen bietet. Auch werde vielfach auf Pestizide verzichtet, um artenreiche Wiesen zu erhalten. Gefördert werden die Maßnahmen von der Obersten Jagdbehörde. Trotz der guten Bedingungen, die der Hase in Groß Kreutz vorfindet, befürchtet Andreas Weiß einen Rückgang der Population. „Bei der Frühjahrszählung, die demnächst erfolgt, werden es wegen der Witterung wohl etwas weniger sein.“

Denn auch ungünstige Wetterverhältnisse setzen dem Feldhasen zu. Insbesondere im Frühjahr komme es in den vergangenen Jahren immer wieder zur Unterkühlung der Junghasen und somit zu erhöhter Sterblichkeit, wie der Deutsche Jagdverband erklärt. Bereits im vergangenen Jahr fielen dem Kälteeinbruch in der zweiten Aprilhälfte viele Feldhasen zum Opfer. Der niederschlagsreiche Sommer habe zudem dazu beigetragen, dass sich tödliche Infektionen bei Junghasen ausbreiteten.

Um dem Feldhasen zu helfen, heißt es also: Artenvielfalt sollte nach dem Vorbild von Groß Kreutz wieder aktiv gefördert werden, so Andreas Weiß. Und auch als einzelner Bürger kann man etwas tun: Auf Landstraßen beim Autofahren das Tempo drosseln.

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