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Noch Platz für Neubauten. Unter anderem im Rehgraben-Wohngebiet hat die Gemeinde noch Flächen ausgemacht, auf denen Geschossbauten entstehen könnten – hier gegenüber der Bushaltestelle Nudower Grund.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Nuthetal auf Wachstumskurs

Die Gemeinde hat schon 9000 Einwohner. Jetzt plant der Potsdamer Vorort ein Neubauprogramm

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Nuthetal - Entgegen aller Prognosen wächst die Gemeinde Nuhetal – und wächst, und wächst, und wächst. Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) kann sich vorstellen, in den kommenden Jahren die 10 000-Einwohner-Marke zu knacken – ein Ziel, das vor wenigen Jahren noch völlig undenkbar erschien. „Der Druck aus Potsdam und aus Berlin ist enorm“, sagt Hustig gegenüber den PNN. Einige Städter würden vor den hohen Mieten die Flucht ergreifen, andere hätten einfach Lust auf mehr Grün.

Besonders Familien zieht es in den gut angebundenen Potsdamer Vorort, die Geburtenrate Nuthetals liegt über der Sterberate. „Das können nicht viele Kommunen in Brandenburg über sich sagen“, so Hustig. Von 8800 hat sich die Gemeinde in fünf Jahren auf 9000 Einwohner hochgerappelt. Dabei waren im Demografiebericht des Landkreises vor drei Jahren rapide sinkende Zahlen prognostiziert worden, sollte allein in diesem Zeitraum die Zahl um 100 Einwohner sinken.

Hustig glaubt besonders an Chancen, die sich aus dem sozialen Wohnungsbau noch für die Gemeinde ergeben könnten. Das Land Brandenburg wird seine Zuschüsse dafür um 30 Millionen auf insgesamt 70 Millionen Euro pro Jahr aufstocken. 2000 Sozialwohnungen sollen in den nächsten Jahren entstehen, vor allem Orte mit angespannten Wohnungsmärkten sollen von den Fördergeldern profitieren. Hustig hofft, dass Nuthetal etwas abbekommt. Es gebe keinen Leerstand in der Gemeinde, weshalb der Druck durch den Neubau von bezahlbaren Wohnungen aufgefangen werden müsse.

Um die Weichen rechtzeitig zu stellen, hat das Rathaus ein „W-ohnungspolitisches Grundsatzprogramm“ erstellt. Die Möglichkeiten sind zwar durch das Potsdamer Trinkwasserschutzgebiet recht eingeschränkt. Immerhin sieht die Gemeinde aber in den Innenbereichen noch Potenzial zum Bau von rund 250 Wohnungen. In mehreren Ausschüssen der Gemeinde wurde das Programm bereits einstimmig befürwortet. Abschließend entscheiden die Gemeindevertreter am 8. Dezember.

Partner eines kleinen Wohnungsbauprogramms könnte laut Hustig unter anderem die kommunale Kleinmachnower Wohnungsbaugesellschaft Gewog sein, an der Nuthetal einen kleinen Anteil hält. Die meisten der neuen Wohnungen könnten dem Programm zufolge im Rehgraben-Wohngebiet in Rehbrücke entstehen. 114 Wohnungen könnten nach Schätzung der Gemeinde größtenteils in Mehrfamilienhäusern auf einer 1,9 Hektar großen Wald- und Wiesenfläche gegenüber der Bushaltestelle Nudower Grund entstehen – nur eineinhalb Kilometer vom Bahnhof Rehbrücke entfernt und somit sehr günstig gelegen für Pendler. In der Saarmunder Waldkolonie könnten dem Konzept zufolge 42 Wohnungen entstehen. Bis auf 14 Wohnungen im Tremsdorfer Ortszentrum sind alle Neubauten in Rehbrücke und Saarmund geplant.

Die Vermutungen, dass Gemeinden schrumpfen werden und dass die Bevölkerung insgesamt altert und weniger Kinder geboren werden, werden auch aufgrund der aktuellen Flüchtlingsströme wahrscheinlich kaum so bald eintreten, wie es in dem Konzept heißt. „Brandenburg muss sich bereit machen, eine Heimat für Zehntausende Flüchtlinge zu werden. Der Drang nach preisgünstigem Wohnraum ist extrem gestiegen.“

Laut Rathausangaben leben schon jetzt mit rund 9000 Einwohnern 300 Menschen mehr in Nuthetal als vom Kreis vorhergesagt, wobei die Vorhersagen für die wachsende Zahl älterer Einwohner zutreffend sind. Über 1700 Nuthetaler sind älter als 65 Jahre, Tendenz steigend. Das soll hinsichtlich der Barrierefreiheit für Neubauten Beachtung finden, aber auch junger Zuzug soll nicht zu kurz kommen. Die Wohnungsgrundrisse sollen variieren, um Familien genauso gerecht zu werden wie Alleinstehenden.

Die Verwaltung will den Wohnungsbau zügig vorantreiben. Mit den Neubauten im Rehgrabengebiet, deren Kosten auf 15,9 Millionen Euro geschätzt werden, könnte noch im kommenden Jahr begonnen werden, wie aus dem wohnungspolitischen Konzept hervorgeht. Die Fläche befindet sich größtenteils im Eigentum der Gemeinde. Sie ist im derzeitigen Bebauungsplan als Reserve für einen Schulneubau vorgesehen, der nicht nötig ist.

Für die Siedlung in der Saarmunder Waldkolonie werden die Baukosten auf knapp acht Millionen Euro geschätzt. Das derzeit bewaldete Gelände ist in Privatbesitz. Die Wohnungen könnten dem Konzept zufolge im Zeitraum zwischen 2017 und 2019 entstehen. Kleinere Flächen in der Beethovenstraße in Rehbrücke sowie im Tremsdorfer Ortskern, die bebaut werden sollen, gehören bereits der Kleinmachnower Gewog. Sie war bereits Bauherr von 60 barrierefreien Wohnungen im Rehgrabengebiet und könnte ihre leer stehenden Flächen selbst entwickeln. In ersten Gesprächen sei Interesse bekundet worden. Bürgermeisterin Hustig: „Mit sozialem Wohnungsbau ist zwar kein großer Gewinn zu erzielen, aber dazu sind die kommunalen Wohnungsunternehmen ja auch nicht da.“

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