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Wer will bauen? Für die Marina am Hafen fehlt der Betreiber.

© Sebastian Gabsch

Noch immer kein Betreiber gefunden: Teltows Marina ist zu klein

Die Stadt Teltow wird ihren Hafen wohl selbst betreiben müssen, sagen private Marinabesitzer. Das Projekt in seiner bisherigen Planung sei für Betreiber wirtschaftlich nicht rentabel.

Von Eva Schmid

Teltow - Teltows Suche nach einem privaten Hafenbetreiber wird vermutlich ins Leere laufen. Der Hafen, so schätzen es Marinabetreiber aus der Region ein, sei viel zu klein konzipiert. 39 Liegeplätze, davon 20 für Dauergäste, seien zu wenig. Laut einer aktuellen Studie aus Schleswig-Holstein zum Thema Marinabetrieb brauche es 150 bis 200 Dauerliegeplätze, um einen Hafen wirtschaftlich zu betreiben.

„Nur Einnahmen aus den Tagesgästen und den Wassertouristen zu ziehen, ist unrealistisch“, sagt Frank Ringel gegenüber den PNN. Ringel betreibt seit 28 Jahren eine Marina mit 200 Liegeplätzen am Zernsee in Werder. 80 Prozent seiner Plätze sind Dauergästen vorbehalten. Nur eine große Anzahl an Dauerliegeplätzen sichere die Arbeit über den Winter, so Ringel. Yachtbesitzer würden in den kalten Monaten ihre Boote für die kommende Saison fit machen lassen. „Hat man das nicht, muss man am Ende des Sommers das Personal entlassen“, so Ringel.

Wie im vergangenen Hafenausschuss bekannt wurde, sucht die Stadt bisher erfolglos nach einem Investor und Betreiber für das Gastro- und Funktionsgebäude sowie für die Bootswerft. Die Stadt wollte, um Kosten zu sparen, die Gebäude nicht selbst errichten – idealerweise würde das der Betreiber oder ein Investor machen, der sich den Bau im Rahmen der Vorgaben nach seinen Wünschen errichtet. Doch die Pläne der Stadt scheinen bisher nicht aufzugehen.

Und die Antworten aus dem Rathaus zur derzeit unklaren Lage sind vage: Die Suche nach einem Interessenten sei noch nicht abgeschlossen, heißt es in einer schriftlichen Antwort der Verwaltung auf eine PNN-Anfrage. Die Stadt würde weiterhin an einem externen Bauherren festhalten. Auf die öffentliche Ausschreibung hätten sich Interessenten gemeldet. Man könne jedoch noch nicht sagen, wann mit Ergebnissen des Ausschreibungsverfahrens zu rechnen ist.

Sollte sich kein Bauherr finden, heißt es weiter, werde die Stadt wie ursprünglich geplant das Hafengebäude selbst errichten. Dafür seien bereits Mittel im Haushalt eingestellt, so Pressesprecherin Andrea Neumann. Rund eine Million Euro sind in diesem Jahr für Investitionen in das Hafenprojekt geplant. Der Haushalt wurde im Dezember vergangenen Jahres von den Stadtverordneten beschlossen.

Die Kosten für das Hafenprojekt liegen damit derzeit bei rund 15 Millionen Euro. Die Baukosten haben sich in den vergangenen Jahren verdreifacht – mit dem Ergebnis, dass das Marinaprojekt über die Stadtgrenzen hinaus traurige Berühmtheit erlangt hat. Nicht nur der Bund der Steuerzahler hat in seinem Schwarzbuch den Hafenbau als Steuergeld-Verschwendung angeprangert, auch der Komiker Mario Barth lästerte in seiner Sendung auf RTL über den unfertigen Hafen und das viele versenkte Geld.

Hafenbetreiber wie Ringel sehen die Schwierigkeit im Geschäftsmodell Wassertourismus. Der sei bei vielen Kommunen derzeit beliebt und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ein Blick auf den Wasserwanderrastplatz auf der Werderaner Insel zeigt, wie gut das Konzept funktionieren kann. Laut Marinabetreiber Ringel könne der Platz in Werder mit seinen 26 Plätzen für kleinere Boote dreimal so groß sein, so gut sei er ausgelastet. Doch ein Wasserwanderrastplatz ist kein Hafen, er ist weniger aufwendig und nicht so teuer im Betrieb. In Teltow übrigens war vor Beginn des Projektes ursprünglich auch ein Wasserwanderrastplatz angedacht gewesen.

Doch man wollte eine Marina. Und ein Hafen ohne Marinageschäft geht schlecht, so heißt es aus Expertenkreisen. Marinagäste seien von den Kommunen oft nicht gewollt. Es sei ein anderes Klientel. Nicht zuletzt hofft man auch in Teltow besonders durch Tagestouristen die Altstadt zu beleben.

„Wenn Teltow hauptsächlich auf Wassertouristen setzt, dann muss viel Service rund um das Hafenbecken eingeplant werden.“ Ringel spricht unter anderem von einer Krananlage, einer großen Slipanlage für Boote. Doch wenn die Stadt das große Servicepaket baut, wie hoch wird dann wohl die Pacht sein, überlegt Ringel. Und wird sie jemand zahlen wollen?

Das Teltower Marinaprojekt ist trotz seiner zu kleinen Dimensionen für Ringel noch nicht ganz verloren. Wenn schon Touristen kommen sollen, dann müsse das groß aufgezogen werden. „Die Stadt könnte sich einen Betreiber suchen, der eine Charterbasis in Teltow aufbauen will.“ Teltow sei gut an die Berliner Flughäfen angebunden, über den Teltow-Kanal könnten Wassersportler über Berlin in das Dahme-Seengebiet mit über 70 Seen fahren. Und sollte sich auch dafür kein Interessent finden, „dann muss die Stadt ihren Hafen eben selbst betreiben“.

In Teltow jedenfalls scheint derzeit nichts ausgeschlossen. Der Hafen soll trotz der vielen Unwägbarkeiten und Probleme im Sommer dieses Jahres eröffnen. Das bestätigte die Stadt erneut auf Anfrage. Zumindest die Altstadt könnte schon im Sommer von der Hafeneröffnung profitieren: Denn wer in Teltow anlegt, wird auf dem Hafenareal zu diesem Zeitpunkt wenig bis gar nichts vorfinden. Immerhin: Der Weg zum nächsten Restaurant ist nicht weit, und im Rathaus gibt es eine öffentliche Toilette.

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